Handelskammer Bozen
Südtirol verfügt über die höchste Konzentration von Fernheizwerken in Italien.

Alternative Energiequellen

Zukunftsthema
Datum:  März 2022

Besonders in Zeiten von massiv steigenden Energiekosten wird das Thema alternative Energiequellen immer wichtiger. Die Handelskammer Bozen hat mit dem Südtiroler Energieverband eine Partnerschaft geschlossen, um die Südtiroler/ innen über die alternativen Energieformen zu informieren.

Die Voraussetzungen sind gut: Südtirol verfügt mit 300 Sonnentagen im Jahr sowie mit seinen Bergwäldern und Fließgewässern über erneuerbare Energieträger, die nachhaltig und eigenständig zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt werden können. Know-How bei der Stromerzeugung – das gibt es in Südtirol seit über 100 Jahren und diese Geschichte ist nicht vergangen: Auch heute produzieren und verteilen Genossenschaften, Stadtwerke und private Unternehmen Strom und Wärme aus erneuerbaren Energiequellen. Anders gesagt: Der Trend zu einer dezentralen und bodenständigen Energieversorgung hat sich in Südtirol lange vor dem Einsetzen der Energiewende fest etabliert. Was Südtiroler Energiepioniere in den Städten und im ländlichen Raum geschaffen haben, ist heute innovativ und zukunftsfähig.

In Südtirol gibt es 48 Stromverteiler, in ganz Italien 131. In Südtirol werden jährlich 6,8 Terawattstunden (TWh) Strom produziert. 6,6 TWh liefern erneuerbaren Energiequellen und 88 Prozent dieses wertvollen grünen Stroms erzeugen Wasserkraftwerke. Südtirol verbraucht pro Jahr 3,1 TWh Strom. Südtirol exportiert also mehr als die Hälfte der Stromproduktion in andere italienische Regionen und leistet damit auch jenseits der Landesgrenzen einen Beitrag zur Energiewende.

Wenn die Ziele des europäischen Green Deals erreicht werden sollen, müssen Italien und auch Südtirol die Nutzung erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung bis 2030 massiv ausbauen. Bei einer Anhörung im Senat hat die staatliche Forschungseinrichtung RSE schon im Oktober 2021 beeindruckende Zahlen vorgelegt. Demnach muss die installierte Leistung von Anlagen, die Strom mit erneuerbaren Energien produzieren, in Italien in den kommenden acht Jahren um 58 Gigawatt (GW) steigen. 2020 wurden in Italien zirka 40 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen produziert. 2030 müssen laut den Vorgaben des Green Deals 70 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen stammen.

Biogas

Ohne Wasserkraft keine Energiewende
2020 produzierten Wasserkraftwerke laut dem Hydropower Special Market Report der Internationalen Energie Agentur IEA ein Sechstel der weltweit bereitgestellten elektrischen Energie und damit mehr als alle anderen erneuerbaren Energieträger zusammen. Ebenfalls 2020 wurden in ganz Italien 116,1 Terawattstunden erneuerbare elektrische Energie erzeugt. Davon stammten 46,7 TWh aus Wasserkraftwerken.

Stichwort Fernwärme
Südtirol verfügt über die höchste Konzentration von Fernheizwerken in Italien. 77 der überwiegend genossenschaftlich geführten Fernheizwerke arbeiten mit Biomasse. Mehr als 17.000 Haushalte werden mit Fernwärme versorgt. Das stärkt regionale Wirtschaftskreisläufe: 66 Prozent der in den Heizwerken verfeuerten Biomasse stammen aus Südtiroler Wäldern, das Hackgut wird in vielen Fällen von den Bauern angeliefert.

Stichwort Biogas
In Südtirol gibt es mehr als 30 Biogasanlagen, die einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. So können Gärreste aus Biogasbetrieben nicht nur zu organischem Dünger weiterverarbeitet werden und im Rahmen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft Kunstdünger im Südtiroler Obst- und Weinanbau ersetzen, Biogasanlagen produzieren auch „grünen“ Strom und „grüne“ Wärme. Zudem wird aus Biogas Bio-LNG gewonnen – ein CO2-neutrales Flüssiggas mit einer höheren Energiedichte als Dieselkraftstoff, das an LKW und Tankstellen abgegeben werden kann. Die Lebensmittelindustrie könnte das bei der LNG-Produktion gewonnene CO2 wiederum bei der Anreicherung von Kohlensäure einsetzen.

Der Südtiroler Energieverband SEV vertritt als Dachverband und international vernetzte Interessenvertretung Südtiroler Energiegenossenschaften, kleine und mittlere Energiebetriebe sowie das Stadtwerk Bruneck. Heute gehören dem Verband 306 Mitgliedsbetreibe an. Darunter befinden sich 123 Wasserkraftwerke, 149 Photovoltaik-Anlagen, 49 Fernheizwerke, acht Biogasanlagen und 34 Stromverteiler.

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