Wirtschaftsbarometer: Verarbeitendes Gewerbe mit positiven Ertragserwartungen
Data:
Donnerstag, 21. April 2016
Uhrzeit:
Das Geschäftsklima im Südtiroler verarbeitenden Gewerbe hat sich erneut gebessert und neun von zehn Unternehmen erwarten eine positive Ertragslage im Jahr 2016. Die Unternehmen erhoffen sich wachsende Umsätze und auch die Beschäftigung dürfte weiter steigen. Dies geht aus der Konjunkturerhebung des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Die Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers ergibt ein positives Bild des verarbeitenden Gewerbes in Südtirol. Die im Jahr 2015 erwirtschafteten Erträge waren für 82 Prozent der Unternehmen zufriedenstellend. Diese Quote hat sich in den letzten zwei Jahren konstant gebessert und der aktuelle Wert ist der höchste seit 2007. Die Wirtschaftstreibenden gehen davon aus, dass der positive Trend sich weiter fortsetzen wird und für das laufende Jahr erwarten 90 Prozent eine positive Ertragslage.
Grund der positiven Stimmung ist vor allem die Umsatzentwicklung: Bereits 2015 gab es eine Steigerung und für 2016 gehen die Unternehmen von einem weiteren Wachstum aus. Verantwortlich dafür sind der Wirtschaftsaufschwung in Südtirol und in Italien, sowie die günstige Entwicklung der Exporte. Letztere haben bereits im vergangenen Jahr mit fast 4,4 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert erreicht.
Die verstärkte Nachfrage bewirkt auch positive Beschäftigungseffekte. Die Anzahl der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe ist in den letzten zwölf Monaten um 1,8 Prozent angestiegen und die befragten Unternehmer und Unternehmerinnen erwarten heuer weitere Steigerungen. Eher zurückhaltend äußern sich die Wirtschaftstreibenden zu den Investitionen: Trotz Einführung von erhöhten Abschreibungsmöglichkeiten durch die italienische Regierung wird vorerst kein Zuwachs der Investitionstätigkeit erwartet.
Was die Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen des verarbeitenden Gewerbes anbelangt, so zeigen die Unternehmen der Sparten Nahrungsmittel, Bekleidung und Maschinenbau die beste Stimmung. In der Herstellung von Baumaterialien erwartet man hingegen noch keine Besserung der Ertragslage.
Handelskammerpräsident Michl Ebner freut sich über das gute Geschäftsklima, gleichzeitig weist er aber auf die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit hin: „Investitionen in die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind dafür besonders wichtig. Südtirols Unternehmen brauchen qualifizierte Arbeitskräfte, um ihre Produktivität und Innovationsfähigkeit zu steigern. Beispielsweise könnte in den Bereichen Nahrungsmittelherstellung und Maschinen- und Fahrzeugbau die Einrichtung von Fachhochschulen sehr nützlich sein.“
Anmerkung:
Das verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw. In Südtirol beschäftigt dieser Sektor circa. 36.000 Personen.
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Georg Lun, Tel 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it oder Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it.
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände
Claudio Corrarati, Präsident CNA-SHV
„Die Daten bestätigen den Aufschwung des verarbeitenden Gewerbes nach der Wirtschaftskrise. Nun soll dieser positive Trend erhalten werden. Es braucht Synergien zwischen größeren, exportstarken Unternehmen und Kleinunternehmen, die als Lieferanten mit den größeren Betrieben zusammenarbeiten könnten. Dies würde die Wettbewerbsfähigkeit der Südtiroler Wirtschaft in Italien und auf internationaler Ebene stärken.“
Gert Lanz, Präsident lvh.apa Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister
„Diese positive Stimmung sollte konstruktiv und nachhaltig genutzt werden. Voraussetzung für die Stärkung des Arbeitsmarktes ist die langfristige Sicherung von Fachkräften. Diese kann nur durch eine marktorientierte Ausbildung erzielt werden. Daher soll in etablierte Systeme investiert werden, wie die duale Ausbildung, welche praxisorientiert auf die reale Arbeitswelt vorbereiten. Nur so können Nachwuchskräfte und Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden.“
Stefan Pan, Präsident Unternehmerverband Südtirol
„Je konkurrenzfähiger unsere Unternehmen auf internationaler Ebene sind, desto mehr wachsen Vertrauen, Beschäftigung und Wohlstand. Diesen Weg gilt es weiterzugehen, indem man auf die Stärkung des Standortes in Bezug auf strategische Wettbewerbsfaktoren wie Erreichbarkeit, Effizienz der öffentlichen Verwaltung, Energiekosten, Reduzierung der Steuern und Senkung der Arbeitskosten setzt.“