Handelskammer Bozen

Wirtschaftsbarometer: Geschäftsklima im Großhandel weiter verhalten

Data: 
Mittwoch, 03. Juni 2015
Uhrzeit: 

Das Geschäftsklima im Großhandel bleibt weiterhin verhalten. Laut  Wirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen erwarten sich heuer 61 Prozent der Unternehmen eine gute oder befriedigende Ertragslage. Der Großhandel hofft auf eine Erholung der italienischen Konjunktur.

Der Großhandel gehört zu den Sektoren, die am meisten unter der Wirtschaftskrise  gelitten haben. Die Nachfrage auf dem italienischen Markt war in den letzten Jahren sehr schwach. Zu spüren bekamen dies vor allem jene Unternehmen, welche die Brückenfunktion zwischen Italien und dem deutschsprachigen Wirtschaftsraum ausüben. Dies wird von den Außenhandelsdaten bestätigt. Im Jahr 2013 sind die Südtiroler Importe aus Deutschland und Österreich um 4,5 Prozent zurückgegangen, 2014 um weitere 0,9 Prozent.

Die anziehende Konjunktur in der Europäischen Union und der sich abzeichnende Aufschwung der italienischen Wirtschaft spiegeln sich noch nicht in den Erwartungen des Großhandels wider. Nur 61 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, im laufenden Jahr gute oder befriedigende Erträge erwirtschaften zu können. Im Jahr 2014 waren es noch 63 Prozent. Die Stimmung im Sektor liegt deutlich unter dem Durchschnitt der Südtiroler Wirtschaft (78 Prozent).

Der Umsatz dürfte heuer laut Einschätzungen der Großhändler zwar etwas zulegen, allerdings bereiten die Kostensituation und die Zahlungsmoral der Kund/innen Sorgen. Die Investitionsneigung bleibt weiterhin gering, die Unternehmer/innen gehen aber von einem steigenden Beschäftigungsstand aus.

Am besten ist die Stimmung im Großhandel mit chemischen und pharmazeutischen Artikeln und Hobby- bzw. Freizeitartikeln, am schlechtesten ist sie bei den Zulieferern des Bausektors.

Handelskammerpräsident Michl Ebner betont die wichtige Rolle der Europäischen Union: „Ein gut funktionierender EU-Binnenmarkt, der auch die besonderen Bedürfnisse von KMUs berücksichtigt, ist Voraussetzung für eine nachhaltig positive Entwicklung des Handels und der Wirtschaft im Allgemeinen.“

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Georg Lun, Tel 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it und Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it
 

Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:

Walter Amort, hds-Präsident und Werner Gramm, Vertreter des Großhandels im hds

„Der Großhandel spielt als Botschafter der Produkte unseres Landes eine mitentscheidende Rolle: Er verteilt unsere authentischen Produkte und fungiert gleichzeitig als Brückenkopf zwischen dem nördlichen und dem italienischen Raum. Er hat sich durch die professionelle und flexible Betriebsführung als krisenfest erwiesen. Als Drehscheibe verschiedener Kulturen und Wirtschaftsräume wird Südtirol weiterhin ein idealer Standort für den Großhandel bleiben.“

Federico Tibaldo, Präsident Verband der Selbständigen Südtirol

„Der Sektor leidet, weil immer mehr Erzeuger die Endverbraucher direkt durch die eigene Vertriebsorganisation erreichen möchten. Die vermehrten Insolvenzfälle, die Verlängerung der Zahlungsfristen, die Anfrage nach kurzfristigen Lieferungen zum niedrigsten Preis sowie die hohen Transportkosten im Berggebiet drücken die Margen. Dies erschwert die Investitionen.“