Nachhaltige Gestaltung von Verpackungen
Stellen wir uns einen Ozean ohne Plastik, Städte ohne Müll auf den Straßen und fast leere Mülldeponien vor. Überlegen wir, wie viel an Verpackung anfällt, um ein über den Onlinehandel gekauftes Produkt zu erhalten. Die Erde und die Menschen sind mit einer beispiellosen Klima- und Umweltkrise konfrontiert, und eine der Hauptursachen ist eine heutzutage meist nicht nachhaltige Verpackung. Nachhaltige Verpackungsalternativen haben das Potenzial dabei zu helfen Treibhausgase zu reduzieren, den CO2-Fußabdruck von Produkten zu verringern und in gesellschaftlicher Sicht die Auswirkungen des Klimawandels beträchtlich zu mildern.
Wie viel Verpackungsabfall produzieren wir?
Im Jahr 2021 (jüngste verfügbare EU-Daten) sind in der EU 188,7 kg an Verpackungsabfällen pro Einwohner angefallen, das sind 10,8 kg mehr pro Person als im Jahr 2020 und fast 20% mehr als noch in 2011. Abbildung 1 zeigt die Aufteilung der 84 mio. ton Verpackungsabfälle in 2021, wobei auf Papier und Karton über 40% der Verpackungsabfälle fallen, Kunststoff 19%, Altglas 18,5%, Holzabfälle 17,1% und Metall 4,9%. Während die anderen Verpackungsmaterialien relativ gut recycelt und in den Kreislauf rückgeführt werden können, sind besonders Plastikverpackungen zwar sehr flexibel anwendbar, aber durchaus problematische Verpackungen. Von den etwa 36 kg Plastikverpackungen pro Einwohner in der EU wurden 14,2 kg recycelt. Das sind knapp 40%. Im Vergleich zum gesamten Verpackungsabfall sind Plastikverpackungen allerdings von 2011 auf 2021 um 27% angestiegen.
Abbildung 1: Verpackungsabfälle und -materialien in der EU in 2021 (Quelle: europa.eu)
Italien liegt im EU-weiten Ranking der Recyclingquote ähnlich wie Deutschland und Belgien oder die Niederlande und recycelt rund 48% der Plastikverpackungen (siehe Abbildung 2). Dies ist deutlich ausbaufähig, auch darum, weil Italien nach Deutschland und Frankreich den größten Anteil an Plastikverpackungen generiert.
Abbildung 2: Recyclingrate von Plastikverpackungen in der EU in 2021 (Quelle: europa.eu)
Die neue EU-Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung
Die neue Verordnung wurde im April 2024 verabschiedet und wird Ende 2025 oder Anfang 2026 in Kraft treten. Ziel der neuen Verordnung, ist es, Verpackungen deutlich zu reduzieren, wiederzuverwenden und zu recyceln und damit ihre Nachhaltigkeit zu erhöhen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Kunststoffverpackungen, da diese besonders umweltschädlich sind. Die neue Verordnung sieht dabei unter anderem folgende Maßnahmen vor:
- Zielvorgaben für die Verpackungsreduzierung (5 % bis 2030, 10 % bis 2035 und 15 % bis 2040)
- Verbot verschiedener Arten von Kunststoffverpackungen ab Januar 2030 wie sehr leichte Kunststofftragetaschen, Kunststoffverpackungen für frisches Obst und Gemüse, Verpackungen für Lebensmittel und Getränke, die in Cafés und Restaurants zum Verzehr angeboten werden, kleine Einzelportionen für Soßen, Zucker und ähnliche Produkte und Miniaturverpackungen für Toilettenartikel.
- Künftig sollen 55% der Plastikverpackungen bis 2030 recycelt werden.
- Für Umverpackungen und Transportverpackungen gilt künftig, dass der Leerraumanteil höchstens 50 % betragen darf.
Gemäß den neuen Verpackungsvorschriften sollen alle Verpackungen auf dem EU-Markt bis 2030 wiederverwendbar oder recyclingfähig sein.
Was ist nachhaltiges Verpackungsdesign?
Die Hauptaufgabe von Verpackungen besteht darin, Produkte von der Herstellung über die Lieferkette bis hin zum Einzelhandel oder Endverbraucher zu schützen und sie transport- und lagerfähig zu machen. Nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass die Verpackung Kunden auch zum Kauf anregen und Produktinformationen kommunizieren soll. Nachhaltige Verpackungen müssen diese Hauptfunktionen ebenfalls erfüllen, haben aber im Vergleich zu herkömmlichen Verpackungen eine deutlich geringere Umweltauswirkung, da Materialien verwendet werden, die umweltfreundlich sind und wiederverwendet, recycelt oder kompostiert werden können.
Grundsätze der nachhaltigen Gestaltung von Verpackungen
- Umweltfreundliche Materialien: Biokunststoffe, recyceltes Papier und andere biologisch abbaubare Materialien sind praktikable Alternativen zu herkömmlichen Kunststoffen. Diese Materialien verringern nicht nur die Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Ressourcen, sondern minimieren auch die Abfallmenge, die auf Deponien landet.
- Abfallvermeidung: Die nachhaltige Gestaltung von Verpackungen zielt darauf ab, den Abfall durch Materialreduzierung, Wiederverwendung, Recycling und Kompostierung zu minimieren. Materialien wie Papier, Pappe, Glas, Biokunststoffe und Metall spielen eine entscheidende Rolle bei der Abfallverringerung.
- Effizienz in Produktion und Transport: Verpackungsdesigns, die den Platzbedarf optimieren und das Gewicht reduzieren, können den mit dem Transport verbundenen CO2-Fußabdruck verringern. Dies ist nicht nur für die Umwelt von Vorteil, sondern kann auch die Transportkosten für Unternehmen deutlich senken.
Autoren
Msc. Alejandro Barrero, Prof. Erwin Rauch, Freie Universität Bozen, Sustainable Manufacturing Lab, Lehrstuhl für Nachhaltige Fertigung, Fakultät Ingenieurwissenschaften
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