Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Johanna Falser

Es braucht schon Mumm

Schon als Kind spielte die Schwester von vier Brüdern in der Werkstatt und lag gar selbst unter so manchem kaputten Auto und half mit. Johanna Falser sagt von sich selbst, sie ist „kein Weichei“ und mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben. Ein Gespräch über Fleiß, Arbeiten unter Männern und Abstriche der eigenen Bedürfnisse.

Wie war es, als Sie mit 24, als junge Frau, in die Firma Ihres Mannes einstiegen?

Nicht einfach. Der Betrieb war gerade von Kardaun nach Leifers übersiedelt, Logistik und Personal galt es neu zu verwalten. Eine meiner ersten Entscheidungen war es, 1987, einen PC anzuschaffen und die bis dato ausgelagerte Buchhaltung selbst zu machen. Nachdem der langjährige Büroangestellte ausschied, musste ich mich in alle Facetten dieser völlig neuen Berufssparte einarbeiten. In der Schule hatte ich zwar ein wenig Buchhaltung, aber trotzdem musste ich viel lernen und vor allem in die Praxis umzusetzen – gerade was Verwaltung und den ganzen technischen Bereich betrifft. Vieles habe ich mir über die Jahre hinweg hart erarbeiten müssen, was aber letztendlich eine große Bereicherung war.

Und die größte Herausforderung …

... war natürlich sich als junge Frau, nach zielstrebigem Erlernen von Theorie und Praxis, gegenüber der reinen Männerwelt mit Fachkenntnis und Verkaufskompetenz zu behaupten. Noch heute steht so mancher Neukunde mir als Frau anfangs skeptisch gegenüber – sie trauen einer Frau schlichtweg nicht die technischen Kompetenzen zu. Im Laufe der Verhandlungsgespräche trifft man sich aber auf Augenhöhe !

Stört Sie das?

Ja, schon, schließlich stecke ich seit fast dreißig Jahren sehr viel Energie in den Betrieb, mache den Einkauf / Verkauf, sowie technischen Ablauf. Im Grunde ist dieses Mann-Frau- Schema ja überholt, aber nichtsdestotrotz holt es uns Frauen immer wieder ein, wie zum Beispiel „ Frauen sind beim Verhandeln immer die „Zacheren“ usw.

Seit einigen Jahren sind Sie die Verantwortliche der Firma Falser KG, gemeinsam mit dem ältesten Sohn und Ehemann. Macht es einen Unterschied, ob Frau oder Mann einen Betrieb leitet?

Ja, ich glaube schon. Frauen denken umfassender, organisatorisch verantwortungsbewusster. Männer konzentrieren sich mehr auf das Praktische. Denken Sie nur an die unterschiedlichsten Arbeiten im Haushalt: Vieles händeln Frauen gleichzeitig und denken für die gesamte Familie voraus. Bei so manchen Männern würde Haushalt und das Versorgen der Kinder auf Dauer schnell zusammenbrechen.

Wie sichtbar ist Ihre Arbeit im Betrieb, oder anders gefragt: Arbeiten Sie – wie viele Frauen –hinter den Kulissen?

Vieles an meiner Arbeit ist nicht sichtbar. Die Stunden vor dem PC, Angebotserstellung, Bestellungen, Abrechnungen, Buchhaltung oder Bankgeschäfte. Die Abhakliste ist in meinem Kopf gespeichert und ständig präsent. Abends ist der Schreibtisch ja immer schön aufgeräumt. Wenn aber mal was schief geht, mal was vergessen wird, dann merkt man`s sofort. Sichtbar wird meine Arbeit natürlich, wenn ich unterwegs bin – auf Messen oder bei Kundenbesuchen.

Betrieb und Familie – wie geht das für Sie zusammen?

Unsere Kinder sind großteils im Betrieb groß geworden. Mutterschaftsauszeiten gab es für mich keine - weder vor, noch nach der Geburt der Kinder. Selbst zur Entbindung kam es abends oder nachts. Natürlich waren wir als Familie viel zusammen, viel Freizeit oder Nachmittage auf dem Spielplatz waren aber nicht drin. Allein der Sonntag, der war und ist für die Familie da, auch wenn selbst der durch Messen und sonstige Verpflichtungen nicht selten verplant ist. In solchen Momenten half früher die Großmutter.

Und wo mussten Sie persönlich Abstriche machen?

Meine Kinder konnte ich sicher nicht so genießen, wie wenn ich bei ihnen zu Hause gewesen wäre. Natürlich musste ich in all den Jahren viele meiner Wünsche in den Hintergrund stellen. Täglich am Arbeitsplatz, Hausfrau und Mutter zu sein, ist zur logischen Selbstverständlichkeit geworden.

Haben Sie Vorbilder?

Frauen, die in den Betrieben ihr ganzes Herzblut geben - und meine Mutter. Sie war eine starke Frau, die sich immer wieder ihren Platz erkämpfen musste. Deswegen gibt’s für mich nichts, was ich nicht anpacke, wenn Not am Mann ist.

Ein Ratschlag an künftige, junge Unternehmerinnen ..

Hut ab vor ihnen. Dazu braucht es schon Mumm und viel Selbstsicherheit. Frauen, die in den Handwerksbetrieb ihres Mannes einsteigen möchten, rate ich auf alle Fälle sich immer wieder weiterzubilden, Netzwerke mit anderen Frauen zu pflegen. Und auf die Balance zwischen Arbeit und Familienleben zu achten und diese nicht aus den Augen verlieren.

Gibt es eine Art Geheimnis des Erfolgs?

Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, Pflichtbewusstsein, immer am Ball bleiben, nicht aufgehen und mit beiden Beinen fest im Leben stehen.

Zur Person

Johanna Falser, Jahrgang 1963, ist zusammen mit vier Brüdern in Petersberg/Deutschnofen aufgewachsen. Nach der Ausbildung im Sozialbereich arbeitet sie unter anderem in der Hotellerie und geht für ein halbes Jahr nach England, um ihre Englischkenntnisse zu verbessern. Mit 24 Jahren steigt sie in den Maschinenschlosserbetrieb ihres späteren Ehemanns Gottfried Falser ein und ist dort seither vollzeitig tätig. Johanna Falser ist dreifache Mutter und hat sich berufsbegleitend zur Betriebswirtin im Handwerk weitergebildet und besitzt den Abschluss der theoretischen Meisterprüfung (wirtschaftlich-rechtlicher Teil). Darüber hinaus trägt Falser den Titel der Innovationsbeauftragten der Klein- und Mittleren Unternehmen (KMU). Johanna Falser betreut ehrenamtlich die Handwerker als LVH-Ortsobfrau und sitzt im Bezirks- sowie im Landesfrauenausschuss des LVH. Falser KG - Maschinenbau aus Auer, gegründet 1967 von Gottfried Falser, beschäftigt neun Mitarbeiter und beliefert Firmen in Südtirol, Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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