Handelskammer Bozen
Die finanzielle Grundbildung gezielt fördern

Finanzielle Grundbildung

Studie des WIFO
Datum:  März 2023

Mündige Bürger/innen sollten über eine gewisse finanzielle Grundbildung verfügen beziehungsweise wirtschaftliche Zusammenhänge sowie Finanzprodukte und Finanzdienstleistungen zumindest in ihren Grundzügen verstehen, um damit verbundene Risiken und Folgen einschätzen zu können. Eine Studie des WIFO - Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hat sich damit beschäftigt, wie es mit der finanziellen Grundbildung der Südtiroler Schüler/innen ausschaut.

Im internationalen Vergleich reihen sich Südtirols Fünfzehnjährige im Studienmodul zur finanziellen Grundbildung der PISA-Studie im Mittelfeld aller teilnehmenden Länder ein. Insgesamt verfügen in Südtirol rund 85 Prozent der Schüler/ innen über ein Kompetenzniveau, das es ihnen ermöglicht, alltägliche Anforderungen in den Bereichen Finanzen und Wirtschaft eigenständig zu bewältigen. Dieses Ergebnis bedeutet jedoch gleichzeitig, dass die restlichen 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler nicht über ein Grundniveau an Finanzkompetenzen verfügen.

Die Informationsquellen

In Südtirols Schulen werden Themen aus der Wirtschafts- und Finanzwelt am häufigsten im Rahmen des Mathematikunterrichts erarbeitet. In anderen Fachbereichen oder Kursangeboten spielen diese Themenbereiche hingegen eine untergeordnete Rolle. Informationen zum Umgang mit Geld beziehen die Schülerinnen und Schüler am häufigsten vom Elternhaus. Weitere bedeutende Informationsquellen sind das Internet und die Lehrpersonen der Jugendlichen.

Begriffe im Schulunterricht

Vergleich mit den Nachbarregionen

Im Vergleich zu ihren Altersgenossen und Altersgenossinnen in den norditalienischen Nachbarregionen wie dem Trentino wenden Südtirols Fünfzehnjährige weniger Strategien an, um ein Produkt zu einem günstigeren Preis kaufen zu können: Preise zwischen verschiedenen Geschäften oder Internetshops werden seltener miteinander verglichen, ebenfalls warten Südtirols Schülerinnen und Schüler seltener ab, dass Produkte günstiger werden. Geld für eigene Anschaffungen beziehen die Jugendlichen in erster Linie durch Geschenke von Freunden oder Verwandten. Südtirols Schüler/innen stechen im nationalen Vergleich insofern hervor, als dass sie am häufigsten Taschengeld erhalten, unabhängig davon, ob sie dafür eine Gegenleistung erbringen müssen.

Grundvoraussetzung ist eine ausreichende Mathematik- und Lesekompetenz

Die entscheidenden Faktoren

Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass die finanzielle Grundbildung stark mit soziodemografischen und sozioökonomischen Faktoren wie Geschlecht, finanziellem und sozialem Status der Eltern sowie Migrationshintergrund zusammenhängt. So schneiden in Südtirol Schülerinnen, ähnlich wie in anderen am Studienmodul teilnehmenden Ländern, in der finanziellen Grundbildung im Schnitt schlechter ab als ihre männlichen Altersgenossen. Zudem zeigt sich, dass Mädchen im Schnitt unsicherer im Umgang mit Geldangelegenheiten (Kaufverträge, Kontoauszüge usw.) und bei der Nutzung digitaler Finanzdienstleistungen (z. B. Überweisungen am Geldautomaten oder mit einem mobilen Gerät) sind und allgemein weniger Interesse an Finanzthemen haben als Jungen. Nimmt man die Herkunft der Schülerinnen und Schüler in den Blick, so zeigt sich außerdem eine deutliche Abstufung der finanziellen Grundbildung zwischen Jugendlichen ohne beziehungsweise mit Migrationshintergrund zweiter und erster Generation. Das Gleiche trifft für den finanziellen und sozialen Status der Familie zu: Je niedriger das Bildungsniveau und das Einkommen der Eltern, desto geringer ist im Schnitt die finanzielle Grundbildung ihrer Kinder.

Mathematik- und Lesekompetenzen wichtig

Die multivariate Analyse der Einflussfaktoren der finanziellen Grundbildung liefert weitere Erkenntnisse: Die Mathematik- und Lesekompetenzen der Schülerinnen und Schüler haben einen starken Einfluss und bilden so die Grundpfeiler der finanziellen Grundbildung der Südtiroler Jugendlichen. Andere Faktoren, wie der Besuch eines Kurses zur finanziellen Bildung, das Einbeziehen der Eltern bei Fragen der finanziellen Allgemeinbildung oder die Vertrautheit mit komplexen Finanzkonzepten, weisen zwar ebenfalls einen positiven Effekt auf die finanzielle Grundbildung auf, spielen im Vergleich zu den Mathematik- und Lesekompetenzen aber eine untergeordnete Rolle.

Download

Die komplette Studie „Die finanzielle Grundbildung der Fünfzehnjährigen in Südtirol“ kann auf der Internetseite des WIFO heruntergeladen werden.

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