Chamber of Commerce of Bolzano
Hannes Wohlgemuth

ewo

Es werde LED!

Der Leuchtenhersteller ewo setzt schon seit langem auf die Digitalisierung, Geschäftsführer Hannes Wohlgemuth sieht darin enormes Potenzial. Aber trotz allem, der Mensch bleibt unverzichtbar.

ewo wurde 1996 von Flora Emma Kröss und Ernst Wohlgemuth als metallverarbeitendes Unternehmen im Sarntal gegründet. Das Unternehmen beschäftigt sich mit Licht im Außenraum, vor allem in zwei Kontexten. Einmal technisch-funktional, etwa an Flughäfen und Industrieanlagen: hohe Masten, große Flächen, Licht soll kosteneffizient auf die Nutzfläche gebracht werden. Und kreativ-emotional, es geht um die Außenbeleuchtung von Gebäuden, um Plätze und Parks. In Zusammenarbeit mit Architekten und Lichtdesigner geht es um das Wohlfühlen, die Ästhetik. Seit Anfang 2019 ist Sohn Hannes Geschäftsführer des Unternehmens mit Sitz in Kurtatsch, das rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, und möchte den Weg der Innovation weitergehen.

ewo hat auf LED umgestellt, lange bevor Leuchtdioden in Mode kamen.
Hannes Wohlgemuth: Wir haben uns schon immer auf völlig neue Themen eingestellt. Meine Eltern haben sich das Thema Lichtlenkung angeeignet und die nächste Stufe waren das LED-Licht und elektronische Möglichkeiten. Heute steht Digitalisierung weit oben auf der Unternehmensagenda.  

Sind Sie Industrie 4.0 oder eher Handwerk 4.0?
Wir mögen den Begriff Manufaktur 4.0. Wir sind nicht Industrie, nicht Serie, nicht Massenproduktion. Eine Manufaktur fertigt maßgeschneidert genau das, was der Kunde braucht. Auch dank entsprechender Digitalisierungsschritte.

Zum Beispiel?
Wir haben einen online-basierten Konfigurator entwickelt, mit dem man unterschiedliche Lichtverteilungen für jede Leuchte und mehrere Lichtverteilungen in einer Leuchte kombinieren kann. Es handelt sich dabei um ein eigens für und von uns entwickeltes System.

Was könnte der nächste Schritt sein?
Wir treiben das Fließband noch mit der Hand an, bildlich gesprochen. Der digitalisierte, automatisierte Prozess wird händisch zusammengeschraubt. Da kann man noch optimieren, zum Beispiel Roboter für monotonere Arbeiten einzusetzen.  

Nutzen Sie Künstliche Intelligenz?
Uns beschäftigt eher maschinelles Lernen. In der Planung von Lichtsystemen steckt enormes Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist. Heute verbringt ein Planer einige Tage damit, Lichtberechnungen vorzunehmen, bis die passenden Werte kalkuliert sind. Wir entwickeln aktuell ein digitales Planungswerkzeug, mit dem dieselbe Rechnung sekundenschnell fertiggestellt ist.

Was passiert dann mit den Planern?
Die Planer werden durch das Tool nicht ersetzt. Denn die Lichtberechnung ist nur ein Teil des Aufgabenspektrums. Mit dem Tool wird der Planer unterstützt und kann so mehr Zeit anderen Aufgaben widmen.

Wie werden Sie von der Handelskammer und der öffentlichen Hand unterstützt?
Die Möglichkeit des Austauschs mit anderen Unternehmen oder Betriebsbesichtigungen schätzen wir sehr. Ich lasse mich gerne inspirieren und motivieren, auch wenn jeder Betrieb ganz individuelle Bedürfnisse hat. Auch die Förderungen sind hilfreich, denn gerade Digitalisierungsthemen sind sehr kostenintensiv.

Es wird Arbeiten geben, die man nicht automatisieren kann oder will. Wo lohnt sich Digitalisierung und wo nicht?
Was eine Maschine in absehbarer Zukunft nicht können wird, ist kreativ zu sein, Atmosphären und Stimmungen zu schaffen. Das kann nur ein Mensch.

Nachhaltigkeit und regionale Lebensqualität liegen im Trend. Wie kann ewo damit punkten?
Unsere LED-Leuchten helfen, den Energieverbrauch drastisch zu senken, und wir arbeiten seit den 90er-Jahren an Systemen, die die Lichtverschmutzung senken. Südtirol als Standort funktioniert international sehr gut. Wenn ich bei einem Kunden in Südkorea sitze und Bilder zeige, von wo wir herkommen, ist das ein optimaler Einstieg in jedes Gespräch.

Digitalisierung wird oft als Arbeitsplatzvernichter wahrgenommen. Ist die Digitalisierung eine Bedrohung oder eine Chance?
Wir sehen Digitalisierung als eine große Chance. Für manche Stellen ist es hierzulande nicht einfach, Mitarbeiter zu finden. Dank Digitalisierung kann ich solche Lücken eher auffangen.

Wo sehen Sie aufgrund des digitalen Wandels Ihr Unternehmen und Ihre Branche in fünf bis zehn Jahren?
Licht wird zunehmend digitaler – Stichwort Smart City. In ein paar Jahren ist Licht vielleicht nicht mehr das Hauptprodukt, sondern digitale Services rund um die Leuchten, die in prominenter Position leicht erhöht im urbanen Raum stehen. Um diese Services in-house zu bewerkstelligen, haben wir vor ein paar Jahren das Start-Up connexx gegründet.

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