Handelskammer Bozen
Monika Thomaser

Monika Thomaser

Die Macherin
Datum:  November 2021

Die Meraner Sozialgenossenschaft „Albatros“ möchte benachteiligte Menschen zurück in die Arbeitswelt begleiten. Monika Thomaser ist Geschäftsführerin. Sie organisiert, strukturiert und integriert. Doch der Arbeitsmarkt ist angespannt, die Arbeitssuchenden werden älter, ihre Benachteiligungen komplexer und die Herausforderungen größer.

In welchen Bereichen ist „Albatros“ tätig?
Monika Thomaser: „Albatros“ wurde 1994 gegründet und dient benachteiligten Menschen als Sprungbrett in die Arbeitswelt. Wir üben mit ihnen soziale Kompetenz, trainieren Arbeitsrhythmen und arbeiten im Team. Wir betätigen uns im Gartenbau, in der Reinigung und in der Tischlerei. Wir entleeren regelmäßig die Gebrauchtkleidercontainer der Caritas, seit fünf Jahren leisten wir den Aufsichts- und Kassadienst in Museen und arbeiten beim Auf- und Abbau des Meraner Marktes mit.

Wie lange arbeiten die benachteilig­ten Menschen im Durchschnitt bei „Albatros“?
Dies ist sehr unterschiedlich und hängt von der Zielsetzung des Arbeitseingliederungsprojektes ab. Im Schnitt zwischen drei und fünf Jahre.

Wie finanziert sich die Sozialgenos­senschaft?
Wir erwirtschaften 75 Prozent unserer finanziellen Mittel durch Dienstleistungen und durch den Produktverkauf an private Kundinnen und Kunden, 25 Prozent kommen von öffentlicher Seite. Wir sind vor allem in Meran und den umliegenden Gemeinden aktiv. 2010 sind wir an den jetzigen Standort in die Luis-Zuegg-Straße in Meran übersiedelt. Das schönste Geschenk zu unserem 25-jährigen Geburtstag im vergangenen Jahr war der Kauf dieser Räumlichkeiten.

Seit 2006 ist Monika Thomaser Geschäftsführerin der Sozialgenossenschaft Albatros in Meran.

Was hat sich im vergangenen Vierteljahrhundert verändert?
Ich bin seit 14 Jahren dabei. 2006 waren unsere Zielgruppen jünger zwischen 20 und 30 Jahre alt. Sie hatten Schulabbruch, Sucht oder Depression durchlebt, haben eine Auszeit gebraucht oder eine Therapie abgeschlossen. Viele von ihnen haben den Umstieg in den freien Arbeitsmarkt geschafft. Inzwischen sind die Menschen älter geworden. Der Arbeitsmarkt verlangt nach qualifizierten Fachkräften. Die Anforderungen von den Arbeitgebern sind höher geworden, es gibt weniger einfache Berufsbilder. Vielfach bleiben die Menschen bis zum Pensionsalter bei uns. Sie sind zu schwach für den freien Arbeitsmarkt.

Warum sind noch immer wenige Frauen in Führungspositionen?
Das ist ein gesellschaftliches Armutszeugnis. Anscheinend ist die Gesellschaft noch nicht reif dafür. Dabei haben Frauen alle Voraussetzungen dafür und die Fähigkeit, den Überblick zu bewahren, mehrdimensional zu denken und sich um alle und alles zu kümmern.

Wie hat sich die Pandemie auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Eine der größten Herausforderungen war die Entscheidung, den Betrieb zu schließen. Wir hatten bereits vor dem Lockdown in mehreren Krisensitzungen beschlossen, einzelne Dienste einzustellen und die Mitarbeitenden, die zur Risikogruppe zählen, zu deren Schutz zu Hause lassen. Als die Schließung verordnet wurde, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Die Entscheidung wurde uns abgenommen. Es war eine notwendige Verschnaufpause, um die Situation in Ruhe zu analysieren, die Arbeit neu zu organisieren und unsere Arbeitsabläufe neu zu definieren.

Info

Monika Thomaser ist 1974 in Bruneck geboren und aufgewachsen und lebt jetzt in Meran. Nach der Oberschule hat sie in Innsbruck Rechtswissenschaft studiert und in Trient einen Master im Management von Nonproft-Organisationen absolviert. Sie ist Mutter von zwei Kindern.

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