Handelskammer Bozen
Jessica Schwienbacher

Jessica Schwienbacher

Flexibilität als Stärke
Datum:  März 2024

Jessica Schwienbacher tat alles für ihr Kosmetikstudio und hatte große Pläne. Allergien machten ihren Lebenstraum zunichte. Die 34-Jährige schulte 2020 um und verantwortet heute Mitarbeitende und die Verwaltung des Tiefbauunternehmens Schwienbacher Erdbewegungen GmbH. 

Was macht der Betrieb Schwienbacher Erdbewegungen? 
Jessica Schwienbacher: Mein Opa hat den Betrieb 1959 gegründet. Nach seinem Tod im Jahr 1988 hat ihn mein Vater, der heute 61 Jahre alt ist, mit einem LKW und einem Bagger übernommen. Meine Mutter, heute 64, ist nach dem Abschluss ihres Meistertitels im Tiefbau, im Betrieb mit eingestiegen. Mein Bruder, der mittlerweile seit über 20 Jahren im Betrieb ist, kümmert sich auf den Baustellen um die Organisation und um unsere Kunden. Seit nun mehr als drei Jahrzehnten besteht unser Familienunternehmen und wir sind im Raum Burggrafenamt bis hin zum Gardasee tätig. 

Wie kommen Sie mit den recht rauen Umgangsformen zurecht? 
Frauen in der Baubranche müssen sich tagtäglich beweisen, da dieser Berufszweig nach wie vor sehr männlich besetzt ist. Das Geschäft im Tiefbau ist hart und im Vergleich zum Kosmetikstudio herrscht ein rauer Umgangston. Davon lasse ich mich jedoch nicht unterkriegen. Anzutreffen bin ich im Büro und auf den Baustellen, da ich Schwertransporte begleite. Manchmal ernte ich irritierte Blicke von Menschen, die meine Anwesenheit nicht zuordnen können, das bringt mich dann zum Schmunzeln. Diese Skepsis sehe ich absolut nicht als Kritik, sondern schöpfe Ehrgeiz und Kraft daraus. Wichtig war mir immer, im Betrieb nie als die Tochter des Chefs angesehen zu werden. Allem voran, um mich selbst beweisen zu können. Inzwischen habe ich mir eine Position erarbeitet, in der ich wertgeschätzt werde. Ich mag die flachen Hierarchien in unserem Unternehmen und verlange, dass wir uns respektvoll begegnen. In der Verwaltung sind wir ein gutes Team das Hand in Hand funktioniert. Mit Stolz kann ich behaupten, dass auf unsere komplette Belegschaft im Innen- und Außenbereich verlass ist, nur so ist meine Arbeit in den unterschiedlichsten Gremien außerhalb des Unternehmens möglich.

Das Tätigkeitsfeld geht von Erdarbeiten über Straßenbau bis hin zur Materialverarbeitung

Mit wem tauschen Sie sich bei Entscheidungen aus?
Ich habe eine Handvoll Menschen, mit denen ich mich austausche. Wenn große Entscheidungen anstehen, habe ich zwei, drei Personen, mit denen ich mich zusammensetze, die offen, ehrlich und kritisch sind. Für den nötigen Abstand zum Beruf und um einen klaren Kopf zu bekommen, bin ich mit meiner Bulldogge unterwegs und schreibe jeden Abend meine Gedanken auf und reflektiere somit den Tag, was war gut, was weniger und wo gibt es Verbesserungspotenzial. 

Wo sollte der Betrieb in fünf Jahren stehen? 
Ich sehe einen soliden, stabilen Betrieb, der sich an seine Wurzeln erinnert, der zufriedene Kund/innen und Mitarbeiter/innen hat, welche wissen, dass sie sich auf uns verlassen können. Wichtig ist mir auch, dass wir unsere Visionen umsetzen können und somit innovativ bleiben.  

Kurzbiografie

Jessica Schwienbacher wollte von klein auf Kosmetikerin werden. Nach der Fachschule für Schönheitspflege in Untermais/Meran, arbeitete sie im Wellness- und Beautybereich in renommierten Hotels in Südtirol und der Schweiz und machte sich 2011 mit „Silence Cosmetic“ selbständig. Sie entwickelte Shop-in-Shop-Pläne, wollte eine hochwertige Parfümerie integrieren, sie mit Kunstausstellungen bereichern. Doch ab 2014 machten Allergien ihre Pläne zunichte. Am 24. Dezember 2019 sperrte sie den Kosmetiksalon zu. Jessica Schwienbacher orientierte sich neu, stieg in den elterlichen Betrieb „Schwienbacher Erdbewegungen GmbH“ in Lana ein, kümmert sich dort heute um Verwaltung, Qualitätsmanagement und die Mitarbeiterführung.

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