Wirtschaftsbarometer Verarbeitendes Gewerbe
Im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe haben sich die Einschätzungen der Unternehmen zur Ertragslage im Vergleich zur vorherigen Erhebung im Herbst gebessert. Dies ergibt sich aus der Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen. Das neu gewonnene Vertrauen hängt auch von der guten Exportleistung im letzten Quartal 2023 ab.
Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes korrigieren ihre Einschätzungen zum Geschäftsjahr 2023 nach oben, wobei die Ertragslage von fast neun von zehn Unternehmen als (zumindest) befriedigend eingestuft wird. Nach einer Verlangsamung im Frühjahr und Sommer hat sich die Umsatzdynamik in den letzten Monaten des Jahres erholt, insbesondere bei den größeren Betrieben. Die Beschleunigung im letzten Quartal wird auch durch die Außenhandelsdaten bestätigt, insbesondere für die Branchen der Nahrungsmittel und der Produktion von Maschinen und Geräten. Insgesamt beliefen sich die Südtiroler Exporte im Jahr 2023 (ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse) auf über 6,2 Milliarden Euro, was einem inflationsbereinigten Anstieg von rund einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch die Beschäftigung entwickelte sich positiv: Die Zahl der Arbeitnehmer/innen nahm um 1,1 Prozent zu und lag im Jahresdurchschnitt bei über 35.100.
Die Aussichten für das Jahr 2024 sind durch die Unsicherheit im Zusammenhang mit der derzeitigen Schwäche der deutschen Wirtschaft gekennzeichnet. Die Auslastung der Produktionskapazität wird aber voraussichtlich auf dem Vorjahresniveau von rund 86 Prozent bleiben und man rechnet mit einem leichten Umsatzanstieg und einer Erholung der Investitionstätigkeit. Neun von zehn Unternehmen gehen davon aus, dass die Rentabilität heuer zufriedenstellend sein wird, was auch auf die geringeren Kostensteigerungen zurückzuführen ist. Die Aussichten sind jedoch in den einzelnen Wirtschaftszweigen sehr unterschiedlich. Besonders optimistisch ist man in der Lebensmittelbranche, wo fast alle Unternehmen zumindest befriedigende und oft gute Betriebsergebnisse erwarten. Auch in den Sparten des Maschinen- und Fahrzeugbaus, der Holzverarbeitung, der Baustoffe, der Bekleidung sowie im Druckgewerbe sind die Aussichten zufriedenstellend. Das Geschäftsklima in der Metallverarbeitung ist hingegen gemischter: Während mehr als ein Drittel der Unternehmen dieser Branche auf eine gute Rentabilität vertraut, geht etwa ein Fünftel von einem schlechten Betriebsergebnis aus.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, unterstreicht die Bedeutung der Investitionen für das Verarbeitende Gewerbe: „Die Investitionen erhöhen die Effizienz der Unternehmen und steigern die Produktivität. Dies bestimmt langfristig die Wettbewerbsfähigkeit, auch auf internationaler Ebene. Deshalb müssen Investitionen durch entsprechende Anreize, z. B. durch zinsgünstige Kredite, unterstützt werden.“
Anmerkung:
Das Verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw.
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it und Nicola Riz, Tel. 0471 945 721, E-Mail: nicola.riz@handelskammer.bz.it.
Es folgen die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Claudio Corrarati, Präsident CNA-SHV Trentino-Südtirol
„Die Verbesserung des Geschäftsklimas und die Erholung der Investitionstätigkeit sind positive Zeichen. Es muss aber mehr getan werden, um den Export auch bei den KMUs des Verarbeitenden Gewerbes zu fördern. Heute haben 72 Prozent der Südtiroler Exportunternehmen mindestens 50 Beschäftigte. Die Begleitung und Unterstützung auch kleinerer Betriebe bei der Erschließung neuer Märkte ist ein nicht mehr aufschiebbares Ziel für die kommenden Monate.“
Andreas Falser, Obmann der Maschinenbaumechaniker und Werkzeugmacher im lvh
„Im Maschinenbau Südtirols ist die Situation verhalten. Während es bis vor wenigen Jahren aufgrund von Förderungen im Bereich 4.0 einen regelrechten Hype an Aufträgen gab, flacht diese Situation, bedingt durch den Förderstopp wie es z. B. in Deutschland der Fall ist, nun ab. Die Betriebe müssen sich umorientieren, um dieser neuen Situation zu begegnen.“
Heiner Oberrauch, Präsident Unternehmerverband Südtirol
„Die guten Ergebnisse sprechen für die große Qualität und Innovationskraft unserer High-Tech-Betriebe, sowie für die hohe Produktivität der Mitarbeiter/innen der heimischen Industriebetriebe. Es werden aber weitere große Investitionen notwendig sein, vor allem in den Bereichen Dekarbonisierung und Digitalisierung, die auch von der öffentlichen Hand mitgetragen und gefördert werden müssen.“