Handelskammer Bozen
Luzia Kuppelwieser

Luzia Kuppelwieser

Die engagierte Bäuerin
Datum:  April 2024

Luzia Kuppelwieser wollte eigentlich nicht Bäuerin werden und auch nicht abseits am Vinschger Sonnenberg leben. Doch sie hat die Herausforderung angenommen und erzählt uns von ihrem spannenden Alltag auf 1350 Höhenmetern hoch über Kastelbell.

Frau Kuppelwieser: War es Ihr Wunsch, Bäuerin zu werden?
Luzia Kuppelwieser: Als Jugendliche wollte ich nie Bäuerin werden und auch nicht abseits am Vinschger Sonnenberg leben. Doch das Aufwachsen und die Mitarbeit am Hof haben mich meine Verantwortung spüren lassen, als mein Vater fragte, ob der Hof verkauft oder weitergeführt werden sollte. Meine Schwestern waren weggezogen und hatten kein Interesse. Und so haben mein Partner und ich den Latschair-Hof zu unserem Lebensmittelpunkt gemacht und bewirtschaften ihn mit Freude.

Wie haben Sie das Leben am Hof verändert?
Der Neubau des Wohnhauses und die Modernisierung des Hofes waren wichtige Schritte, sodass ich die täglichen Arbeiten alleine verrichten kann. Ich kümmere mich um die Stallarbeit, stehe in der Früh kurz nach 5 Uhr auf. Um 7.45 Uhr steht die Milch zum Abholen bereit. Am Abend bin ich ab 17.30 Uhr wieder im Stall und brauche rund zwei Stunden zum Versorgen der Tiere. Neben den Rindern schaue ich nach den Ziegen, den Schweinen und den Hühnern. Während des Tages kümmere ich mich um die Hausarbeit, das Heizen, den Garten und das Verarbeiten von Gemüse, Obst und Kräutern. Ganz wichtig ist mir, dass unsere Kinder das Hofleben kennen. Sie sollen wissen, woher der Braten aus dem Topf, die Eier in der Pfanne, die eingelegten Gurken oder die Marmeladen und Säfte kommen.

Der Latschair-Hof hoch über Kastelbell

Was möchten Sie voranbringen?
Ich möchte auch anderen Kindern landwirtschaftliche Produkte näherbringen und ihnen das Leben am Hof verständlich machen. Junge Menschen sollten die regionalen Kreisläufe kennen, sensibel sein für lokale Lebensmittel und deren Wert. Ich würde mir wünschen, dass unsere Familie vom Hof leben und dass mein Partner den Hof gemeinsam mit mir betreiben kann. Aber dafür müssen wir noch weitere Standbeine aufbauen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Zuallererst natürlich Gesundheit. Ich hoffe, dass unser familiäres Verhältnis weiterhin harmonisch bleibt, dass wir gemeinsam an Verbesserungen arbeiten und nie stehen bleiben. Falls eines unserer Kinder sagt, er oder sie möchte den Hof übernehmen, werde ich in die zweite Reihe zurücktreten. Junge Menschen brauchen die Unterstützung und Absicht der Eltern, dass sie Eigenes machen und Bestehendes verändern dürfen. Das hat mein Vater bei mir so gemacht, das möchte ich weitergeben. 

Kurzbiografie

Luzia Kuppelwieser hat in Tschars eine Lehre als Verkäuferin absolviert und ist bald von daheim ausgezogen. Als ihr Vater Probleme mit der Hüfte bekam, entschied sie mit 21 Jahren, gemeinsam mit ihrem Partner den Hof zu übernehmen. Die beiden haben in den vergangenen 18 Jahren nicht nur das Haus neu errichtet und mit den Nachbarn ein Speicherbecken gebaut, auf dem Latschair-Hof wurden auch Beregnungsleitungen verlegt, der Stadel erweitert sowie ein Heukran und eine Photovoltaikanlage angeschafft. 2007 ist der älteste Sohn des Paares geboren, 2010 eine Tochter, 2015 der zweite Sohn. 2013 haben Luzia Kuppelwieser und Ingemar Müller den Jungbauernpreis des Bezirk Vinschgaus erhalten. Zur „Südtirolerin des Tages“ wurde Luzia Kuppelwieser 2019 gekürt, als sie die Landesmeisterschaft im Handmähen gewann. Sie ist Ortsbäuerin von Kastelbell, Schriftführerin im Ausschuss der Agrargemeinschaft Trumsberg, kümmert sich als Almmeisterin bei der Alminteressentschaft Stierbergalm-Trumser Albl um das Personal und andere organisatorische Dinge, vertritt die Bäuerinnenbelange im Ortsbauernrat von Kastelbell und auf Bezirks- sowie Landesebene.

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