Handelskammer Bozen
Die Unternehmensnachfolge ist eine sensible Veränderung in der Geschichte eines Unternehmens.

Unternehmensnachfolge

Studie
Datum:  Oktober 2021

„Gut Ding will Weile haben“ gilt auch für Unternehmensnachfolgen. Schließlich stehen die Beteiligten zahlreichen Herausforderungen gegenüber, wenn sie eine erfolgreiche Übergabe an die Nachfolgegeneration anstreben. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hat die Unternehmensnachfolge in Südtirol in einer neuen Studie untersucht.

Aus der Studie geht zunächst hervor, dass die Südtiroler Unternehmerstruktur – wie die Bevölkerung im Allgemeinen – altert: Mehr als die Hälfte der potenziell übergabefähigen Unternehmen werden mehrheitlich von Personen über 50 Jahren geführt. Obwohl sich in der Realität jede Nachfolge individuell gestaltet, gibt es einige Faktoren, die den Übergabeprozess erleichtern oder hemmen können. Dies ergaben Interviews mit 26 Südtiroler Expert/innen.

Wie viele Unternehmen stehen in Südtirol vor der Übergabe?

Tatsächlich gibt es bis heute keine allgemein anerkannte Methode, um die Anzahl der potenziellen Nachfolgen abzuschätzen. Das WIFO hat in seiner Schätzung verschiedene Faktoren wie etwa das Alter der Unternehmer/innen oder das Vorhandensein von Mitarbeiter/ innen berücksichtigt. Wenn man nun für die Firmenleitung eine Altersgrenze von 62 Jahren annimmt, gibt es in Südtirol rund 7.000 Unternehmen, welche sich in den nächsten Jahren mit der Nachfolge beschäftigen müssen. Bei ca. 1.900 dieser Betriebe handelt es sich um gewerbliche Unternehmen mit Mitarbeiter/ innen, für welche ein Scheitern der Nachfolge zum Verlust des Arbeitsplatzes führen würde.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Übergabe?

Ganz besonders wichtig ist die Anfangsphase des Übergabeprozesses. Sie bildet das Fundament für alles Weitere: Als grobe Faustregel sollten Übergeber/innen ab etwa 60 Jahren anfangen, sich gedanklich mit dem Thema zu beschäftigen und eventuelle Nachfolger/innen miteinzubeziehen. Der richtige Zeitpunkt für den Beginn kann aber sehr subjektiv empfunden werden. Tendenziell geht jedoch ein Großteil der Unternehmer/innen die Firmenübertragung zu spät an, so die einhellige Meinung der Expert/innen. Eine rechtzeitige Planung ist auch wichtig, um alle Eventualitäten und mögliche Unstimmigkeiten in der Familie aus dem Weg zu räumen.

Familieninterne oder -externe Nachfolge?

Eine der ersten Fragen, die sich ein Unternehmer bzw. eine Unternehmerin bei der Vorbereitung der Übergabe stellen wird, ist jene nach der nachfolgenden Person: Wer soll das Unternehmen fortführen? Am wichtigsten ist nach Meinung der Expert/innen dabei das Kriterium, dass der Nachfolger bzw. die Nachfolgerin ehrlich gewillt und motiviert ist, den Betrieb zu übernehmen. In Südtirol wird unter dem Begriff „Unternehmensnachfolge“ noch immer hauptsächlich die familieninterne Nachfolge verstanden, während die vielen Alternativen (z.B. Verkauf oder Verpachtung an externe Führungskräfte, an die Belegschaft des Betriebes) häufig noch zu wenig beachtet werden. Dennoch zeichnet sich ab, dass die Übergebergeneration familienexternen Lösungen offener gegenübersteht und gleichzeitig auch die Nachfolgegeneration öfter eigene Wege einschlägt.

Welche Rolle spielt die Kommunikation bei der Übergabe?

Eine ehrliche und transparente Kommunikation zwischen den Beteiligten sowie eine saubere Trennung persönlicher und unternehmerischer Belange können zum Erfolg beitragen und Interessenskonflikte vermeiden. Schließlich ist auch die offene Kommunikation gegenüber der Mitarbeiter/innen wichtig, damit diese die neuen Führungsrollen kennen und wissen, an wen sie sich in welcher Situation wenden sollen.

Alle Ergebnisse im Überblick

Die WIFO-Studie „Unternehmensnachfolge in Südtirol: Zahlen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren“ liegt in der Handelskammer Bozen in gedruckter Form auf und steht auf der Website zum Download bereit.

Auch die Handelskammer steht Ihnen bei der Nachfolge zur Seite!

Der Service für Unternehmensnachfolge der Handelskammer möchte einen Überblick über die vielen Facetten der Thematik verschaffen, bekannte Fehler ansprechen und anspornen, über noch nicht diskutierte Lösungen nachzudenken. Die Servicestelle bietet folgende Dienstleistungen:

  • unverbindliche Informationsgespräche
  • einen Leitfaden mit 5 Modulen zur Unternehmensnachfolge
  • professionelle Unterstützung von Berater/innen aus unserem Expertenpool
  • Fachbeiträge von verschiedenen Expert/innen
  • Organisation von Veranstaltungen zum Thema Unternehmensnachfolge

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