Handelskammer Bozen

Kreditzugang in Südtirol: Besser als im europäischen Durchschnitt

Data: 
Donnerstag, 05. März 2015
Uhrzeit: 

Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hat die Bedingungen für den Kreditzugang der Südtiroler Unternehmen untersucht. Im Vergleich zur italienischen und internationalen Lage schneidet Südtirol sehr gut ab. Einem Fünftel aller Unternehmen, die eine Bankfinanzierung anstreben, fällt es dennoch schwer, einen Kredit zu erhalten. Viele Unternehmen beklagen zudem immer höhere Garantieforderungen von Seiten der Banken.

Das Bankdarlehen stellt die wichtigste Quelle der Außenfinanzierung für die Unternehmen dar. Über ein Viertel der Südtiroler Unternehmen hat im Zeitraum der WIFO-Untersuchung (Halbjahr April-September 2014) bei einem Kreditinstitut um Gewährung oder Erneuerung eines Darlehens ersucht. Rund ein Fünftel der Unternehmen hat sich um sonstige Bankfinanzierungen bemüht, wie zum Beispiel Überziehungskredite und Kreditlinien.
Den Anträgen wurde aber nicht immer stattgegeben. 21 Prozent der Unternehmen, die an einem Darlehen interessiert waren, waren mit Schwierigkeiten konfrontiert. In Bezug auf Überziehungskredite und Kreditlinien klagen 31 Prozent über Probleme beim Zugang. Einige dieser Firmen verzichten gänzlich auf den Finanzierungsantrag, anderen wird die gewünschte Finanzierung verweigert oder sie müssen sich mit weitaus niedrigeren Beträgen zufriedengeben. In einigen Fällen ziehen die Unternehmen ihren Antrag sogar wieder zurück, da die Kreditkosten zu hoch oder die Bankbedingungen zu streng sind.
Der Anteil der Unternehmen mit schwierigem Zugang zu Bankfinanzierungen ist bei den kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten am höchsten. Bei Darlehen haben 37 Prozent Probleme, 39 Prozent bei Überziehungskrediten oder Kreditlinien. Bei mittelgroßen Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten ist die Situation deutlich besser. Jeder Zehnte hatte einen schwierigen Zugang zu Darlehen und 15 Prozent zu Überziehungskrediten oder Kreditlinien.
Beachtliche Unterschiede ergeben sich auch aus der Betrachtung nach Tätigkeitsbereichen. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften zum Beispiel beklagen keine besonderen Probleme beim Kreditzugang. Deutlich problematischer ist der Kreditzugang hingegen im Baugewerbe (35 Prozent) und im Großhandel (28 Prozent).
Südtirol steht im staatlichen und internationalen Vergleich jedenfalls sehr gut da. In unserem Land wird 76 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die um ein Darlehen ansuchen, der gewünschte Betrag gewährt. Dieser Prozentsatz liegt weit über dem italienischen Durchschnitt (54 Prozent) und ist fast so hoch wie in Österreich (78 Prozent), wo laut Europäischer Zentralbank der Höchstwert der Eurozone verzeichnet wird.
Was die von den Banken vorgeschriebenen Bedingungen für die Kreditgewährung betrifft, verzeichneten die Südtiroler Unternehmen keine bedeutenden Änderungen der Zinssätze während des untersuchten Halbjahres. Dafür stiegen jedoch die Nebenkosten der Finanzierung, wie etwa Bankgebühren. Etwa ein Viertel aller Unternehmen gibt an, dass die Banken zusehends höhere Garantien fordern.
In diesem Zusammenhang betont Handelskammerpräsident Michl Ebner die Bedeutung der konkreten Unterstützung der Garantiegenossenschaften: „Der neue Gegengarantiefonds der Handelskammer erleichtert den kleinen und mittleren Unternehmen, die auf die Auszahlung eines Landesbeitrages warten, den Zugang zum Kredit. Dank dieser Unterstützung können die Garantiegenossenschaften ihre Leistungen zugunsten der Unternehmen noch ausweiten.“

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it.  

Grafik: KMU, die den gesamten beantragten Kredit erhalten haben

Grafik: Konditionen bei Bankkrediten

Grafik: Südtiroler Unternehmen mit erschwertem Kreditzugang