Handelskammer Bozen
Tessa Moroder (rechts)

Tessa Moroder

Weitsichtig wirtschaften
Datum:  Oktober 2023

Tessa Moroder ist Unternehmerin, Mutter und überzeugt, dass Träume verwirklicht werden sollten. So hat sie auch die Non-Profit-Organisation Lottozero gegründet. Im Interview hat sie uns mehr darüber verraten.

Frau Moroder, wie sind Sie zur Unternehmerin geworden?
Tessa Moroder: Meine beruflichen Erfahrungen sind von einer starken unternehmerischen Ausrichtung geprägt. Jahrelang habe ich gelernt und die erworbenen Kenntnisse in die Praxis umgesetzt.

Eine naheliegende Wahl?
Es ist das Ergebnis meiner beruflichen Entwicklung, einer Reihe von Zufällen und dem Wunsch, wenigstens einige meiner tausend Ideen zu verwirklichen.

Jetzt haben Sie uns neugierig gemacht – können Sie das genauer erklären?
Meine Schwester Arianna ist Künstlerin und Textildesignerin. Schon lange wollten wir gemeinsam etwas realisieren, das es noch nicht gab. Im Jahr 2012 haben wir ein Lagerhaus in Prato geerbt und es in ein kreatives Zentrum verwandelt, das Textildesigner/innen und Künstler/innen aus ganz Europa willkommen heißt.

Eine spannende Herausforderung…
Alle rieten uns zum Verkauf des Lagerhauses. Stattdessen haben wir das Gebäude saniert und dem Gebiet einen Mehrwert verliehen. Eine der größten Schwierigkeiten war es, für Investoren interessant zu werden. Was wir sofort erkennen mussten, war das mangelnde Vertrauen in zwei junge Frauen. Statistisch gesehen erhalten Unternehmen, die von Männern geführt werden, mehr Investitionen. Vielleicht liegt das daran, dass die Ideen von Frauen oft nicht ausschließlich der Logik des Geldes folgen, sondern dass sie auf eine weitsichtigere Art und Weise wirtschaften und dabei Mensch, Umwelt und Ressourcen berücksichtigen.

Die gemeinnützige Genossenschaft Lottozero Textile Laboratories

Frauen und Karriere - eine Kombination, die funktioniert?
In Italiens Unternehmen ist dies oft noch nicht der Fall, die Mutterschaft wird als ein Hindernis gesehen. Dabei würde ein angemessenes, öffentliches Kinderbetreuungssystem ausreichen, um uns Frauen die Möglichkeit zu geben, so schnell wie möglich wieder arbeiten zu gehen, ohne jeglichen Verzicht.

Sind Sie noch mit Südtirol verbunden?
Ja, sehr. Wir arbeiten mit vielen lokalen Künstlern zusammen und verfolgen Projekte im Land, jedes Jahr nehmen wir an der Bozner Kunstwoche „Bolzano Art Weeks“ teil. Im Jahr 2022 kuratierten wir den Salto. bz Artstore und arbeiteten mit der StadtGalerie Brixen zusammen. Derzeit verfolgen wir ein Projekt mit den Student/innen des Kunstgymnasiums Walther von der Vogelweide und bald wird der Künstler Hannes Egger für einen Künstleraufenthalt nach Prato kommen.

Was können Sie anderen Frauen mitgeben?
Wir müssen unser Hochstaplersyndrom bekämpfen. Wir haben es verdient, dort zu sein, wo wir sind, deshalb können wir ruhig an uns selbst und an andere Frauen glauben. Frauen die sich gegenseitig unterstützen, aufbauen und weiterbringen, können die Unternehmenswelt ein für allemal verändern.

Info

Tessa Moroder (rechts) wurde 1981 geboren und wuchs in Südtirol auf, wobei sie sowohl in der Grund- als auch in der Oberschulzeit ein Auslandsjahr in den USA verbrachte. Danach studierte sie Volkswirtschaft an der Universität Bocconi in Mailand. Nach einigen Stationen in Deutschland arbeitete sie jahrelang als Unternehmensberaterin in Südtirol. Unter anderem leitete sie das Finanzmanagement von franzmagazine und war an der Seite von Alois Lageder tätig, von dem sie viele unternehmerische Fähigkeiten erlernte. Im Jahr 2014 gründete sie zusammen mit ihrer Schwester Arianna (links) die gemeinnützige Genossenschaft Lottozero Textile Laboratories mit Sitz in Bozen und einem kreativen Zentrum in Prato. Heute pendelt die Mutter eines knapp vierjährigen Sohnes zwischen Südtirol, der Toskana und Frankreich und bringt Textilindustrie, Mode, Kunst und Kultur zusammen.

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