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Achitektur des Palastes
Als der Merkantilmagistrat 1635 von der Erzherzogin Claudia de’ Medici gegründet wurde, musste auch ein angemessener Sitz für die Tätigkeit des neuen Handelsgerichts gefunden werden. 1640 siedelte sich der Magistrat im sogenannten Jakob-Zallingerschen Handelshaus an der Südseite der Lauben an, wo er über 50 Jahre lang in Miete blieb. In dieser Zeit unternahm er verschiedene Umbauarbeiten zur Errichtung der Büros und erwarb kostbare Gemälde, um den Sitz gebührend zu schmücken.
Die Bedeutung und die wirtschaftlichen Ressourcen des Handelsgerichts und der Ruf der Bozner Jahresmärkte wuchsen rapide an. Der Magistrat sah sich bald gezwungen, den Sitz zu erneuern. 1706 erwarb er das antike Zallinger-Haus und beauftragte den bekannten Architekten Francesco Perotti (1664-1727) aus Verona mit dem neuen Umbau. In Wirklichkeit war es wohl mehr ein Neubau: Das alte Haus wurde abgerissen, und die Baumeister Rainer und Delay aus Bozen begannen mit Einsatz lokaler Arbeitskräfte und geschickter Handwerker mit dem Bau des neuen Gebäudes.
Während der Arbeiten tagte der Magistrat vorübergehend in einem angrenzenden Gebäude in der Silbergasse, das einer gewissen Rosina Delama gehörte. Bald wurde beschlossen, auch dieses Gebäude zu kaufen, um es dann abzureißen und einen neuen Flügel für das Merkantigebäude zu errichten.
Um das Prestige und die mittlerweile internationale Bedeutung des Handelsgerichts zu betonen, plante Perotti einen imposanten und eleganten Palast, der auf Anhieb für jedermann erkennbar sein sollte. Er entwarf ein Bauwerk im Stil des italienischen Frühbarocks, was für Tirol damals eine Neuheit war.
Wenn wir nun einige Baudetails des Gebäudes genauer betrachten, zum Beispiel die Hauptfassade zur Silbergasse hin, fallen uns sofort die zwei Treppen und Eingangstüren auf. Darüber ist das in Stein gemeißelte Wappen des Merkantilmagistrats zu sehen. Innen ist links eine monumentale, in die oberen Geschosse des Palastes führende Treppe zu sehen, rechts hingegen ein offener Innenhof. Der Hof ist mit Flusskieseln gepflastert, mit einem leichten Gefälle zur Mitte hin, um das Regenwasser abzuleiten, wie es im römischen Impluvium üblich war. Ganz nach italienischem Vorbild verleiht der Innenhof mit den zwei Statuen aus Sandstein und einem kleinen Brunnen dem Gebäude mehr Licht und das typische Flair der italienischen Palazzi. Im Herzen des Palastes finden wir einen Lichthof mit einem Pultdach, einem typischen Merkmal der Häuser der Bozner Kaufleute. Ursprünglich war der Lichthof mit dem Kellergeschoss verbunden und sorgte für einen regelmäßigen Luftwechsel im gesamten Gebäude.
Über den offenen Innenhof und den Lichthof kommen wir zum Ausgang unter den Lauben. An dieser Fassade hat Perotti, genau wie zur Silbergasse hin, ein weiteres typisches Element der italienischen Baukunst eingebaut: den Balkon. Das Merkantilgebäude war das erste sowie einzige „Haus“ unter den Lauben, das keinen Erker, sondern einen Balkon hatte. Der Erker war ein typisches Bauelement der gotischen Fassaden, so auch in den Laubenhäusern. Falls Sie mal durch die Altstadt spazieren sollten, dann schauen Sie etwa auf halber Höhe der Lauben nach oben. Der Balkon wird Ihnen sofort auffallen!