Ligna Calor Frenademetz AG
1995 wurde in Stern im Gadertal die Ligna Calor Frenademetz AG gegründet, die dort das zweite Biomassefernheizwerk in Südtirol errichtet hat. Aktuell werden damit über 3.000 Tonnen CO2-Emissionen im Jahr eingespart. Wir haben mit dem Präsidenten des Verwaltungsrates, Luigi Frenademetz, gesprochen.
Herr Frenademetz, warum hat sich Ihr Vater im Jahr 1995 für die thermische Energie aus „grüner“ Biomasse entschieden?
Luigi Frenademetz: Die Entscheidung war geprägt von den Ölkrisen der Jahre 1973 und 1977 sowie der Verlegung der Gasleitung über das Grödnerjoch in Richtung Corvara und Abtei. Die Verfügbarkeit und der Preis der fossilen Brennstoffe hängen von der internationalen Politik ab. Mein Vater wollte daher in der Energieversorgung ein Zeichen der Unabhängigkeit und Klimafreundlichkeit setzen.
Wie haben die Haushalte in Stern Mitte der 1990er Jahre auf das Angebot eines nachhaltigen Systemwechsels reagiert?
Die Haushalte haben Vertrauen und Zuversicht gezeigt. Es wurden damals gemeinsame Treffen organisiert und das Projekt dem Dorf vorgestellt. Der Start erfolgte dann im Jahre 1995. Anfangs war nur der zentrale Dorfteil an die Fernwärme angeschlossen, in den darauffolgenden Jahren wurde das Verteilernetz auf die ganze Ortschaft Stern ausgedehnt. Heute zählt Ligna Calor über 400 Abnehmer.
Welche Vorteile bietet die lokale Produktion von Wärme heute für die Dorfgemeinschaft und für die Verbraucher/ innen in Stern?
Ich bin überzeugt, dass die Umwelt am meisten profitiert. Vergleicht man Fernwärme mit Heizöl, dann kann man feststellen, dass in Stern jährlich über 3.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Wir als lokaler und bodenständiger Partner sind zudem jemand, mit dem man reden kann. Die Entscheidung für Fernwärme aus Biomasse bedeutet klimafreundlich und von der internationalen Politik unabhängig zu sein, eine Minimierung der Brand- und Explosionsgefahr sowie kaum vorhandene Instandhaltungskosten.
Auch bei der Versorgung mit Fernwärme spielt der Preis eine wichtige Rolle…
Für uns spielen die Qualität der Dienstleistung und der persönliche Kontakt eine wichtige Rolle. Wir bieten tagtäglich einen professionellen Kundenservice, 24-Stunden-Bereitschaft, Weiterentwicklung und eine seriöse Verwaltung. Der Preis sollte dabei nicht immer an erster Stelle stehen.
Woher stammt die im Heizwerk verfeuerte Biomasse?
Die verfeuerte Biomasse stammte in den letzten Jahren bis zu stolzen 95 Prozent aus dem eigenen Tal. Nach Vaia, Schneefällen und dem Borkenkäfer haben wir uns nur mehr auf die einheimische Biomasse konzentriert. Damit haben wir den Bauern, den Waldbesitzern und den Waldarbeitern unsere Unterstützung gezeigt. Das einzige Sägewerk im Gadertal beliefert uns auch schon seit 27 Jahren mit Hackgut und für die Spitzenzeiten wird die in Pufferspeichern vorhandene Energie genutzt.
Sprechen wir über technische Innovationen und die Entwicklung neuer Angebote. Welche Perspektiven für die Zukunft gibt es für Ihren Betrieb?
Wir versuchen stetig am Ball zu bleiben, auch was die Digitalisierung betrifft. Zudem gibt es interessante Wärmesysteme und ansprechende Lösungen für Neu- und bestehende Bauten. Wir verfolgen neue Produktionsprozesse und Verfahrenstechniken, eine zusätzliche Stromproduktion mit Biomasse ist nicht auszuschließen. Auch ein möglicher Zusammenschluss mit anderen lokalen Energieproduzenten könnte in Zukunft erfolgen – denn gemeinsam sind wir stark.
Info
Luigi Frenademetz ist seit 2009 Präsident des Verwaltungsrates der Ligna Calor Frenademetz AG, welche das Fernheizwerk in Stern - La Villa führt. Zudem ist er auch Präsident des Verwaltungsrates beim Liftbetreiber „Seggiovia Santa Croce AG“. Der 49-Jährige wohnt in der Gemeinde Abtei, ist seit 20 Jahren verheiratet und hat zwei Kinder, Matthias 17 und Sara 15 Jahre. Seine Leidenschaften sind die Berge, das Radfahren und die Jagd.