Contrast:High contrast|Normal view
Niederstätter
Die Juniorchefin von Niederstätter über die Vorteile der Digitalisierung im Bauwesen und warum das Herz oft wichtiger ist als die Ausbildung.
In modernen Maschinen stecken mehr Computerchips als Schrauben, wie können die Mitarbeiter/innen da Schritt halten?
Daniela Niederstätter: Unsere Mitarbeiter/innen bilden sich stetig weiter, es ist eine Entwicklung, niemandem wird kommentarlos ein neues Gerät in die Hand gedrückt. Deshalb haben wir eine eigene Academy für die Fortbildung von Mitarbeiter/innen und Kunden gegründet. Wir haben 2019 5.000 Personen ausgebildet, heuer werden es, trotz Corona, noch mehr. Die Techniker, die auf die Baustellen gehen, sollen perfekt vorbereitet sein.
Wir haben Experten, die die jeweils beste technische Lösung bringen. Sie gehen auf die Baustelle, und statt der fünf eingeplanten Kräne schlagen sie eine Lösung vor, mit der es nur drei braucht. Wir vermieten dann weniger, aber der Kunden wird uns wieder beauftragen.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung?
Digitalisierung erleichtert uns die Arbeit enorm, ganz neu zum Beispiel ist BIM, das „Building Information Modeling“. Damit werden verschiedenen Pläne dreidimensional miteinander verknüpft, um etwa die Abläufe auf der Baustelle zu optimieren. Oder die Planung und Angebotserstellung unserer Container, irgendwann auch die Baustelleneinrichtungsplanung.
Nach welchem System entscheiden Sie, welche Digitalisierungsschritte Sie setzen?
Man muss auch mal was ausprobieren, schauen, was sich daraus entwickeln kann. Aber natürlich nicht ins Blaue hinein: Mein Vater sagt immer, geht auf Messen, schaut euch neue Sachen an. Das ganze Unternehmen lebt das.
Mit der Digitalisierung werden auch Arbeitsplätze verschwinden.
Ich sehe die Entwicklung positiv. Neue Jobs entstehen zum Beispiel in der IT. Ein Techniker kommt heute mit Laptop statt mit Schweißgerät, aber es braucht ihn immer noch. Manche Arbeiten wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das war immer schon so, und um manche Arbeiten ist es auch nicht schade. Eine Buchhalterin, die händisch Rechnungen eingibt, verschwendet ihre Zeit.
Finden Sie genug ausgebildete Mitarbeiter/innen?
Das kommt ganz auf den Moment an. Manchmal geht es recht schnell eine passende Person für eine Stelle zu finden, manchmal braucht man da etwas länger. Auch Initiativbewerbungen sehen wir immer wieder gern.
Das Herz für die Arbeit ist oft wichtiger als die Ausbildung. Man muss den Leuten eine Chance geben. Wir wollen engagierte Mitarbeiter/innen, die mitdenken. Wer einen klassischen Acht-Stunden-Tag sucht, wird ihn bei uns nicht finden.
Wo steht die Branche in zehn Jahren?
Die Bauwirtschaft ist eine sehr traditionelle Branche, die Digitalisierung kommt sehr langsam, aber sie kommt. Robotik wird eine große Rolle spielen. Wir planen die Baustelle der Zukunft, zum Beispiel mit elektrischen Maschinen. Teamarbeit wird wichtiger werden. Und wir werden nicht müde, neue Sachen zu probieren, aber haben dabei immer den Kunden im Blick: Es nützt nichts, wenn wir intern Wege optimieren, es aber deshalb für den Kunden komplizierter wird.
Und wo steht Niederstätter in zehn Jahren?
Wir arbeiten mit einem Unternehmensberater seit Jahren intensiv am Generationswechsel, was für ein Familienunternehmen noch mal schwieriger ist, weil Mitarbeiter/innen und Kunden ein ganz besonderes Verhältnis zur Unternehmensführung haben. Es dauert, bis man da seinen Platz findet, aber es wird klappen.
Info
Das Unternehmen Niederstätter verleiht und verkauft Baumaschinen aller Art, nebst den dazugehörigen Dienstleistungen. Es wurde vor 45 Jahren von Maria Niederstätter gegründet, nach zwei Jahren stieg Bruder Toni ein, heute sind auch dessen Kinder Manuel (35) und Daniela (38) in der Unternehmensführung. Der Verwaltungssitz und das Hauptlager sind in Atzwang, Rechtssitz, Werkstatt und Service in Bozen, dazu kommt ein Umschlaglager in Verona und Standorte in Treviso und beim Safety Park, wo die Niederstätter Academy ihren Sitz hat. Niederstätter hat außerdem das Online-Portal Rentmas gestartet. Ein wachsender Markt sind modulare Containeranlagen, zum Beispiel für Schulen mit Platzmangel, Niederstätter plant diese und übergibt schlüsselfertig. Das Unternehmen beschäftigt rund 75 Mitarbeiter/innen, machte 2019 erstmals mehr als 30 Millionen Euro Umsatz, hat 250 Kräne, 600-700 Container und 200-300 andere Maschinen im Mietpark. Daniela Niederstätter war vom Betrieb erst wenig begeistert und ging lieber studieren. Doch als sie während des Studiums nochmal reinschnupperte, sah sie den Betrieb mit anderen Augen und blieb. Sie ist für Personal, Inkasso, Verwaltung, Schulung und Marketing verantwortlich.