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Nachhaltigkeitsreporting

Nachhaltigkeitsreporting

Lästige Pflicht oder Chance?

2026 müssen große Unternehmen erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht nach den neuen EU-Standards veröffentlichen, die Datenerhebung muss also schon im kommenden Jahr beginnen – auch bei den oft sehr viel kleineren Zulieferern. Wir haben bei Hannes Huebser, Geschäftsführer von Progess Software Development (PSD) in Brixen, nachgefragt, inwieweit automatisierte Lösungen bei der Datenerhebung helfen können. Und nicht nur bei der Erhebung.

Herr Huebser, auch für die Südtiroler Betriebe bringt das neue Nachhaltigkeitsreporting einiges an Mehraufwand mit sich. Wie gut sind Sie Ihrer Erfahrung nach darauf vorbereitet?
Hannes Huebser: Ich denke, dass die Thematik wegen der neuen EU-Richtlinie bei Südtiroler Firmen stärker ins Bewusstsein gerückt ist. Auch Beraterfirmen bieten bereits Unterstützung, wenn es darum geht, ein Reporting aufzubauen. Noch sind die Anforderungen aber nicht allzu hoch, weil man – etwa bei Wasser- und Stromverbrauch, aber auch bei der Spezifizierung und Herkunft der verwendeten Materialien – mit Jahresdurchschnitts- und nicht mit Tageswerten arbeiten kann. Weil aber die ganze Lieferkette gefordert ist, müssen sich alle mit dem Thema auseinandersetzen.

Ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung nur eine lästige bürokratische Pflicht oder doch mehr?
Das hängt von der eigenen Herangehensweise ab. Man kann das Reporting, sagen wir einmal, sehr pragmatisch sehen und einen Bericht um des Berichts willen abliefern. Man kann die Datenerhebung für das Reporting aber auch als Chance nutzen und aus den Daten beträchtliches Einsparungspotenzial erkennen.

Haben Sie es in Ihrem Betrieb selbst so gehandhabt?
Ja, wir haben geschaut, welche Verbräuche wir in der Produktion haben und anhand der Daten auch analysiert, ob es beispielsweise Sinn ergibt, Maschinen im Standby laufen zu lassen oder kontrolliert abzuschalten. In manchen Bereichen haben wir so 10, 15 Prozent Energie einsparen können.

Und wie sieht es bei Ihren Kunden aus?
Unsere Kunden sind vor allem Betonfertigteilwerke und Stahlverarbeitungsbetriebe, für die wir Software-Lösungen, etwa ERP und MES-Systeme anbieten. So haben wir bereits historisch sehr viele Daten im System. Unsere Idee war nun, unseren Kunden die Chance zu bieten, über diese Systeme in Echtzeit verfolgen zu können, wie viel Strom, wie viel Wasser, wie viel Energie verbraucht wird, welche Materialien zum Einsatz kommen und woher sie stammen. Das hilft bei der Berichterstattung, macht aus dieser aber auch eine Chance, die Nachhaltigkeit spürbar zu erhöhen.

Automatisierte Systeme zur Datenerhebung in Sachen Nachhaltigkeit decken also – je nach Wunsch des Unternehmens – eine breite oder weniger breite Palette ab?
Die Software kann minimale Anforderungen abdecken, also etwa Durchschnittswerte hinterlegen oder bestimmte Daten situativ mit Kunden austauschen. Das kann beispielsweise der EPD-Wert eines Produkts sein, der auf den Lieferschein gedruckt wird. Die Daten im System erlauben aber auch, alle Prozesse strukturiert aufzuarbeiten.

Was heißt in diesem Zusammenhang „strukturiert aufarbeiten“?
Anfangs erhebt man alle Daten und analysiert, ob und wo Einsparungspotenzial gegeben ist. Danach macht man sich Gedanken, wie man dieses Potenzial nutzen kann, ob es also Alternativen zum derzeitigen Ablauf gibt. Insgesamt helfen die Daten, Produkte von einer anderen Seite zu sehen. Man hat also nicht mehr nur die Effizienz im Blick, sondern auch die Nachhaltigkeit, die so zu einem integralen Bestandteil der täglichen Arbeit wird ...

… oder sogar werden muss, wenn es der Markt verlangt.
Wir sehen am Beispiel der nordischen Länder, die uns tendenziell immer einen Schritt voraus sind, dass der Druck zu mehr Nachhaltigkeit vom Markt kommt, etwa wenn Nachhaltigkeits-Parameter (z.B. klimafreundliche Inhaltsstoffe) in Ausschreibungen eingebaut werden. Da ist es wichtig, wenn man sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat und die eigenen Anstrengungen mit Daten belegen kann.

Die Reportingpflicht in der EU könnte also einiges anstoßen.
Noch wird die Berichterstattung als notwendiges Übel wahrgenommen, aber allein die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit löst etwas aus. Das ist vergleichbar mit der Energiepreiskrise, als alle – selbst die Haushalte – sich plötzlich mit Einsparungspotenzialen beschäftigt haben. Die Nutzung automatisierter Systeme kann zudem helfen, den Aufwand nicht nur für das Reporting, sondern für die gesamte Datenanalyse in Grenzen zu halten. 

Die Unternehmen brauchen also keine Angst zu haben?
Wie bei allem Neuen wird es eine bestimmte Anlaufzeit brauchen, wenn man aber weiß, was man tun muss und alle Daten bei der Hand hat, ist der Aufwand überschaubar.

Kurzbiografie

Hannes Huebser

Hannes Huebser, geboren 1984, ist Managing Director von Progress Software Development, ein Unternehmen der PROGRESS GROUP in Brixen. Die PROGRESS GROUP entwickelt und produziert maßgeschneiderte Gesamtlösungen für die Betonfertigteilindustrie. Im Softwarebereich realisiert sie leistungsstarke Anwendungen für moderne Produktionen und unterstützt Kunden bei der Digitalisierung und Optimierung ihrer Geschäftsprozesse. Huebser hat Betriebswirtschaft an der Freien Universität Bozen studiert und ist bei PROGRESS GROUP für die strategische Entwicklung, den Vertrieb von digitalen Lösungen sowie für die globale IT verantwortlich.

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