Chamber of Commerce of Bolzano
Südtiroler Einzelhandel

Südtiroler Einzelhandel

Die Herausforderungen
Data:  Dicembre 2025

Südtirols Einzelhandel steht vor tiefgreifenden Veränderungen: Digitalisierung, Fachkräftemangel, Unternehmensnachfolge und Nachhaltigkeit prägen die Zukunft. Eine aktuelle Studie des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt, wie gut die Einzelhändler/innen auf diese Herausforderungen vorbereitet sind.

Im Jahr 2024 wurden in Südtirol insgesamt 4.580 Einzelhandelsgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von 719.308 m² gezählt. Trotz eines leichten Rückgangs bei der Anzahl der Geschäfte sind in den letzten zehn Jahren die Verkaufsflächen gewachsen und die Nahversorgung ist in fast allen Gemeinden gewährleistet. Eine Besonderheit des Südtiroler Einzelhandels ist die enge Verknüpfung mit dem Tourismus. So generiert jeder dritte Betrieb über 40 Prozent seiner Einnahmen durch die Ausgaben touristischer Gäste. 

Digitalisierung

Die Digitalisierung hat im Südtiroler Einzelhandel in den letzten fünf Jahren spürbare Fortschritte gemacht: Drei Viertel der Händler/innen haben einen Google-My-Business Eintrag, knapp 70 Prozent nutzen soziale Medien und mehr als 60 Prozent verfügen über eine eigene Webseite. Nur knapp jedes fünfte Unternehmen betreibt derzeit einen Online-Shop. Viele Händler/innen verwenden zwar auch digitale Tools zur Buchhaltung und Bestellverwaltung, der Einsatz von fortschrittlichen Technologien wie Künstlicher Intelligenz ist aber noch sehr begrenzt. Der Digitalisierungsgrad ist bei den größeren Händler/innen insgesamt deutlich höher als bei den kleineren Betrieben.

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Mitarbeitersuche und -bindung

Weitere Herausforderungen gibt es bei der Mitarbeitersuche und -bindung. Persönliche Kontakte sind nach wie vor das wichtigste Rekrutierungsinstrument, soziale Medien gewinnen aber zunehmend an Bedeutung. Um für ihre Mitarbeiter/innen attraktiv zu sein, setzen die Betriebe vor allem auf flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit (65,6 Prozent) und übertarifliche Löhne (50,7 Prozent). Ausbaufähig sind hingegen die Weiterbildungsangebote und Karrierechancen. 

Nachfolge

In Bezug auf die Unternehmensnachfolge besteht großer Handlungsbedarf: Ein beträchtlicher Anteil der Geschäftsinhaber/innen sieht noch keinen Anlass, sich mit diesem Thema zu beschäftigten. Fast 20 Prozent der Betriebe drohen bei Ausscheiden der Inhaberin oder des Inhabers zu schließen, was zum Teil auf die schwierige Nachfolgesuche, aber auch auf die mangelnde Rentabilität und unklare wirtschaftliche Perspektiven zurückzuführen ist.

Nachhaltigkeit

In puncto Nachhaltigkeit setzen viele Einzelhändler/innen bereits auf energieeffiziente und automatisierte Systeme. Häufig werden umweltfreundliche Dienstleistungen wie Reparatur- und Wartungsservices, Warenverleih und der Verkauf gebrauchter Produkte angeboten. Ein Großteil der Lebensmittelhändler/innen versucht Lebensmittelabfälle zu reduzieren und fördert Bio-, Fairtrade und regionale Produkte.

Im Herbst 2024 wurden 569 Südtiroler Einzelhändler/innen befragt

Schlussfolgerungen

Zusammenfassend zeigt sich, dass sich der Südtiroler Einzelhandel in den letzten 10 Jahren sehr gut gehalten hat. Und auch in Zukunft ist nicht von einem oft kolportierten Ladensterben auszugehen. Dafür sprechen auch die sehr positiven Rezensionen der Kund/innen im Internet, insbesondere für die fachkundige und freundliche Beratung, die aufzeigen, dass der stationäre Handel weiterhin seine Vorteile gegenüber dem reinen Online-Handel ausspielen kann. Darüber hinaus ist der Einzelhandel eine unverzichtbare Infrastruktur für die tägliche Nahversorgung.

Handlungsempfehlungen

Damit die Einzelhändler/innen auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben können, gilt es viele Herausforderungen anzugehen.

  • Digitalisierung und Automatisierung forcieren: Alle Händler/innen müssen ein Mindestmaß an Online-Präsenz aufweisen. Auch andere digitale Instrumente - von der Bestellung, über die Lieferung bis hin zur Bezahlung - sind viel stärker zu nutzen als bisher.
  • Noch attraktiver für Mitarbeiter/innen werden: Für die Zukunft ist es notwendig, noch flexiblere Arbeitszeitmodelle anzubieten. Vor allem aber sollte verstärkt in die Weiterbildung investiert werden und es sollten vermehrt Praktika und Lehrstellen angeboten werden.
  • Für rechtzeitige Nachfolge sensibilisieren: Südtirols Einzelhändler/innen müssen sich rechtzeitiger mit der Nachfolgeregelung auseinandersetzen und dabei auch Alternativen der familienexternen Nachfolge verstärkt in Betracht ziehen.
  • Nachhaltigkeit ausbauen: Die bisherigen Umweltdienstleistungen sind weiter auszubauen. In Zukunft ist es darüber hinaus besonders wichtig, regionale Kreisläufe in Kooperation mit lokalen Unternehmen zu stärken.
  • Nahversorgung sichern: Die Südtiroler Landesverwaltung ist, in Zusammenarbeit mit den lokalen Körperschaften, gefordert die Nahversorgung in Südtirol weiterhin zu unterstützen.

Download

Die Studie „Zwischen Digitalisierung und Kundennähe: Die Herausforderungen im Südtiroler Einzelhandel“ liegt in der Handelskammer Bozen in gedruckter Form auf und steht zum Download bereit.

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