Resch Möbel
Die Resch Möbel GmbH setzt in ihrem Arbeitsalltag sehr stark auf die Vorzüge der Digitalisierung. Nicht nur bei Verwaltung und Produktpräsentation, sie lässt sogar ein eigenes Auftragsverwaltungssystem programmieren, das alle Abläufe im Unternehmen erfasst.
Frau Lunger, ist das Handwerk 4.0 in Ihrem Betrieb angekommen?
Simone Lunger: Absolut. Vor 15 Jahren gab es im Betrieb zwei PCs, mittlerweile arbeitet ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Bildschirm. Bis 1996 zeichneten wir fast ausschließlich mit der Hand. Heute können wir uns ein Arbeiten ohne passende Software nicht mehr vorstellen. Die Programmierung der CNC-Maschine inklusive Schneidewerk zum Beispiel erfolgt über den PC des Technikers im Büro.
Wie schwierig war die Umstellung auf neue Programme?
Bis vor kurzem wurde die gesamte Auftragsverwaltung im Unternehmen über diverse Softwarelösungen abgewickelt, was einen erheblichen Zeitaufwand mit sich brachte, zumal auf diese Weise dieselben Kunden- und Auftragsdaten pro Auftrag in unterschiedlichen Datensystemen manuell erfasst werden mussten. Auf dem Markt haben wir kein geeignetes Programm für unseren Betrieb gefunden, deshalb entwickelt seit etwa einem Jahr ein Bozner Unternehmen ein maßgeschneidertes Auftragsverwaltungssystem, das 'RIO – Resch Internal Organisation'. Damit soll zum Beispiel die Abbildung eines Kundenprojekts vom Betreten des Ausstellungsraums bis zur Fakturierung möglich sein.
Was sind Anwendungsbereiche von Handwerk 4.0 in Ihrem Betrieb?
Unter anderem CRM-Systeme (Customer-Relationship-Management), virtuelle Realität (Augmented Reality) bei Möbelwahl, Planung in 3D, Renderings, SmartHome bei Geräten und Kommunikation über soziale Medien. Aber nach wie vor spielt die persönliche Beratung eine große Rolle, es wird in unserem Unternehmen nicht so weit kommen, dass sich der Kunde im Netz seine Möbel zusammenstellt und bestellt.
Digitalisierung wird oft synonym mit Arbeitsplatzverlust gesehen. Ist die Digitalisierung eine Bedrohung oder eine Chance? Macht das vor allem älteren Mitarbeitern Angst?
Vielleicht wird in einem Großkonzern gekündigt, wer mit der Entwicklung nicht Schritt hält, in Südtirol müssen wir hingegen um jede gute Arbeitskraft froh sein. Digitalisierung ist eine Chance, Beschäftigte können zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten arbeiten, auch zusammen in einem Team oder an einem Projekt. Informationen sind jederzeit und überall abrufbar, das erleichtert die Arbeit auf der Baustelle, weil zum Beispiel Änderungen schnell weitergeleitet werden können. Ein Risiko sind die hohen Investitionskosten, Angriffe von Hackern auf Betriebsgeheimnisse und der Datenschutz.
Wo sehen Sie aufgrund des digitalen Wandels Ihr Unternehmen und Ihre Branche in zehn Jahren?
Digitalisierung ist hilfreich, aber ich bin überzeugt, dass die persönliche Beratung, unser Kontakt zu unseren Kunden, der Service sowie die Kreativität und individuelle Planung nicht durch Technik ersetzt werden können. Ich weiß nicht, ob die Entwicklung in diesem Tempo weitergehen kann, ich fürchte, die Geschwindigkeit überfordert die Menschen. Aber ich blicke gespannt in die Zukunft!
Info
Die Tischlerei Resch wurde 1957 in Gargazon von Luis Resch gegründet, seit 1996 gibt es die „Resch Möbel GmbH“. Simone Lunger, Jahrgang 1988, wollte ursprünglich Lehrerin werden, besuchte dann aber die Schule für Einrichtungsberater in Salzburg. Sie ist seit zehn Jahren im Unternehmen tätig, seit zwei Jahren Gesellschafterin und kümmert sich um Verkauf und Marketing. Das Unternehmen beschäftigt über 40 Mitarbeiter/innen an zwei Standorten: im neuen Showroom im Gewerbegebiet Kardaun und in der Tischlerei in Gargazon. Als Komplettanbieter plant, fertigt und liefert Resch Möbel alles selbst. Im Mittelpunkt stehen die exklusive Küchenwelt und das Gesamtkonzept Hotel.