Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Karin Roner

Es entspricht meinem Naturell

Sie verkauft Grappa - und das im großen Stil. Karin Roner ist die Frau hinter der Marke Roner in Tramin. Sie führt die Brennerei mitten unter Männern und fühlt sich wohl dabei. Ein Gespräch über Karriereziele, das weibliche Bauchgefühl und neue Märkte.

Liebe Frau Roner, Sie haben mit 42 Jahren die Geschäftsführung von Roner übernommen. Wie kam es dazu?

Ich bin keine große Weltenbummlerin, zu Hause habe ich mich immer schon am wohlsten gefühlt. Mit 40, so sagte ich mir, wollte ich wissen, wo ich im Leben stehe. Dabei war es mir wichtig, etwas zu bewegen und dafür auch die Verantwortung zu übernehmen. Kurz nach meiner Ausbildung fing ich im Betrieb an. Ich merkte, dass mir die Arbeit gefiel und so teilte ich dann auch meinem Vater mit, was meine Vorstellungen von einer weiteren Zusammenarbeit bei Roner sind. Sollte ich im Betrieb bleiben, wollte ich auch irgendwann mehr Verantwortung übernehmen. Mein Karriereziel war klar und meine Familie war damit einverstanden. Ich arbeitete in allen Abteilungen mit: Einkauf, Verkauf und Produktion. Eine Ausbildung für das Destillieren gibt es bis heute bei uns in Italien nicht. Mein Wissen habe ich mir durch die Praxis angeeignet. 2007 übernahm ich die Geschäftsleitung.

Wie war die Reaktion der Männer darauf, eine Frau als Chefin zu bekommen?

Die Spirituosenbranche ist ja sehr männerlastig. Dennoch hatte ich keine Probleme mit den Männern (lacht). Wahrscheinlich liegt das an meiner Art. Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann. Natürlichkeit mit einer Brise Charme ist in meinen Augen die bessere Strategie als sich von oben herab Respekt zu verschaffen.

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Als ich Geschäftsführerin wurde, war die gesamte Führungsriege neu. Kein leichter Anfang - aber Offenheit, Respekt und Kommunikation auf Augenhöhe haben mir geholfen, diese Hürden zu meistern. Außerdem sagt man mir nach, dass ich ein gutes Bauchgefühl besitze. Darauf vertraue ich nach wie vor.

Welche beruflichen Herausforderungen stellen sich Ihnen?

In unserer Branche ist jeder Tag eine neue Herausforderung, die sich nur mit der Mitarbeit aller bewältigen lässt. Ich führe den Betrieb so, dass sich jeder bei uns als Teil einer Familie fühlt. Ich fordere Eigenverantwortung und Engagement. Das versuche ich durch regelmäßige Zusammentreffen zu fördern. Dabei wird die ganze Belegschaft und nicht nur die obere Etage über Verkaufszahlen, Strategie, usw. informiert. Auch ist der Input von jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin willkommen.

Sie sind nicht nur hinter den Kulissen tätig, Sie repräsentieren Roner. Was bedeutet das?

Das bedeutet, dass ich als Mensch für die Marke Roner stehe und ich somit eine Person öffentlichen Interesses bin. Dessen muss sich jeder bewusst sein, der eine derartige Position einnimmt. Man steht in der Öffentlichkeit und wird unter die Lupe genommen. Ich bin glücklicherweise so gestrickt, dass sich mein Verhalten nicht negativ auf die Marke auswirkt.

Familie und Karriere: Wie konnten Sie das vereinbaren?

Ich habe immer schon Vollzeit gearbeitet, dabei aber nie eine schulische Veranstaltung meiner Töchter versäumt. Dazu musste ich meine Zeit anders einteilen und meine privaten Interessen in den Hintergrund rücken. Familie und Karriere ist eine organisatorische  Herausforderung, die durchaus machbar ist – denn: „Wo ein Wille, da auch ein Weg“. Am Ende habe ich aus dem Familienleben viel Kraft für meine Karriere schöpfen können.

Was würden Sie einer Frau raten, die sich als Unternehmerin selbständig machen möchte?

Sich ihrer Stärken bewusst werden und von sich überzeugt sein. Hat eine Frau den Wunsch selbstständig zu werden, dann soll sie es tun. Wichtig ist, dass man eine positive Einstellung hat, auch wenn mal etwas schief läuft. Dann sollte man Courage beweisen und sich das eingestehen. Auch sollte sie sich immer wieder hinterfragen, ob sie auf dem richtigen Weg ist - der Vergleich mit anderen Frauen in derselben Position hilft dabei. Das Wichtigste ist aber, dass man die Arbeit gerne macht und spürt, ob sie dem eigenen Naturell entspricht. Ist das nicht der Fall, wirkt sich das negativ auf alle Bereiche des Lebens aus. Das gilt für Frauen genauso wie für Männer.

Denken Sie schon ans Aufhören?

Dank 70 Jahren gesunden Wachstums und der zukunftsorientierten Denkweise meiner Vorgänger ist Roner heute eine Marke, die für Qualität und Tradition steht. Ich führe das Unternehmen nach denselben Grundsätzen weiter und denke noch nicht daran aufzuhören. Veränderungen aber gehören zum Leben dazu, mal sehen was die Zukunft bringt – flexibel bin ich ja glücklicherweise auch.

Zur Person

Die Traminerin Karin Roner, geboren 1965, ist die Enkelin des Firmengründers Gottfried Roner. Nach der kaufmännischen Ausbildung und einigen beruflichen Stationen steigt sie 1988 in das Unternehmen ein, wo sie 2007 die Geschäftsführung ihres Vaters Andreas Roner übernimmt. Zur Brennerei Roner zählt das Weingut Ritterhof in Kaltern, welches seit 1999 im Besitz der Familie Roner ist und vom Ehemann von Karin Roner, Ludwig Kaneppele, geleitet wird. Das Ehepaar hat zwei Töchter, beide studieren im Ausland.

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