
„Kaufmannsgesichter“
Gestern Abend wurde im Merkantilmuseum der Handelskammer Bozen die neue Sonderausstellung „Kaufmannsgesichter“ eröffnet. Zu sehen ist eine Reihe von Porträts aus dem 18./19. Jahrhundert, die teils zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zu diesem Anlass wurde auch das Heft Nr. 15 der Schriftenreihe des Museums mit interessanten Beiträgen über die lokale Geschichte der Porträtkunst und Kleidung und das Mäzenatentum der Kaufleute vorgestellt.
Die Ausstellung „Kaufmannsgesichter“ stützt sich auf eine Idee des Historikers Helmut Rizzolli, aufbauend auf der Italienischen Reise von Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichter traf im September 1786 in Bozen ein, als gerade einer der vier großen internationalen Jahrmärkte stattfand. Das rege Leben in der Stadt sowie der Wohlstand und Selbstbewusstsein ausstrahlenden Gesichter der Kaufleute beeindruckten ihn sehr. In der Ausstellung sind die Porträts der Kaufleute zu sehen, die an der Wende zwischen 18. und 19. Jahrhundert maßgeblich am Aufstieg Bozens zur reichen Handelsstadt mitwirkten. Die Werke sind Leihgaben öffentlicher Einrichtungen und privater Sammler und zeigen Männer in autoritärer Haltung, die Korrespondenz, Geschäftsbücher oder Berufsgegenstände in der Hand halten. Sie werden meist von Porträts ihrer Gattinnen begleitet, die dem neuen kaufmännischen Adel angehörten. Dank ihrer reichen Aussteuer, ihres Vermögens und der prächtigen Ansitze trugen sie wesentlich zum Aufstieg der Familienunternehmen bei. In der Ausstellung sind auch einige Gegenstände im Zusammenhang mit dem Mäzenatentum zu sehen, die von den Kaufleuten zu besonderen Anlässen gestiftet wurden.
Die Porträts, die größtenteils von namhaften Künstlern jener Zeit wie Carl Henrici, Martin Knoller, Giuseppe Tominz und Friedrich Wasmann angefertigt wurden, hingen meist in den Privathäusern der Auftraggeber oder in ihren Betriebssitzen und Geschäften. Es handelt sich um einmalige Originalwerke, die Zeugnis der goldenen Zeit der Handelsstadt Bozen und der Entwicklung der lokalen Gesellschaft sind.
Handelskammerpräsident Michl Ebner betonte bei der Eröffnung: „Im 18. und 19. Jahrhundert beteiligten sich die reichen Kaufleute auch persönlich an den Tätigkeiten des Merkantilmagistrats, des Sondergerichts, aus dem schließlich die Handelskammer Bozen hervorging. Zu diesen Kaufleuten zählten auch die Menz, die im Tuchhandel und Bankwesen tätig waren und in dieser Ausstellung mit einigen Porträts vertreten sind. Ein Teil ihres kostbaren Handelsarchivs ist dauerhaft im Merkantilmuseum ausgestellt.“
Anschließend sprach Handelskammerpräsident Michl Ebner den öffentlichen Leihgebern und vor allem den Privatsammlern seinen aufrichtigen Dank aus. Ferner dankte er den Autoren des Heftes Leo Andergassen, Carl Kraus, Helmut Rizzolli und Hanns-Paul Ties, dem Architekten Roberto Festi für die grafische Gestaltung des Heftes und der Ausstellung sowie der Museumsreferentin Elisabetta Carnielli für die Organisation.
Die Ausstellung kann ab heute, 3. Dezember 2025 bis 3. Oktober des nächsten Jahres, von Montag bis Samstag von 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr und jeden Donnerstag auch am Nachmittag von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr besichtigt werden. Der Ausstellungskatalog „Kaufmannsgesichter“ ist an der Kasse des Merkantilmuseums erhältlich.






