Handelskammer Bozen

WIFO - Landwirtschaftsbarometer: Leichte Besserung in der Obstwirtschaft, wachsende Sorgen um Milchpreis

Data: 
Donnerstag, 09. Juni 2016
Uhrzeit: 

Die Stimmung bei den Südtiroler Landwirten bleibt geteilt. Die Weinbauern gehen von einem guten Jahr 2016 aus, während die Milchwirtschaft mit sinkenden Preisen konfrontiert ist. Das Geschäftsklima hat sich bei den Obstbauern im Vergleich zum vergangenen Jahr etwas gebessert, bleibt aber verhalten. Dies ergibt das Landwirtschaftsbarometer des WIFO - Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen.

Das Jahr 2015 war kein leichtes für die Südtiroler Bauern, vor allem aufgrund der niedrigen Apfelpreise. Allgemein waren über ein Viertel der Landwirte mit den von den Genossenschaften erhaltenen Auszahlungspreisen unzufrieden. Die Ertragslage wurde auch von der Steigerung der Produktionskosten beeinträchtigt. Trotzdem konnten 60 Prozent der Bauern Investitionen in den eigenen Betrieb tätigen.
Auch für das laufende Jahr 2016 ist die Stimmung in den verschiedenen Branchen der Landwirtschaft unterschiedlich. Allgemein gehen die Landwirte mehrheitlich von zufriedenstellenden Auszahlungspreisen seitens der Genossenschaften aus. Positiv ist, dass knapp zwei Drittel der Landwirte für heuer neue Investitionen geplant haben.
Die Obstwirtschaft lässt ein eher schwieriges Jahr hinter sich. Die Apfelernte im Herbst 2014 war europaweit sehr ertragreich, was zusammen mit dem russischen Importstopp zu einem Überangebot und zu fallenden Preisen geführt hat. Folglich waren die von den Obstgenossenschaften im Jahr 2015 ausgezahlten Erzeugerpreise nur für etwas mehr als die Hälfte der Bauern zufriedenstellend.
Für das laufende Jahr hat sich die Marktlage leicht gebessert, zumal die Apfelernte 2015 in Europa etwas geringer als im Vorjahr ausgefallen ist. Auch in Südtirol lag die Produktion mit ca. 1,13 Mio. Tonnen um sechs Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Lagerbestände sind derzeit ungefähr gleich hoch wie vor einem Jahr, die Verkaufspreise der Äpfel im Großhandel lagen aber im ersten Quartal 2016 um etwa fünf Prozent über jenen von 2015. Für das laufende Jahr erhoffen sich drei Viertel der Obstbauern zufriedenstellende Auszahlungspreise.
Das vergangene Jahr war für die Milchwirtschaft positiv und 95 Prozent der Bauern waren mit den Auszahlungspreisen der Milchhöfe und Sennereien zufrieden. Heuer hat sich die Marktlage aber deutlich eingetrübt: Der Preisdruck im Lebensmittelhandel, die Schwäche des internationalen Handels, das Russlandembargo und der Wegfall der Milchquoten haben europaweit zu stark sinkenden Milchpreisen geführt, auf teilweise unter 25 Eurocent pro Liter. Südtirols Milchwirtschaft wird dank des hohen Veredelungsgrades und der guten Produktqualität den Schaden in Grenzen halten, jedoch erwarten fast ein Viertel der interviewten Milchbauern, dass die Auszahlungspreise 2016 schlecht ausfallen werden. Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass sich die Marktlage in den Wochen nach der Befragung weiter verschlechtert hat.
Am besten ist die Stimmung in der Weinwirtschaft. Das Landwirtschaftsjahr 2014/2015 verlief trotz der mengenmäßig bescheidenen Traubenlese von 41.405 Tonnen (DOC- und Landweine) positiv. Die Bauern erhielten von den Kellereien zufriedenstellende bis gute Auszahlungspreise. Auch für das laufende Jahr sind die Weinbauern sehr zuversichtlich, da die Lese 2015 mit 46.181 Tonnen deutlich ertragreicher und qualitativ ausgezeichnet war. Alle Weinbauern gehen zumindest von zufriedenstellenden Auszahlungen aus, die meisten erwarten sogar „gute“ Preise. Bei selbst vermarktetem Wein hingegen erhoffen sich fast zwei Drittel der Bauern „gute“ Verkaufspreise. Die Traubenernte 2016 könnte aufgrund der eingetretenen Frostschäden teilweise beeinträchtigt werden.
Handelskammerpräsident Michl Ebner unterstreicht die Wichtigkeit einer guten Vermarktung außerhalb der Landesgrenzen. „Gerade bei schwierigen Marktbedingungen nimmt das Marketing der landwirtschaftlichen Qualitätsprodukte eine noch wichtigere Rolle ein. Mit der Gründung der IDM haben das Land Südtirol und die Handelskammer die besten Voraussetzungen dafür geschaffen.“

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Georg Lun, Tel 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it.