Marlene Schnarf
Ihr Traumberuf sei es zunächst nicht gewesen, gibt die Quereinsteigerin eines Pustertaler Zimmereibetriebs ehrlich zu – dennoch hat die patente, lebensfrohe und gleichzeitig bescheidene Marlene Schnarf die Herausforderung angenommen und bravourös gemeistert.
Zimmern mit Herz und Verstand, lautet der Leitspruch Ihres Betriebs. War die Arbeit in der Zimmerei Ihre ursprüngliche Berufswahl?
Marlene Schnarf: Nein, ich bin in Bezug auf das Handwerk beziehungsweise auf die Büroarbeit quasi eine Quereinsteigerin. Eigentlich bin ich gelernte Köchin und ich habe zunächst auch im Gastgewerbe gearbeitet, später in einer Bäckerei. Als gelernter Zimmermann hatte der Wunsch zur Selbstständigkeit aber schon länger in meinem Mann geschlummert. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Meisterprüfung und nach unserer Hochzeit haben wir den Sprung dann gewagt. Dass ich dann auch im Zimmereibetrieb mitarbeite und mich um die Büroangelegenheiten kümmere, schien einfach naheliegend zu sein.
Sie sind Mutter von zwei Söhnen – Vorteile beziehungsweise Nachteile der Selbstständigkeit im Sinne der Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Unser erster Sohn kam im Jahre 2002 zur Welt, also ein Jahr nach der Betriebsgründung. Laut meiner Erfahrung überwiegen schon die Vorteile, wenn man im eigenen Betrieb arbeitet und ich habe die Vorzüge genossen. Vor allem was die Arbeitseinteilung und die damit verbundene Flexibilität betrifft. Mittlerweile sind unsere Söhne ja schon erwachsen und arbeiten ebenfalls mit – wir sind also ein echter Familienbetrieb.
Wie hat sich Ihr Betrieb in den vergangenen 20 Jahren entwickelt und welche Rolle nehmen Sie dabei ein?
Zuerst haben wir in einer kleineren Halle angefangen und im Jahre 2015 dann das heutige Gebäude gekauft. Inzwischen sind wir auf eine doch recht stattliche Anzahl von 11 Mitarbeitern angewachsen. Als einzige Frau in der Runde kümmere ich mich vorrangig um die Bürobelange. Was uns auszeichnet, ist sicherlich unser gutes Betriebsklima. Wir können zum Glück auf viele langjährige Mitarbeiter bauen.
Sie haben in Bezug auf Ihren heutigen Beruf keine Ausbildung genossen, sondern sich die Tätigkeitsfelder selber erarbeiten müssen – eine nicht zu unterschätzende Herausforderung?
Ehrlich gesagt war es anfangs für mich schon schwierig, in einem völlig neuen Beruf zurechtzukommen. Natürlich habe ich im Laufe der Jahre den einen oder anderen Kurs im Rahmen der Angebotspalette des Wirtschaftsverbands Handwerk und Dienstleister lvh.apa gemacht. Zum Glück gibt es Hilfestellungen, sei es vom Verband, sei es von Seiten der Kolleginnen. Wir sind ja gut vernetzt als Frauen im Handwerk und zusätzlich bin ich auch noch im Bezirksausschuss tätig.
Ja, selbst und ständig, wie es eben hinlänglich heißt… Und wie schöpfen Sie Kraft außerhalb Ihrer Arbeit und des Familienbetriebs?
Durchatmen können in der freien Natur bedeutet für mich Erholung und so gehe ich, wann immer ich Zeit dafür finde, gerne mit unserem Hund Carlo spazieren. Und kochen und backen sind immer noch meine große Leidenschaft, wenn ich das schon nicht mehr beruflich machen kann, so halt für meine Lieben zu Hause.
Info
Marlene Schnarf, verheiratete Daverda, Jahrgang 1975, arbeitet seit der Gründung des Betriebs „Zimmerei Daverda“ in Olang im Jahre 2001 Seite an Seite mit ihrem Mann Norbert. Mittlerweile machen die beiden Söhne Simon und Jakob, 20 und 18 Jahre alt, ebenfalls eine Lehre als Zimmermann und arbeiten im Familienbetrieb mit.