Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft
Altes Wappen

Altes Wappen

Zwischen Vergangenheit und Zukunft

Im Habsburger Reich war die Einführung der damaligen Handels- und Gewerbekammern ein langer Prozess, weil sie mit der Modernisierung vieler Bereiche des Staates verbunden war.

Nach den Napoleonischen Kriegen und der Restauration 1814 setzten sich allmählich wieder die antiken Herrschaften in Europa durch: In Österreich übernahm Franz I. wieder all seine Befugnisse und seine alten Gebiete und bemühte sich dabei, einen lang andauernden Frieden zu wahren.

Dieses System geriet allerdings 1848 aus dem Gleichgewicht, als sich in ganz Europa die Unzufriedenheit gegen die Regierungen und die zentrale Macht breit machte. Die Aufstände, die anfangs von Studenten und Lehrern angeführt wurden, dehnten sich auf verschiedene Klassen der Gesellschaft und zahlreiche Bereiche wie Kultur und Politik, Religion und Wirtschaft aus. Die Unternehmer- und Produktionsstände waren sich nun infolge der Einflüsse der Industriellen Revolution ihrer Rolle bewusst und begannen, ihre Stimme zu erheben und eine angemessene Vertretung in den wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen auf institutioneller Ebene zu fordern. Der Habsburger Staat sah sich somit dazu veranlasst, eine Reihe von Studien und Anhörungen vorzunehmen, um diesen Forderungen auf den Grund zu gehen, bis schließlich die Handels- und Gewerbekammern gegründet wurden. An den Diskussionen beteiligte sich auch der Merkantilmagistrat in Bozen, der trotz des langsamen Untergangs der Messen weiterhin eine wichtige Rolle als Vertretung der lokalen Handelsinteressen spielte. Der Magistrat sandte zahlreiche Schriften an die Regierung in Wien, in denen er sich für die Errichtung einer Kammer in Verbindung mit dem Magistrat einsetzte. Seinem Antrag wurde schließlich auch stattgegeben, sodass in der Verordnung des Handelsministeriums vom 26. März 1850 im Verzeichnis der Städte, in denen eine Kammer entstehen sollte, auch Bozen aufschien.

Unter dem rechtlichen und organisatorischen Aspekt war die neue Kammer eine moderne Einrichtung; Bozen wollte jedoch nicht völlig auf das symbolträchtige und materielle Vermögen des alten Merkantilmagistrats verzichten. Am 10. März 1851 ließ sich die Handels- und Gewerbekammer im Merkantilgebäude, dem ehemaligen Sitz des Magistrats, nieder. Franz Anton von Kofler wurde als letzter Konsul des Magistrats zum Präsidenten der neuen Kammer gewählt. Als Zeichen der Kontinuität übernahm die Kammer das ursprüngliche Siegel des Merkantilmagistrats als offizielles Wappen. Heute noch ist es mit seinen zahlreichen geschichtsträchtigen Symbolen im Logo der Handelskammer zu sehen.

Bereits Claudia de' Medici hatte in ihrer ersten Messeordnung aus dem Jahr 1635 in einem Kapitel die Elemente des Siegels genannt, welche die Konsuln und Beisitzenden in den Amtsunterlagen auszeichnen sollten: die Weltkugel, die Warenballen und der Spruch Ex merce pulchrior. Im Wappen, das seit der Mitte des 18. Jahrhunderts unverändert geblieben ist, ist eine Säule zu sehen, welche die Welt trägt; um den Sockel herum liegen Pakete, Warenballen und Fässer, während im Hintergrund Schiffe über das weite Meer segeln und die Umrisse weit entfernter Länder zu erkennen sind.

Wasser, Meer und Flüsse waren zu der Zeit wichtige Transportwege. Zur Zeit des Merkantilmagistrats war Bozen eine europaweit bekannte Messestadt. Viermal im Jahr kamen Kaufleute aus allen Ländern angereist.

Die Segelschiffe im Wappen erinnern an kostbare Ladungen von Gewürzen, Stoffen und Edelmetallen, die aus fernen Häfen kamen; an die Flöße, die die Etsch entlang von Branzoll bis nach Verona reisten, oder an die Boote, die dann dieselbe Route zurückfuhren und Waren aus und nach Italien brachten.

Der Transithandel war nicht nur für die Stadt Bozen, sondern für ganz Tirol von großer Bedeutung. Den aufmerksamen Museumsbesuchern entgehen im Merkantilgebäude sicher nicht die vielen Darstellungen von Schiffen und Flussgottheiten in den Gemälden aus jener Zeit.

An der Wende zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert traten wichtige Änderungen im Handel ein: Der Fortschritt und neue Technologien brachten modernere Transportmittel, neue Wege und somit auch neue Handelsbräuche. Der Flussweg wich allmählich der effizienteren Eisenbahn; am Ende des Jahrhunderts wurde das Wasser langsam für andere Zwecke verwendet, so zum Beispiel für die Erzeugung von Strom und für die neue Industrie.

Das Logo der Handelskammer erinnert an das alte Siegel und an den Ruhm der Jahresmärkte in der Geschichte Bozens, ist aber auch heute noch ein aussagekräftiges Symbol der Globalisierung. Zwar hat der Fluss seine ursprüngliche Bedeutung verloren, doch sind der Transitverkehr von Waren und Personen, der Austausch von Ideen und Innovation heute mehr denn je eine wesentliche Bereicherung für Südtirol.

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