Handelskammer Bozen

Wirtschaftsbarometer: Stimmung im Baugewerbe hellt sich auf

Data: 
Donnerstag, 10. Dezember 2015
Uhrzeit: 

Das Geschäftsklima im Südtiroler Baugewerbe ist zwar noch verhalten, jedoch deutlich besser als in den vergangenen Jahren. Das zeigt die Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen. Mit der diesjährigen Ertragslage sind sieben von zehn Unternehmen zufrieden, 2016 sollten drei Viertel zufrieden sein.

Das Baugewerbe gehört zu den Sektoren, die am meisten die Wirtschaftskrise gespürt haben. In Südtirol ist die genehmigte Baukubatur zwischen 2007 und 2013 um fast 40 Prozent gesunken und erst im letzten Quartal 2014 kam es zu einer Trendumkehr. Die vorläufigen Daten für das erste Semester 2015 zeigen ein Wachstum der genehmigten Kubatur von 6,3 Prozent. Dieses Wachstum ist fast ausschließlich den Wohngebäuden zuzuschreiben, während bei den Nichtwohngebäuden noch kein eindeutiger Aufwärtstrend zu beobachten ist. Die Anzahl der Arbeitsplätze im Baugewerbe ist immer noch sinkend, der negative Beschäftigungstrend hat sich aber deutlich abgeschwächt. Zwischen Januar und Oktober 2015 gab es im Durchschnitt fast 14.900 unselbständig Beschäftigte, dies sind 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Diese Entwicklung spiegelt sich im Stimmungsbild der Bauunternehmen wider. Im Jahr 2013 erreichte das Geschäftsklima im Südtiroler Baugewerbe seinen Tiefpunkt. Damals waren nur 43 Prozent der Unternehmer/innen mit den eigenen Erträgen zufrieden. Bereits 2014 gab es eine deutliche Besserung und heuer bewerten 71 Prozent der Unternehmer/innen die Ertragslage als positiv. Die Kostensituation, die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit und die Zahlungsmoral der Kund/innen werden weiterhin negativ bewertet, aber deutlich besser als in den vergangenen Jahren. Für 2016 erhoffen sich 76 Prozent der Wirtschaftstreibenden im Baugewerbe befriedigende Erträge. Die Nachfrage dürfte sich weiter stabilisieren und die Verkaufspreise etwas steigen.

Betrachtet man die Unterschiede zwischen den einzelnen Sparten des Baugewerbes, so weist die Bauinstallation und Fertigstellung von Gebäuden (Zimmerer, Spengler, Elektriker, Installateure, Fliesenleger usw.) das positivste Geschäftsklima auf. Die Stimmung im Tief- und Hochbau ist verhaltener, für 2016 erwartet man aber eine wesentliche Verbesserung.

Handelskammerpräsident Michl Ebner wünscht sich mehr Unterstützung für diesen wichtigen Sektor: „Besonders im Marktsegment der Nichtwohngebäuden gibt es weiterhin Schwierigkeiten. Steuerliche Maßnahmen zur Unterstützung der Bauinvestitionen würden den Aufschwung wesentlich fördern.“

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Georg Lun, Tel. 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it und Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it.

Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:

Emilio Corea, Präsident der SHV-Bauvereinigung
„Es gibt Zeichen eines Aufschwungs. Dies betrifft auch die Handwerksunternehmen, beziehungsweise die kleineren Unternehmen, die am meisten von der Krise betroffen waren. Man spürt die positiven Effekte der staatlichen Förderungsmaßnahmen für die Renovierung und energetische Sanierung der Immobilien.”

Markus Kofler, Präsident des Kollegiums der Bauunternehmer
„Die bessere Stimmung ist nicht auf eine wachsende Zufriedenheit unter den Bauunternehmer/innen zurückzuführen, sondern eher darauf, dass die Unternehmen mit den schwierigeren Rahmenbedingungen besser umgehen. Die Trendumkehr ist noch in weiter Ferne und wir werden niemals eine Situation wie vor 2008 erleben. Die Bauunternehmen müssen sich darauf einstellen und das heißt, auch als Dienstleister für die Bauherren zur Verfügung stehen, um so neue Märkte zu erschließen.”

Gert Lanz, Präsident lvh.apa Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister
„Unsere Bemühungen zielen darauf ab, diesen großen und von der Krise gebeutelten Sektor zu fördern. Indem das öffentliche Vergabewesen überdacht wurde, hoffen wir, dass der Aufschwung weitergeht. Nur wenn man kleine Unternehmen durch verschiedene Maßnahmen, beispielsweise durch die Aufteilung in Lose und die Direktbezahlung an Subunternehmen, noch stärker einbindet, kann der heimische Wirtschaftskreislauf funktionieren.”