Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Fiber Plast

In der Nische zum Erfolg

Hotels und Private investieren kräftig ins kühle Nass. Davon profitiert auch Fiber Plast. Das Vinschger Unternehmen ist ein Hidden Champion im Schwimmbadbau und ist bereit für den Wechsel an der Spitze.

Puristisch, klar, geradlinig. So zeigen sich die Schwimmbäder von heute. Der Markt boomt und ein Latscher Unternehmen schwimmt mit und ist den Mitbewerbern um Längen voraus: Mit Filterbehältern aus glasfaserverstärktem Kunststoff für die Aufbereitung von Schwimmbadwasser. Wie es Fiber Plast damit bis nach Russland geschafft hat – ein Gespräch mit Firmengründer Andreas Nagl und seinem Sohn Daniel.

Selbst in den Niederlanden oder in Russland sind Poolanlagen mit Ihren bunten Filterbehälter ausgestattet. Haben Sie auf die richtige Nische gesetzt?
Andreas Nagl: Wir haben die richtige Nische gefunden. Und das war purer Zufall. Wäre ich 1982 nicht arbeitslos geworden, hätte mein Weg nicht zur Firma Esterglas nach Schlanders geführt. Dort habe ich gelernt aus glasfaserverstärktem Kunststoff Schwimmbecken oder Whirlpools zu fertigen.  

Und wie erfolgte der Schritt in die Selbstständigkeit?
Nach fünf Jahren habe ich gekündigt und kurze Zeit später kontaktierte mich Eugenio Roversi. Der Großhandelsunternehmer aus dem Veneto hatte die Idee, selbst Filterbehälter zu produzieren. Wir haben uns nur einmal getroffen und dann ging alles ganz schnell. In Latsch haben wir eine Lagerhalle gekauft und im Februar 1989 mit zwei Mitarbeitern die Produktion aufgenommen. Seither produzieren wir Qualitäts-Filterbehälter in allen Farben und Formen – als eines der wenigen Unternehmen in Mitteleuropa.

Hatten Sie denn gar keine Angst vor der Selbstständigkeit?
Doch, ich hatte meine Bedenken. Aber Eugenio, der genauso wie ich 50 Prozent am Unternehmen hielt, war erfahren und lebte nach dem Motto: „Mai paura, sempre avanti.“ Die ersten 20 Jahre liefen dann auch glatt, neue Kunden kamen auf uns zu, wir expandierten nach Deutschland und wurden Schritt für Schritt größer.

Bis zur Krise 2009.
Ja, genau. Unser Hauptmarkt Italien brach ein und wir mussten zum ersten Mal unsere Produkte aktiv verkaufen. Eine völlig neue Erfahrung, die nach neuen Ideen verlangte.

Fiberplast Betrieb

Neue Ideen, die Ihr Sohn Daniel eingebracht hat?
Daniel: Das stimmt schon, als ich vor sieben Jahren ins Unternehmen einstieg, habe ich nur so gesprüht vor Ideen.
Andreas: Das Problem nur: Wir waren plötzlich ein Dreiergestirn. Damit wurde vieles schwieriger. Vor zwei Jahren schließlich haben wir Eugenios Anteile übernommen und sind nun ein reines Familienunternehmen. Und ich bin wahnsinnig glücklich, dass wir uns im Guten getrennt haben.

Und seither arbeiten Sie an der Firmenübergabe?
Daniel: Wir sind jetzt in der Phase der Übergabe. Noch haben wir eine klare Aufgabenteilung, mein Vater kümmert sich um die Produktion und das Personal und ich mich um den Vertrieb. Große Entscheidungen treffen wir aber gemeinsam.
Andreas: Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung. Deshalb wird es einen Schnitt brauchen, damit Daniel seine Ideen umsetzen kann. Nach so vielen Jahren im Betrieb, kann man sich von bestimmten Denkmustern nur schwer lösen.

Sind Sie für die Zukunft gerüstet?
Andreas: Die Krise hat uns geprägt. Zwischen 2013 und 2015 mussten wir jeweils im Herbst, wo es in unserer Branche ohnehin wenig zu tun gibt, Kurzarbeit einführen. Seit vier Jahren geht es zum Glück wieder aufwärts. Die italienische Wirtschaft hat sich erholt und wir haben uns neu aufgestellt.
Daniel: Unter anderem haben wir uns von bestimmten Kunden getrennt, um uns auf unsere echten Partner zu konzentrieren.

Der Neujahrsempfang in Ihrem Unternehmen stand unter dem Motto: Facebook-Recruting. Ein Thema für Sie?
Andreas: Darf ich ganz ehrlich sein? Noch bin ich für das Personal verantwortlich und ich weiß beim besten Willen nicht, wie das funktionieren soll.

Wie gelingt es Ihnen dennoch gute Mitarbeiter für Fiber Plast zu begeistern?
Andreas: Mit pünktlicher Bezahlung etwa. In all den 30 Jahren ist es noch nie vorgekommen, dass wir Löhne unpünktlich bezahlt haben.
Daniel: Unsere Mitarbeiter wissen, dass wir jeden einzelnen schätzen. Denn wir sind der Überzeugung, dass jede noch so kleine Arbeit zum Resultat des Betriebes beiträgt.

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