Handelskammer Bozen

Wirtschaftsbarometer: Gutes Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe

Data: 
Donnerstag, 03. Dezember 2015
Uhrzeit: 

Die Konjunkturerhebung des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt eine positive Stimmung im verarbeitenden Gewerbe in Südtirol. Vier von fünf Unternehmen bewerten die Ertragslage im laufenden Jahr als zufriedenstellend und für 2016 wird eine weitere Steigerung erwartet. Damit hat das Geschäftsklima das Vorkrisenniveau wieder erreicht.

Die Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers zeigt ein positives Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe. Die Ertragslage wird heuer von 79 Prozent der Unternehmer/innen als zufriedenstellend bewertet und für das nächste Jahr erhoffen sich sogar 85 Prozent eine befriedigende bis gute Ertragslage.

Die Umsatzentwicklung war laut Unternehmer/innen bereits heuer positiv, trotz stagnierender Verkaufspreise. Dies liegt vor allem an den guten Exportergebnissen: Im ersten Semester 2015 exportierte Südtirol Waren im Wert von über 2,1 Milliarden Euro, mit einem Wachstum von 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahressemester. Für 2016 wird eine wesentliche Steigerung erhofft, weil neben dem weiterhin guten Exportgeschäft eine Besserung der Marktlage in Südtirol und vor allem im restlichen Italien erwartet wird. Auch die Preise dürften im kommenden Jahr etwas steigen.

Die Bewertungen der Unternehmer/innen bezüglich Kostensituation, betriebliche Wettbewerbsfähigkeit und Zahlungsmoral der Kund/innen haben sich vor allem im Bezug auf das kommende Jahr verbessert. Ein Aufschwung der Investitionen wird hingegen noch nicht erwartet. Das neue staatliche Finanzstabilitätsgesetz sieht aber erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionsgüter vor und dürfte somit auch in Südtirol positive Impulse liefern.

Unter den einzelnen Branchen des verarbeitenden Gewerbes herrscht im Nahrungsmittelsektor die beste Stimmung: Alle befragten Unternehmer/innen sind mit der Ertragslage im laufenden Jahr zufrieden und haben positive Erwartungen für 2016. Das Geschäftsklima ist auch im Bekleidungssektor sowie in der Chemie- und Kunststoffverarbeitung besonders positiv. Am bescheidensten sind die Ertragserwartungen in der Metallverarbeitung und vor allem in der Herstellung von Baumaterialien. Grund dafür ist der starke Rückgang der Bautätigkeit in den letzten Jahren.

Handelskammerpräsident Michl Ebner freut sich über die positive Stimmung im verarbeitenden Gewerbe, unterstreicht aber die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Begünstigung der Investitionen: „Die neulich eingeführten, erhöhten Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionsgüter sind zwar positiv, sollten aber auf die Gebäudeinvestitionen ausgedehnt werden.“

Anmerkung:
Das verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw. In Südtirol beschäftigt dieser Sektor circa. 36.000 Personen.

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Georg Lun, Tel 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it oder Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it.

Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:

Claudio Corrarati, Präsident CNA-SHV
„Um das positive Geschäftsklima zu erhalten sollen die Unternehmen die bisher nur versprochene Unterstützung bekommen. Unsere Unternehmen leiden unter exzessiver Bürokratie und Steuerbelastung und einer untragbaren Kreditklemme. Deshalb muss bei Land und Staat interveniert werden, damit auf die Versprechen auch Taten folgen. Es braucht eine Shock-Therapie für den Sektor der Baumaterialien sowie für Krisenbranchen wie Druck und Grafik."

Gert Lanz, Präsident lvh.apa Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister
„Die Zahlen des WIFO zeigen einmal mehr: Unsere KMU sind krisenfest und finden kurzfristig Lösungsansätze, sich auf neue Situationen einzustellen. Sie sind flexibel und schnell, finden kreative Lösungen auf die unterschiedlichsten Probleme und bieten Qualitätsprodukte, die für sich sprechen. Deshalb wollen wir auch mit Zuversicht in das nächste Jahr blicken und die sich uns stellenden Herausforderungen weiterhin mit lösungsorientierten Ansätzen anpacken."

Stefan Pan, Präsident Unternehmerverband Südtirol
„Der Export erweist sich immer mehr als der wahre Wachstumsmotor für unsere Wirtschaft. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu stärken stellt daher die gemeinsame Herausforderung dar, um Südtirols Zukunft nachhaltig zu sichern. Dafür braucht es sichere und bezahlbare Energie, Reduzierung des Steuerdruckes, Erreichbarkeit auf allen Ebenen und eine effiziente öffentliche Verwaltung."