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Wirtschaftsbarometer Baugewerbe
Laut Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO − Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen gibt es Anzeichen einer Abschwächung der Konjunktur in der Südtiroler Bauwirtschaft. Die Rentabilitätsaussichten für das laufende Jahr bleiben insgesamt positiv, die Unternehmen melden jedoch einen Rückgang von Umsatz und Investitionen.
Das Geschäftsklima im Südtiroler Baugewerbe bleibt insgesamt positiv. 86 Prozent der befragten Unternehmer/innen gehen heuer von einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis aus. Allerdings erwarten größere Unternehmen eine Stagnation der Umsätze und viele kleinere rechnen sogar mit einem Rückgang, auch aufgrund der Nachfrageabschwächung infolge der höheren Zinssätze. Die Ungewissheit über die Entwicklung der Nachfrage bremst auch die Investitionen und die Beschäftigung. Im ersten Halbjahr 2023 gab es im Baugewerbe durchschnittlich fast 17.800 Arbeitnehmer/innen, mit einer leichten Abnahme von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Darüber hinaus beklagen die Unternehmen eine Verschlechterung der Zahlungsmoral der Kund/innen.
Betrachtet man die verschiedenen Branchen der Bauwirtschaft, so meldet der Tiefbau einen Umsatzrückgang, doch dürfte die Rentabilität in fast allen Fällen zufriedenstellend bleiben. Auch im Hochbau, der weiterhin von einer hohen Kapazitätsauslastung profitiert, bleibt das Geschäftsklima positiv. Im Baunebengewerbe sind die Erwartungen zur Ertragslage unterschiedlicher und etwa jedes siebte Unternehmen beklagt eine unbefriedigende Rentabilität. In dieser Branche bemängeln die befragten Unternehmer/innen auch die verschärften Bedingungen für den Kreditzugang und eine Verschlechterung der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit.
Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, begrüßt die am 1. Juli in Kraft getretenen Neuerungen im Bereich der öffentlichen Auftragsvergabe, verweist jedoch auf die weiterhin bestehenden Schwierigkeiten im Bereich der Urbanistik: „Durch das neue Landesvergabegesetz werden zwar die Verfahren für die öffentlichen Ausschreibungen beschleunigt und die Teilnahme der heimischen Handwerksbetriebe erleichtert. Die Probleme in Bezug auf die herrschende Unsicherheit der Bauwirtschaft durch das Raumordnungsgesetz bestehen aber nach wie vor.“
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it oder Nicola Riz, Tel. 0471 945 721, E-Mail: nicola.riz@handelskammer.bz.it.
Es folgen die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Michael Auer, Präsident des Baukollegiums
„Auch die Bauwirtschaft ist von unsicheren Zukunftsentwicklungen betroffen. Hohe Inflation und steigende Zinssätze beeinflussen unsere Auftraggeber, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. In Südtirol stehen wichtige Investitionen an, die es umzusetzen gilt. Einerseits um das Land zukunftsfit zu machen und andererseits, um die heimischen Bauunternehmen zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern.“
Markus Bernard, Obmann der Baugruppe im lvh
„Die Situation im Baugewerbe ist aktuell gut. Mit dem neuen Landesvergabegesetz entstehen neue Auftragschancen für viele Betriebe. Damit wurde der Grundstein gelegt, um sowohl Vergabestellen als auch Auftragnehmern gleichermaßen Vorteile zu bieten. Eine der größten Herausforderung ist im Bau – wie in vielen anderen Sektoren – die Rekrutierung von neuen Fachkräften.“
Rodolfo Gabrieli, Präsident CNA-SHV Bauwesen
„Das neue Südtiroler Landesvergabegesetz vereinfacht die Verfahren und verstärkt die Aufteilung in Lose. Es stellt somit eine große Chance für die kleinen und mittleren Unternehmen dar. Auf gesamtstaatlicher Ebene fordert die Südtiroler Vereinigung der Handwerker und Kleinunternehmen CNA weiterhin ein Umdenken bei den steuerlichen Anreizen im Bauwesen. Ein drastisches Ende dieser Maßnahmen könnte erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung des Bausektors haben.“