Margareth Irsara
Margareth Irsara ist seit über drei Jahrzehnten in der Kunstweberei Nagler in Wengen tätig, wo sie den Spagat zwischen einer sozialen Grundeinstellung, dem technologischen Fortschritt und einem gesunden Wachstum des Unternehmens spannt.
Hat die Heirat Ihre berufliche Zukunft vorgezeichnet?
Margareth Irsara: Die größte Herausforderung war zweifellos, meinen Platz in einem Unternehmen zu finden, das seit Generationen von einer sehr eng verbundenen und selbstbewussten Familie geführt wird.
Und es ist gelungen!
Ja, ich habe mich nicht beeinflussen lassen. Wenn eine Frau an das glaubt, was sie tut, hat sie Erfolg.
Wie haben Sie zum Wachstum des Unternehmens beigetragen?
Als ich angekommen bin, war das Unternehmen eine reine Weberei. Ich habe vor allem das Sortiment erweitert. Und dann habe ich angefangen, an den wichtigsten Messen teilzunehmen.
Wie haben Sie auf den technologischen Fortschritt reagiert?
Positiv würde ich sagen. Wir hören nie auf, neue Technologien anzuwenden. Die Weberei verdankt ihren Erfolg auch der Fähigkeit zur Innovation - unter Beibehaltung ihres einzigartigen und originellen Stils, der Tradition und Innovation verbindet.
Und wie sieht es mit dem Onlinehandel aus?
Wir haben uns natürlich an die Bedürfnisse des Marktes angepasst. Der Onlineverkauf unserer Produkte ist besonders im restlichen Italien und in Deutschland beliebt.
Sie sind eine Bezugsperson für die Kunsthandwerkerinnen des Gadertals. Wie steht es um die Rolle der Frau in diesem Sektor?
Im Handwerk hier geschätzt zu werden, ist für eine Frau nicht schwer. Auch bei der Arbeit werden wir sehr respektiert.
Wie kam es zur Gründung der Gadertaler lvh.apa-Gruppe „Frauen im Handwerk“?
Diese Gruppe hatte im Gadertal gefehlt, weshalb ich beschloss, die Herausforderung anzunehmen. Auch wenn wir schon sehr geschätzt waren, ist es für uns Handwerkerinnen eine Gelegenheit, uns miteinander zu unterhalten, Erfahrungen auszutauschen, neue Ideen einzubringen und uns gegenseitig zu unterstützen.
Was sind die Erfolgsfaktoren von Frauen?
Vor allem eins: Multitasking. Es ist eine große Herausforderung, Familie, Arbeit, Haushalt und Kinder unter einen Hut zu bringen und das alles jeden Tag erfolgreich zu gestalten.
Und die Nachteile?
Leider ist es auch heute noch so, dass eine Frau dreimal so viel leisten muss wie ein Mann, um eine hohe Position in der Unternehmenshierarchie zu erreichen. Aber wenn sie es dann schafft, wird sie sehr geschätzt.
Möchten Sie jungen Frauen, die sich selbstständig machen wollen, einen Rat geben?
Erwartet euch keinen Weg, der geradeaus verläuft. Im Gegenteil - aber der Weg wird voller Erfahrungen sein. Schaut euch um und scheut euch nicht, andere Unternehmerinnen zu treffen, die euch unterstützen und euch Kraft geben können. Seit immer von dem überzeugt, was ihr tut. Schafft ein gesundes Team um euch herum, vertraut euren Mitmenschen und baut Beziehungen auf.
Info
Margareth Irsara wuchs in Abtei im Gadertal auf und besuchte die Handelsoberschule in Brixen. Nachdem sie einige Jahre als Buchhalterin gearbeitet hatte, lernte sie ihren Ex-Mann kennen, einen der Inhaber der Kunstweberei Nagler in Wengen. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet sie in dem 1857 gegründeten Familienbetrieb, der auch heute noch Stoffe auf eigenen Webstühlen und nach eigenen Entwürfen webt. Margareth Irsara gründete zudem die Gadertaler Gruppe „Frauen im Handwerk“ des lvh.apa und war 13 Jahre lang deren Vorsitzende.