Handelskammer Bozen
Michael Graf

Bachmann Rodeln

Tüfteln an der perfekten Rodel
Datum:  April 2021

Der Rittner Michael Graf hat im vergangenen Jahr das Südtiroler Unternehmen Bachmann Rodeln übernommen. Davor hat er an der Entwicklung von Rennfahrzeugen gearbeitet. Während sich das Fortbewegungsmittel geändert hat, sind die Themen dieselben geblieben: Schnelligkeit und Sicherheit.

Was haben Sie in den vergangenen Jahren gemacht?
Michael Graf: Ich bin Maschinenbauingenieur, war 13 Jahre im Rennsport tätig und habe an der Entwicklung von Rennfahrzeugen gearbeitet.

Und was machen Sie nun?
Vor einem Jahr haben ich und meine Partner die Firma Bachmann Rodeln von Otto Bachmann übernommen und seitdem sind wir dabei, Rodeln herzustellen.

Was waren Ihre 1. Anpassungen an der ursprünglichen Bachmann Rodel?
Wir haben ein neues Bremssystem entwickelt, bei dem man nur am Seil ziehen muss und dann kommen die Bremskrallen heraus. Die Bremsleistung ist so viel besser, das spielt vor allem beim Sicherheitsaspekt eine große Rolle. Das haben wir dann in Europa patentieren lassen, das bedeutet unsere Konkurrenten haben das nicht.

Somit haben Sie einen Wettbewerbsvorteil?
Ja, und wir wollen bei der Bremse sogar noch eine weitere Sicherheitskomponente entwickeln. Wenn niemand auf der Rodel sitzt bzw. jemand von der Rodel fällt, sollte diese von alleine bremsen, sodass durch die fahrerlose Rodel niemand verletzt werden kann.

Hat es neben den Innovationen bei der Rodel noch andere Neuerungen gegeben?
Die Zeichnungen und die Entwicklung der Rodel wurden digitalisiert. Dadurch können wir die Entwicklung der Rodel ein wenig von der Produktion abspalten. Früher war es ein reiner Handwerksbetrieb, das ist es auch immer noch, aber mittlerweile sind wir bei der Entwicklung noch professioneller.

Verkaufen Sie Ihre Rodeln auch online?
Wir haben auf unserer Internetseite einen Onlineshop eingerichtet, der auch schon ganz gut läuft und mit dem wir mehr potentielle Kund/innen erreichen können. Besonders sobald wir in einer größeren Stückzahl produzieren, wird dieser Vertriebskanal noch viel wichtiger werden. Die ganzen Digitalisierungsmaßnahmen umzusetzen braucht zwar einiges an Zeit, aber ich bin überzeugt, dass wir langfristig nur damit erfolgreich sein können. Auch aufgrund vom Coronavirus war es von großem Vorteil, einen Onlineshop zu betreiben, da es immer wieder Zeiten gab, in denen man sich nicht großartig bewegen durfte. So konnten unsere Kund/innen online bestellen und wir haben ihnen die Rodeln geschickt.

Hat sich ihr Geschäft durch das Coronavirus sonst auch noch verändert?
Das Coronavirus hat mir in diesem Sinne einen Strich durch die Rechnung gemacht, da es schwierig war zu planen. Wenn man Rodeln in großer Stückzahl herstellt, muss man schon im April-Mai entscheiden wie viele Rodeln man baut. Daraufhin muss man die ganzen Rohstoffe einkaufen und alles organisieren. Im April-Mai gab es dann den Lockdown und wir wussten nicht, wie es weitergeht.

Wie ist es dann effektiv gelaufen?
Im Nachhinein betrachtet, haben wir viel zu wenig Rodeln gebaut. Im Endeffekt war es dann so, da das Skifahren nicht möglich war, dass Tourenski, Schneeschuhe und auch Rodeln sehr gut verkauft wurden. Auch wir haben so viel mehr verkauft als erwartet.

Machen Sie das alleine oder haben Sie auch Mitarbeiter/innen?
Meine Frau und mein Bruder sind mit dabei. Ohne sie würde das alles nie gehen. Mein Bruder ist Schlosser und hat die Komponenten des neuen Bremssystems mitentwickelt bzw. hergestellt. Sonst hilft noch zeitweise ein hauptberuflicher Bauer mit, der gelernter Tischler ist.

Welche Entwicklungen haben Sie für die Zukunft noch geplant?
Am Gewicht der Freizeitrodel möchten wir noch arbeiten. Prinzipiell ist es so, dass die Rodel beim Tragen so leicht wie möglich sein soll. Beim Runterfahren ist jedoch eine schwere Rodel besser, da der Schwerpunkt tiefer ist und sie mehr Hangabtriebskraft hat. Wir möchten deshalb für den Freizeitbereich eine Rodel bauen, die leicht ist, aber die Fahreigenschaften einer schweren Rodel aufweist.

Zur Person

Michael Graf ist 39 Jahre alt, verheiratet und dreifacher Familienvater. Im Jahr 2020 hat der Rittner Maschinenbauingenieur das Unternehmen Bachmann Rodeln von Otto Bachmann übernommen und den Firmensitz nach Klobenstein auf den Ritten verlegt. Dieser hatte den Betrieb im Jahre 1983 in Winnebach bei Innichen gegründet.

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