Handelskammer Bozen

Wirtschaftsbarometer: Südtiroler Unternehmen mit guten Ertragserwartungen

Data: 
Donnerstag, 07. April 2016
Uhrzeit: 

Immer mehr Südtiroler Unternehmer/innen blicken optimistisch in die Zukunft. Die Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers zeigt erneut eine Steigerung des Geschäftsklimas an: Vier von fünf Unternehmen konnten im Jahr 2015 zufriedenstellende Erträge erwirtschaften und für das laufende Jahr erwarten sogar 87 Prozent eine positive Ertragslage. Die Unternehmer/innen gehen von wachsenden Umsätzen aus und auch die Beschäftigung dürfte etwas zulegen. Die nationale und internationale Konjunkturlage bleibt aber fragil. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen erwartet für das Jahr 2016 eine Steigerung des Südtiroler Bruttoinlandproduktes um 1,5 Prozent.

Die Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers bestätigt das positive Geschäftsklima bei den Südtiroler Unternehmen. Insgesamt beurteilen 80 Prozent ihre Ertragslage im vergangenen Jahr als positiv und für 2016 erhoffen sich sogar 87 Prozent zufriedenstellende Erträge. Dies ist der höchste Wert seit 2006.

Die Wirtschaftstreibenden erwarten wachsende Umsätze auf allen Märkten, unter anderem weil die Verkaufspreise etwas steigen dürften. Der Aufschwung des internen Südtiroler Marktes sollte andauern, vor allem geht man aber von einer wesentlichen Zunahme des Italiengeschäfts aus. Darüber hinaus erhoffen sich die Unternehmer/innen auch heuer einen guten Verlauf des Außenhandels, nachdem 2015 die Exporte mit fast 4,4 Milliarden Euro einen Rekordwert erreichten. Schließlich werden derzeit wichtige Rahmenbedingungen wie der Zugang zum Kredit und die Zahlungsmoral der Kunden wesentlich besser bewertet als in den Vorjahren. Dementsprechend positiv sind auch die Erwartungen zum Arbeitsmarkt: Die Beschäftigung dürfte laut Unternehmen zunehmen.

Eine Analyse der einzelnen Wirtschaftssektoren zeigt, dass die Verbesserung des Geschäftsklimas auch jene Branchen betrifft, die während der Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre am meisten gelitten haben. Die Ertragserwartungen im Baugewerbe liegen derzeit nur wenig unter dem Schnitt der Südtiroler Wirtschaft, während die Großhändler sogar überdurchschnittlich optimistisch gestimmt sind.

Neben den Unternehmer/innen sind auch die Konsument/innen gut gestimmt. Der Konsumklimaindex für Südtirol steigt seit fünf Quartalen in Folge an und hat bei der letzten Erhebung im Januar einen neuen Höchstwert erreicht.

Das Konsum- und Geschäftsklima ist auch auf nationaler und europäischer Ebene auf einem eher hohen Niveau, es ist allerdings seit Jahresanfang sinkend. Das steigende verfügbare Einkommen der Familien wird die interne Nachfrage in Italien und in der EU weiter stützen, jedoch haben einige Unsicherheitsfaktoren zu einer Senkung der Wachstumsprognosen beigetragen. Der internationale Handel zeigt eine Verlangsamung aufgrund der konjunkturellen Schwierigkeiten vieler Schwellenländer und des geringeren Wachstums der chinesischen Wirtschaft. Weitere Risiken sind mit der starken Verschuldung einiger Staaten verbunden, insbesondere Italiens. Die Europäische Kommission hat dem italienischen Haushalt 2016 nur mit Vorbehalt zugestimmt und könnte weitere Maßnahmen zur Verringerung des Defizits verlangen. Dies hätte negative Folgen für die expansive Fiskalpolitik der italienischen Regierung. Positive Effekte wird hingegen die im März entschiedene Intensivierung der expansiven Geldpolitik seitens der Europäischen Zentralbank haben. Die EZB hat das sogenannte „Quantitative Easing“ verstärkt, durch die Erhöhung der monatlichen Einkäufe von Vermögenstiteln von 60 auf 80 Milliarden Euro. Darüber hinaus wurden die Zinssätze weiter gesenkt (auf Null- bzw. negatives Niveau) und neue Maßnahmen zur Förderung der Kreditvergabe an die Unternehmen eingeführt.

Laut jüngster Prognosen der OECD wird die Wirtschaft der Eurozone heuer voraussichtlich um 1,4 Prozent zunehmen. Im ähnlichen Ausmaß werden Südtirols wichtigste Handelspartner Deutschland (+1,3 Prozent) und Österreich (+1,5 Prozent) wachsen. Die Wirtschaftsleistung Italiens wird aber mit +1,0 Prozent noch mäßig ausfallen.

Aufgrund der Situation der lokalen Wirtschaft sowie der italienischen und internationalen Konjunktur geht das WIFO von einem Wachstum des Südtiroler Bruttoinlandproduktes von 1,5 Prozent im Jahr 2016 aus.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, unterstreicht die Notwendigkeit von Investitionen zur Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit: „Südtirol erlebt gerade einen wirtschaftlichen Aufschwung und verfügt wieder über einen gut dotierten Landeshaushalt. Es wäre der richtige Zeitpunkt, um vermehrt Investitionen in Forschung, Innovation und Infrastrukturen zu tätigen. Dies ist Voraussetzung, um die Produktivität zu steigern und die Attraktivität Südtirols als Wirtschaftssandort zu erhöhen.“
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Georg Lun, Tel 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it oder Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it.