Handelskammer Bozen
Homeoffice in den Südtiroler Unternehmen

Homeoffice in den Südtiroler Unternehmen

Analyse des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung

Data: 
Mittwoch, 14. Juni 2023
Uhrzeit: 

Während der Covid-Pandemie hat sich Homeoffice in Südtirol weit verbreitet und auch nach Ende des Notstandes wird diese flexible Arbeitsform in vielen Unternehmen weiterverwendet. Homeoffice hat allerdings große Auswirkungen auf die Arbeitsorganisation und das Personalmanagement in den Unternehmen. Auch verschiedene sozioökonomische Aspekte werden von Homeoffice beeinflusst, so z. B. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das Wohnen und Arbeiten im ländlichen Raum und die Verringerung des Autoverkehrs. Die Analyse des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt, dass bei den Südtiroler Unternehmen noch ein erhebliches nicht ausgeschöpftes Potential im Hinblick auf Homeoffice besteht.

Die Pandemie hat die Ausweitung von Homeoffice in den Südtiroler Unternehmen stark beschleunigt. Während es in der Vorkrisenzeit lediglich drei Prozent der Unternehmen mit unselbständig Beschäftigten Homeoffice anwandten, so sind es mittlerweile zehn Prozent. Die betroffenen Mitarbeiter/innen sind etwa 11.600. Dies ist natürlich nur für jene Unternehmen möglich, in denen Büroarbeit anfällt: So wird Homeoffice überdurchschnittlich im Dienstleistungssektor, von den landwirtschaftlichen Genossenschaften, im Umwelt- und Energiebereich und im Großhandel angewandt, deutlich weniger hingegen im Einzelhandel, Baugewerbe, Gastgewerbe und im Kfz-Sektor. Vom vollständigen Potential ist man jedoch weit entfernt: Während der akuten Phase der Coronakrise nutzten etwa 27 Prozent der Unternehmen das Homeoffice. 

Das zeigt, dass viele Unternehmen weiterhin die Anwesenheit der Mitarbeiter/innen im Betrieb bevorzugen, obwohl sie teilweise die positiven Auswirkungen von Homeoffice anerkennen. Etwa die Hälfte der Unternehmen bewertet ihre Erfahrung mit Homeoffice neutral, also weder positiv noch negativ. Bei den Unternehmen, die sich nicht neutral äußern, überwiegen allerdings die positiven Beurteilungen gegenüber den negativen. Sehr wichtige Aspekte wie die „Produktivität, Motivation und Disziplin der Mitarbeiter“ und die „Organisation und Koordinierung der Mitarbeiter“ werden vorwiegend positiv bewertet. Die „Kommunikation mit den Mitarbeitern im Homeoffice“ wird hingegen etwas kritischer betrachtet. Am negativsten beurteilt werden die Effekte von Homeoffice auf „Teamgeist und Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen seitens der Mitarbeiter“.

Zwischen den Bewertungen jener Unternehmen, die Homeoffice nach dem Covid-19-Notstand weiterverwenden und jener, die es nur vorübergehend während der Pandemie angewandt haben, gibt es erwartungsgemäß deutliche Unterschiede. Insbesondere beurteilen letztere die Kommunikation mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Homeoffice sowie ihre Produktivität, Motivation und Disziplin deutlich schlechter. 

Diese negativen Erfahrungen sind vermutlich der Grund, warum einige Unternehmen Homeoffice nach dem Notstand nicht weitergeführt haben. Allerdings bietet das Homeoffice auch große Vorteile, insbesondere was die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber betrifft. Zudem eröffnet sich ein größeres Einzugsgebiet für die Suche nach neuem Personal, denn die Entfernung zum Arbeitsplatz verliert für potenzielle Mitarbeiter/innen ein Stück weit seine Bedeutung. Aus diesem Grund kann Homeoffice auch dazu beitragen, die Abwanderung aus dem ländlichen Raum zu vermindern und das Verkehrsaufkommen durch wegfallende Pendelfahrten zu reduzieren. 

Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, erklärt: „In Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel kann Homeoffice die Attraktivität eines Arbeitgebers wesentlich steigern.“

Der WIFO-Bericht 2.23 „Der Einsatz von Homeoffice in den Südtiroler Unternehmen“ steht auf der Website www.wifo.bz.it/studien zum Download bereit.

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it

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