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Das eigene Kraftwerk auf dem Dach

Den CO2-Fußabdruck und die Stromkosten minimieren: Mit einem eigenen Kraftwerk in Form einer Photovoltaikanlage auf dem Dach gelingt beides. Das Wie hat uns Robert Pohlin, Präsident des Brunecker Elektrotechnik- und Green Energy-Spezialisten Elpo, erklärt.

Herr Pohlin, selbst als Außenstehender bekommt man mit, dass es derzeit rund um die Photovoltaik einen wahren Hype gibt. Spürt man diesen auch in Südtirol?
Robert Pohlin: Die Nachfrage ist extrem gestiegen, wir bekommen täglich neue Anfragen und sind mit unseren Kapazitäten am Limit. Das liegt an den hohen Energiepreisen, aber auch daran, dass Unternehmen und Private in die Photovoltaik Vertrauen gefunden haben.

Auch das Streben nach mehr Nachhaltigkeit dürfte eine Rolle spielen.
Mit Photovoltaik kann man den CO2-Fußabdruck des eigenen Unternehmens stark verkleinern, Nachhaltigkeits-Zertifizierungen fallen so leichter. Und grundsätzlich ist jeder von uns moralisch verpflichtet, der Klimaerwärmung entgegenzuwirken, möglichst wenig CO2 zu produzieren und daher so viel wie möglich erneuerbare Energie zu nutzen.

Das Streben nach mehr Nachhaltigkeit ist in diesem Fall nicht mit Verzicht, sondern sogar mit finanziellen Vorteilen verknüpft.
Bezieht man seinen Strom aus dem Netz, muss man heute mit Kosten von 35 bis 40 Cent pro kWh rechnen. Produziert man ihn dagegen mit einer Photovoltaikanlage selbst vor Ort, fallen Kosten von ca. sieben Cent je kWh an. Die Einsparungen sind also enorm und eine Anlage amortisiert sich in vier bis fünf Jahren – und das alles ohne öffentliche Förderungen.

Wie schaut es mit weiteren Vorteilen aus? Lohnt es sich zum Beispiel, überschüssigen Strom ins Netz einzuspeisen?
Kaum. Je nach Stromvertrag bekommt man heute fünf bis sechs Cent pro kWh, die man ins Netz einspeist. Das hat auch damit zu tun, dass die Netzbetreiber ihr Netz nicht noch weiter belasten wollen, weil es ohnehin schon am Limit ist. Deshalb ist es für beide Seiten von Vorteil, die im Überschuss produzierte Energie zum Beispiel in einer Batterie vor Ort zu speichern, statt ins Netz einzuspeisen.

Also legt man das in Sonnenstunden produzierte Plus an Strom für schattige Zeiten auf Eis?
Ja, das stimmt. Eine Photovoltaikanlage in Kombination mit einer Batterie ist optimal. Hier hat sich in der Praxis eine Batterieleistung im Verhältnis von 1:2 zur Leistung der PV-Anlage bewährt. Eine 10-kW-PV-Anlage braucht also eine 20-kW-Batterie, die dafür sorgt, dass der selbst produzierte Strom auch bei Nacht oder Schatten verfügbar ist, wenn die Anlage nicht oder zu wenig produziert.

Welche Voraussetzungen muss ein Betriebsgebäude mitbringen, damit darauf überhaupt eine Photovoltaikanlage errichtet werden kann?
Für ein Kilowattpeak braucht man etwa fünf Quadratmeter Dachfläche. Optimal sind Dächer, die nach Süden ausgerichtet sind. In unseren Breiten ist eine Neigung der Photovoltaikmodule von 33 Grad optimal. Für den Bau einer Anlage benötigt man eine Baulizenz. Beim Netzbetreiber muss eine Anfrage um die Parallelschaltung gestellt werden. Schließlich ist die PV-Anlage ein eigenes Kraftwerk.

Und wie schaut es mit der Lebensdauer dieses Kraftwerks aus?
Die Module sind äußerst widerstandsfähig. Wir haben in den letzten zwölf Jahren rund 240.000 Module oder 65.000 kWp installiert und mussten bisher nur etwa 100 defekte Module austauschen. Meist, weil jemand darauf herumspaziert ist. Der Hersteller leistet eine Garantie von bis zu 25 Jahren. In der Praxis funktionieren die PV-Module aber auch noch nach 40 Jahren. Vielleicht nicht mehr mit voller Leistung, aber mit 75 oder 80 Prozent.

Dazu noch eine letzte Frage, die uns wieder zur Nachhaltigkeit zurückbringt: Wie steht es um die Entsorgung alter Anlagen?
Die allermeisten Materialien, die zum Bau einer PV-Anlage verwendet werden, sind voll recycelbar: Wir sprechen hier von Aluminium, Glas und Silizium, das ja eigentlich Sand ist. Bis auf ein bisschen Klebemasse können die Materialien einer Anlage also zu hundert Prozent wiederverwendet werden.

Info

Pohlin Robert

Robert Pohlin, Jahrgang 1958, hat seine ersten Erfahrungen im Energiebereich Anfang der 1980er-Jahre als ENEL-Netztechniker gesammelt, ist Perito Industriale und seit 1986 Meister im Bereich Elektro. Bereits vier Jahre zuvor wird Pohlin Teil des Teams des Brunecker Elektrotechnik-Spezialisten Elpo, wo er 1989 zum Geschäftsführer aufsteigt. Seit 2005 ist Robert Pohlin bei Elpo Präsident des Aufsichtsrats, seit 2007 führt er zudem Pohlin Immobilien. Neben seiner beruflichen Tätigkeit hat sich Pohlin als ehemaliger Präsident des HC Pustertal ebenso einen Namen gemacht, wie als langjähriges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und des Bergrettungsdienstes Bruneck.

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