Handelskammer Bozen
Künstliche Intelligenz wird in der Arbeitswelt immer mehr eingesetzt

Der selbstlernende Roboter

Künstliche Intelligenz
Datum:  November 2023

Künstliche Intelligenz (KI) ist für die Forschung nichts Neues, für die Industrie sehr wohl. Marco Todescato von Fraunhofer Italia schlägt die Brücke zwischen Wissenschaft und industrieller Anwendung.

Herr Todescato, Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde, aber keiner weiß genau, worum es geht.
Marco Todescato: Künstliche Intelligenz sind viele Sachen gleichzeitig. Man versucht, verschiedene Disziplinen zusammenzubringen, so zum Beispiel Steuerungstechnik, verschiedene Ingenieurbereiche, Robotik, Big Data Analysis und Statistik. Mithilfe von Software-Algorithmen suchen wir Muster in den Daten. Das Ziel ist es, aus den Daten das Beste herauszuholen, die meisten Informationen zu gewinnen. Die vielleicht bekannteste Anwendung der KI ist das Maschinelle Lernen. Ein künstliches System lernt aus Beispielen, kann auf dieser Basis verallgemeinern und selbstständig Entscheidungen treffen.

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie aus?
KI ist in der Forschung schon lange ein wichtiges Thema, die große Neuerung ist die konkrete Anwendung in der Industrie, die gerade stattfindet. Wir bei Fraunhofer Italia arbeiten im Bereich angewandte Forschung, wir versuchen die theoretischen Entwicklungen auf die Industrie zu übertragen.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?
Industrieforschung wird vertraulich betrieben, allerdings kann ich gerne von CORAL erzählen, einem von Fraunhofer Italia entwickelten einfachen kollaborativen Roboter (Cobot), mit dem wir die Möglichkeiten der Technologie interessierten Klein- und Mittelbetrieben (KMUs) zeigen. Das Anwendungsmodul CORAL (Collaborative Robotic Assistant Learner through demonstrations) kombiniert kollaborative Robotik und maschinelles Lernen für die Sortierung von Objekten, die auf einem Förderband transportiert werden. CORAL besteht aus drei Modulen: das Bildverarbeitungsmodul, das die Objekte fotografiert, aber auch schaut, wo sich der menschliche Mitarbeitende aufhält; das Kontrollmodul, welches die Bewegungen des Roboters steuert und stoppt, wenn der Mensch zu nahekommt und schließlich das KI-Modul, das beobachtet, was der Mitarbeitende ihm zeigt und lernt daraus, was es mit einem bestimmten Objekt tun muss.

Was sind die Vorteile der KI?
In der klassischen Robotik gibt es große, abgeschirmte Roboter, mit denen nur über Übertragungsprotokolle kommuniziert wird. Dafür braucht es hochspezialisierte Techniker/innen. Es ist schwierig, einem Roboter mitzuteilen, was ich von ihm möchte. Beim Cobot ist die Konfiguration viel einfacher. Danach können Roboter dank KI zum Beispiel sehr spezielle, aber sich ständig wiederholende Aufgaben bewältigen. Der Mitarbeitende ist dann frei für ihm angemessenere und kreativere Aufgaben.

Und die Nachteile?
Beim maschinellen Lernen hat man es häufig mit Wahrscheinlichkeitsmodellen (die durch ein Konfidenzintervall gekennzeichnet sind und daher Fehler enthalten können) sowie mit Big Data zu tun. Wenn das Modell trotz allem nicht das tut, was der Nutzer beziehungsweise die Nutzerin von ihm will, muss ich am Ende doch wieder in die Software eingreifen und die ist noch komplizierter als bei einem klassischen Roboter. Ich muss sehr viele Daten sammeln und auch die finanzielle Investition ist nicht ohne.

Info

Marco Todescato

Marco Todescato hat nach seinem Studium und seiner Promotion eine zweijährige Forschungstätigkeit an der Universität Padua absolviert. Im Jahr 2018 wechselte er ans Bosch Center for Artificial Intelligence in Stuttgart, wo er unter anderem im Bereich Künstliche Intelligenz arbeitete. Heute ist er Senior Researcher bei Fraunhofer Italia (Bozen) als Teil der Gruppe Robotics and Intelligent Systems Engineering.

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