Handelskammer Bozen
Florian Zerzer, Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes

Gemeinsam aus der Pandemie

Interview mit Florian Zerzer
Datum:  Mai 2021

Seit rund zweieinhalb Jahren ist Florian Zerzer Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Corona stellte das Gesundheitswesen vor völlig neue Herausforderungen. Nun gibt es durch die Impfstoffe einen Lichtblick, wie uns Herr Zerzer im Interview verrät.

Herr Zerzer, nun gibt es endlich Impfstoffe, die Hoffnung verheißen. Die Impfungen für die Über- Achtzigjährigen und das Schulpersonal sind voll angelaufen. Auch das Gesundheitspersonal hat sich schon zum Großteil impfen lassen. Freut Sie diese große Akzeptanz?
Wir haben in den letzten Wochen, seit die Details zu den Impfstoffen bekannt sind, eine sehr breit gefächerte Informations- und Aufklärungskampagne betrieben: Wir haben den Mitarbeiter/innen seriöse Info- Quellen aufgezeigt, hauseigenen Webinars organisiert, bei denen sie auch selbst Fragen stellen konnten und externe (Web) Vorträge mit deutsch- und italienischsprachigen Fachleuten angeboten. Zeitgleich haben wir auch Aufklärungsmaterial für die gesamte Bevölkerung erarbeitet, z.B. die eigene Website oder Print- und Radioschaltungen zum Thema.

Die Impfstoffe wurden in Rekordzeit entwickelt, wie war das möglich?
Die Impfstoffe haben alle notwendigen strengen Sicherheits- und Qualitätskriterien durchlaufen. Es wurden keinerlei Abstriche gemacht. Man muss bedenken, dass dieses Mal unter absolutem Zeitdruck gearbeitet wurde, was bedeutete, dass auch Forschungsgelder keine Rolle spielten. Weltweit entstand so ein Austausch, der wahrscheinlich einmalig ist. Zudem wurden einige Phasen, die sonst nacheinander ablaufen, parallel durchgeführt – was auch eine große Zeitersparnis bedeutete.

Es gibt verschiedene Impfstoffe von verschiedenen Firmen, in den nächsten Monaten dürften noch einige auf den Markt drängen. Worin bestehen die Unterschiede?
Es gibt sogenannte mRNA- und Vektor-Impfstoffe. Die Technik der mRNA ist modern und sehr erfolgsversprechend, diese Stoffe werden bereits seit einigen Jahren in der Krebsmedizin eingesetzt. Es wird eine Boten-RNA gespritzt, daraus werden Proteine gebildet, die die Antikörperbildung anregen. Die Vektor-Impfstoffe gibt es bereits seit längerer Zeit, hier wird Corona-Erbmaterial in die Zellen transportiert, um die Immunabwehr anzukurbeln. Beide Arten bieten einen hohen Schutz und sind sehr sicher.

Das Zentralkrankenhaus in Bozen.

Die Impfbereitschaft unter der Bevölkerung ist da, der Sanitätsbetrieb ist startklar – was fehlt sind die Impfstoffe, die derzeit nur zögerlich geliefert werden. Sehen Sie hier Möglichkeiten, schneller an Impfstoffe zu kommen?
Wie gesagt, wir sind hier ständig im Gespräch und bemühen uns sehr, auch im Austausch mit anderen Regionen, an Impfstoff- Nachschub zu kommen. Da in den nächsten Wochen mehrere neue Impfstoff-Hersteller zugelassen werden könnten, kann sich die Situation natürlich auch schnell ändern. Wir alle hoffen, dass wir so schnell wie möglich einen Großteil der Bevölkerung impfen können.

Viele Wirtschaftstreibende wünschen sich, dass ihnen so schnell wie möglich eine Impfung angeboten wird. Gibt es hierzu Vorzugskriterien?
Die Impfphasen richten sich derzeit nach der Kritizität der Bevölkerungsgruppe – deshalb haben fast alle Staaten entschieden, nach dem Gesundheitspersonal mit der hochaltrigen Bevölkerung zu beginnen, gefolgt von Menschen, die chronische Erkrankungen aufweisen. Auch Personen, die in systemrelevanten Berufen tätig sind, wie z.B. Lehrer/innen, werden vor anderen geimpft. Ich kann den Wunsch gut verstehen, dass auch die anderen Bereiche so schnell wie möglich eine Immunisierung erhalten möchten. Bis dahin sind Sie alle für uns wichtige Verbündete: Bitte halten Sie Ihre Mitarbeiter/innen auch weiterhin zur Einhaltung der Hygienemaßnahmen an, nehmen Sie an Tests teil und unterstützen Sie unsere Kampagne zur Impfung. Gemeinsam werden wir es aus der Pandemie schaffen.

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