Handelskammer Bozen
Preissteigerungen und Versorgungsengpässe

Preissteigerungen und Versorgungsengpässe

Südtirols Betriebe betroffen
Datum:  Juli 2022

Der Anstieg der Energie- und Kraftstoffpreise auf den internationalen Märkten im Jahr 2021 hatte für rund zwei Drittel der Südtiroler Unternehmen einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtkosten. Dies ergibt sich aus einer Analyse, die vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen im Rahmen des Wirtschaftsbarometers durchgeführt wurde.

2021 war ein Aufschwungsjahr für die Volkswirtschaften in aller Welt. Der Neustart ging jedoch Hand in Hand mit einem raschen Anstieg der Nachfrage nach Energie, Rohstoffen, Halbfertigprodukten und Komponenten, was zu höheren Preisen führte. Laut dem von der Weltbank auf globaler Ebene berechneten Commodity Price Index sind die Preise für Energieerzeugnisse im März 2022 gegenüber dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020 um 148 Prozent gestiegen. Der Anstieg bei den nicht-energetischen Commodities betrug durchschnittlich 71 Prozent, erreichte aber bei den Metallen 97 Prozent.

Auch Südtirols Betriebe haben diese ungünstige Dynamik zu spüren bekommen. Aus einer WIFO-Analyse zu den Auswirkungen der Preissteigerungen und den Engpässen in den Wertschöpfungsketten für Südtirols Unternehmen geht hervor, dass im Jahr 2021 sowohl die Teuerungen bei Energie und Kraftstoff als auch die Preisanstiege bei Waren und Materialien für etwa zwei Drittel der Unternehmen einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtkosten hatten.

Schwerwiegende Folgen

Der Anstieg der Preise von Rohstoffen, Materialien und Waren traf den Großhandel, das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe am härtesten. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen dieser Sektoren berichten von erheblichen Auswirkungen auf ihre Betriebskosten im Jahr 2021. Auch Milchgenossenschaften und Supermärkte melden große Schwierigkeiten in dieser Hinsicht. Die Dienstleistungsunternehmen waren hingegen von den Preiserhöhungen weniger betroffen, aufgrund der geringeren Bedeutung der Vorleistungen im Vergleich zu anderen Kostenpositionen, wie zum Beispiel den Gehältern.

Die Erwartungshaltung der Südtiroler Wirtschaft ist aufgrund der Preissteigerungen und Versorgungsengpässe gedämpft.

Überwälzung der Kosten

Nur 7,7 Prozent aller Unternehmen, die 2021 vom Anstieg der Energie-, Brennstoff-, Materialund Warenpreise „ziemlich“ oder „sehr“ betroffen waren, konnten diese Mehrkosten in vollem Umfang auf die Verkaufspreise überwälzen. Etwa die Hälfte (49,1 Prozent) konnte es nur teilweise tun und für 43,3 Prozent war dies überhaupt nicht möglich, zum Beispiel aufgrund von Verpflichtungen, die sich aus bestehenden Verkaufs- oder Lieferverträgen ergaben. Für das Jahr 2022 planen jedoch mehr als sechs von zehn Unternehmen, ihre Preislisten nach oben zu revidieren. Die größten Schwierigkeiten, die Mehrkosten durch Preiserhöhungen auszugleichen, sind in den Sektoren Dienstleistungen, Transport und Tourismus sowie bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften zu beobachten. Bei den letzteren betrifft das Problem vor allem die Obst- und Milchproduzenten, da die Verkaufspreise auf dem italienischen und internationalen Markt aufgrund des Überangebots schwach geblieben sind. Im Großhandel hingegen gaben 40 Prozent der Unternehmen an, dass sie die Kostensteigerungen vollständig oder fast vollständig durch entsprechende Preiserhöhungen ausgleichen konnten.

Inwiefern war es möglich, diese Preissteigerungen an Ihre Kunden und Abnehmer abzuwälzen und somit auszugleichen?

Gedämpfte Erwartungen

Im Jahr 2022 hat sich die Situation noch verschärft. Bereits zum Zeitpunkt der Erhebung im Februar befürchteten sechs von zehn Unternehmen erhebliche Auswirkungen auf die Kostenlage aufgrund weiterer Preissteigerungen bei Energie und Materialien im Laufe des Jahres. In der Folgezeit hat sich die Preisdynamik aufgrund des russisch-ukrainischen Krieges und der Verhängung von Sanktionen gegen Russland durch die westlichen Länder weiter verschlechtert.

Der WIFO-Kurzbericht „Preissteigerungen und Engpässe in den Wertschöpfungsketten – Die Auswirkungen auf die Südtiroler Unternehmen“ steht online zum Download bereit.

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