Wirtschaftsbarometer Landwirtschaft
Die Prognosen des Obstsektors in Bezug auf die Ertragslage und die Auszahlungspreise im Jahr 2024 sind dank der verbesserten Marktlage vorsichtig optimistisch. Auch die Genossenschaftskellereien blicken trotz der nachlassenden Umsatzdynamik zuversichtlich in das laufende Jahr. Der Milchsektor ist mit rückläufigen Marktpreisen und verschärftem Wettbewerb konfrontiert, aber auch hier sind alle Sennereien zuversichtlich, angemessene Auszahlungen an die Landwirte gewährleisten zu können. Dies geht aus der Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Im Südtiroler Weinsektor zeigten sich alle befragten Kellereien mit der Ertragslage im Jahr 2023 zufrieden, die sie häufig als gut bezeichneten. Die Ernte des vergangenen Herbstes lieferte mehr als 362.000 Hektoliter Wein, was in etwa dem Niveau des Vorjahres entspricht. Für 2024 erwartet jedoch ein Drittel der Kellereien einen Umsatzrückgang, insbesondere auf dem Südtiroler Markt. Der italienische Markt wird dagegen voraussichtlich weiterhin auf Wachstumskurs bleiben. Auch dank höherer Verkaufspreise werden die Rentabilitätsmargen befriedigend sein, dementsprechend werden die Kellereien ihre Investitionen erhöhen und die Winzer/innen angemessen entlohnen können.
Die Obstbranche blickt dank der positiven Situation auf dem Apfelmarkt mit Optimismus auf das laufende Jahr. Die Ernte 2023 war in Südtirol um 16 Prozent ertragreicher als im Vorjahr, während sie in Europa insgesamt leicht unter dem Durschnitt lag. Dies und andere günstige Rahmenbedingungen hatten einen Anstieg der Marktpreise zur Folge. Nach verhaltenen Verkaufsmonaten im Winter hat die Vermarktung in den letzten Wochen an Schwung aufgenommen und im April entsprachen die Apfelbestände in den heimischen Lagern den Abbauplänen. Dementsprechend erwarten die Genossenschaften zufriedenstellende oft sogar gute Auszahlungspreise.
Der Milchsektor zeigt sich mit der im Jahr 2023 erzielten Rentabilität und den Auszahlungspreisen an die Landwirte zufrieden. Für das laufende Jahr erwarten die Genossenschaften jedoch einen verstärkten Wettbewerb und einen Rückgang der Preise am Markt, was sich negativ auf den Umsatz auswirken wird. Der Kostenanstieg dürfte sich heuer aber abschwächen, dementsprechend gehen alle Sennereien von zumindest befriedigenden Erzeugerpreisen aus.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, betont die Chancen, die sich durch die Digitalisierung auch im Agrarsektor ergeben: „In einem Umfeld, das von Klimawandel, steigenden Produktionskosten und Arbeitskräftemangel geprägt ist, spielen Investitionen in die Digitalisierung und neue Technologien auch in der landwirtschaftlichen Produktion eine immer wichtigere Rolle. Damit können die Ernteerträge optimiert und der Arbeitsaufwand sowie der Wasserverbrauch reduziert werden.“
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it und Nicola Riz, Tel. 0471 945 721, E-Mail: nicola.riz@handelskammer.bz.it
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Georg Egger, Obmann des Sennereiverbandes
„Der Markt ist derzeit schwierig und der Wettbewerb stark. Die hohen Lebenshaltungskosten führen dazu, dass die Menschen gezielter einkaufen und vor allem bei Aktionen. Wir punkten jedoch mit der Qualität und der Bekanntheit unserer Produkte. Dies lässt uns zuversichtlich in die Zukunft schauen.“
Daniel Gasser, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes
„Nach einem in einigen Bereichen schwierigem letzten Jahr, das von Unsicherheiten geprägt war, können die Genossenschaften und damit auch die Bäuerinnen und Bauern wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die hohe Qualität der Erzeugnisse und ein gut funktionierendes Genossenschaftswesen stärken unsere Position am Markt. Was wir noch tun können, ist Trends, wie jenen der Nachhaltigkeit, stärker zu nutzen, um uns noch besser zu positionieren. Und natürlich müssen wir innovativ bleiben.“