
Wirtschaftsbarometer Sommer 2025
Die Südtiroler Unternehmen erwarten für das Jahr 2025 eine Verlangsamung des Umsatzwachstums, die Ertragslage wird aber in über 90 Prozent der Fälle weiterhin als zufriedenstellend eingeschätzt. Bezogen auf die einzelnen Sektoren schwächt sich das Geschäftsklima vor allem im Handel ab, während bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften und den Dienstleistungsunternehmen mehr Optimismus vorherrscht. Dies geht aus der Sommerumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor. Das WIFO erwartet für das Jahr 2025 einen Anstieg des Südtiroler BIP um 0,9 Prozent.
Südtiroler Wirtschaft: Umsatzdynamik verlangsamt sich, Rentabilität bleibt erhalten
Die Rahmenbedingungen für die Südtiroler Betriebe bleiben aufgrund der US-Zölle und der langsamen Erholung der Wirtschaft in Deutschland und Österreich schwierig. Nach Einschätzung der Unternehmerinnen und Unternehmer wird sich das Umsatzwachstum heuer verlangsamen und hauptsächlich vom lokalen Südtiroler Markt getragen werden. Kleinere Betriebe sowie Unternehmen im Tourismus, im Baugewerbe und im Kfz-Handel rechnen sogar mit einem Umsatzrückgang. Trotz niedriger Zinsen wird auch die Investitionstätigkeit aufgrund der Ungewissheit weiter stagnieren. Der Anstieg der Betriebskosten wird stärker ausfallen als im vergangenen Jahr, was vor allem auf die höheren Energiepreise zurückzuführen ist. Die Ertragslage dürfte für mehr als neun von zehn Unternehmen zufriedenstellend bleiben, was teilweise auf die gestiegenen Verkaufspreise zurückzuführen ist. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin gut: In den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 gab es in Südtirol durchschnittlich über 227.000 unselbständig Beschäftigte, was einem Anstieg von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Betrachtet man die einzelnen Sektoren, so ist die deutlichste Abschwächung der Rentabilitätsaussichten im Handel zu beobachten, aber auch im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima leicht verschlechtert. Die Erwartungen der landwirtschaftlichen Genossenschaften und der Unternehmen im Dienstleistungssektor, im Transportgewerbe und im Gastgewerbe sind hingegen optimistischer.
Weltwirtschaft: Geopolitische Spannungen dämpfen das Wachstum
Trotz der positiven Entwicklung im ersten Quartal wird das globale Wirtschaftswachstum heuer durch die von den USA verhängten Zölle und die Ungewissheit aufgrund der Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine gebremst. Nach den jüngsten Schätzungen der OECD wird die Weltwirtschaft 2025 um 2,9 Prozent wachsen. In den USA wurde bereits im ersten Quartal ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts festgestellt, während für das gesamte Jahr ein Plus von 1,6 Prozent erwartet wird. Das BIP der Eurozone dürfte dank einer teilweisen Erholung des privaten Verbrauchs und der öffentlichen Investitionen, insbesondere im Bereich der Verteidigung, um 1,0 Prozent steigen. Die privaten Investitionen werden von den günstigeren finanziellen Bedingungen profitieren, aber gleichzeitig durch die große Ungewissheit gebremst werden. Die deutsche Wirtschaft wird heuer voraussichtlich wieder leicht wachsen (+0,4 Prozent), was zum Teil auf die umfangreichen öffentlichen Investitionen in die Verteidigung zurückzuführen ist, während Österreich das dritte Jahr in Folge eine Rezession verzeichnen könnte (-0,3 Prozent).
Italiens Wirtschaftswachstum wird 2025 schwach bleiben
Heuer wird das Wachstum der italienischen Wirtschaft weiterhin durch die Schwäche des Industriesektors und der Auslandsnachfrage gebremst. Die Dynamik des privaten Verbrauchs dürfte sich aber verbessern und die Investitionen werden von der Umsetzung des Nationalen Plans für Aufbau und Resilienz (PNRR) profitieren. Die Inflation dürfte moderat bleiben, was die Erholung der Kaufkraft der Haushalte begünstigen wird. Auf dem Arbeitsmarkt wird ein weiterer Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,1 Prozent erwartet. Die OECD geht für 2025 von einem moderaten Wachstum der italienischen Wirtschaft um 0,6 Prozent aus.
Südtirols BIP wird 2025 voraussichtlich um 0,9 Prozent wachsen
Das Konjunkturbild Südtirols für das laufende Jahr ist nach wie vor ungewiss. Der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die die Binnennachfrage stützt, steht eine weiterhin schwache internationale Nachfrage gegenüber, bedingt durch die langsame Erholung der wichtigsten Handelspartner Südtirols. Die Ungewissheit über die Entwicklung der geopolitischen Krisen sowie über die Auswirkungen der amerikanischen Zölle auf die Wertschöpfungsketten dämpft die Investitionen. In Anbetracht dieser Umstände bestätigt das WIFO seine Wachstumsprognose des Südtiroler BIP um 0,9 Prozent im Jahr 2025.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, betont: „Die Südtiroler Unternehmen sehen sich mit einem ungewissen internationalen Szenario konfrontiert, auch aufgrund der US-Zölle. Dies unterstreicht einmal mehr die Bedeutung des europäischen Binnenmarktes als unverzichtbarer Stabilitätsfaktor. Sein reibungsloses Funktionieren muss eine Priorität der EU-Politik bleiben.“