Veronika Mahlknecht
Veronika Mahlknecht arbeitet, solange es hell ist und oft darüber hinaus. Mit ihrem Mann Othmar Stampfer hat sie in Völser Aicha den Stampferhof gegründet und aufgebaut. Organisation, Kraft und Beharrlichkeit prägen ihren Alltag, aber auch die Gewissheit, dass Gleichberechtigung und Absicherung keine Nebensache sind.
Sie haben mit Ihrem Mann den Stampferhof von Grund auf aufgebaut. Wie kam es dazu?
Veronika Mahlknecht: Mein Mann hat das Grundstück von seinem Vater geerbt. Anfang der 1990er-Jahre haben wir bei Null begonnen, gemeinsam das Haus und die Hofstelle geplant. Gebaut haben wir mit Unterstützung unserer Geschwister, die vielfach Handwerker sind, aber vor allem mit viel Eigenleistung. 2007 habe ich dann einen Pachtvertrag mit meinem Mann abgeschlossen, damit ich als Betriebsleiterin rechtlich abgesichert bin.
Was haben Sie auf dem Weg zur Schweinemast ausprobiert?
Wir hatten zuerst Schafe, dann Kälber und Rinder. 2006 gab es die Gelegenheit, beim Programm „Original Südtiroler Bauernspeck“ mitzumachen. Als ich einige Jahre später 20 Schweine gemästet habe, waren wir am Limit und mussten umbauen. Seither halte ich hundert Schweine im Jahr. Tierwohl ist mir dabei wichtig, die Schweine haben Platz, können im Freien laufen, ich füttere sie sorgfältig, spüle den Stall mehrfach in der Woche und streue frisches Heu ein. Das Schweinefleisch veredle ich zu Speck, Kaminwurzen, Salami, Hauswürsten, Bratwürsten und verkaufe Fleisch, Rippen und Haxen an die Gastronomie. Direktvermarktung heißt planen, transportieren, verkaufen und präsent sein. Daneben halte ich sechs bis zehn Ochsen, die ich als Lebendvieh verkaufe.
Wie sieht ein typischer Tag auf dem Stampferhof aus?
Ich stehe um halb sechs Uhr auf, gehe in den Stall, kümmere mich um die Schweine und Ochsen. Wenn ich auf den Markt fahre, starte ich um 7 Uhr mit dem vollbepackten Auto und komme am Nachmittag zurück. Alle zwei Wochen machen wir Kaminwurzen, einmal im Monat Salami, im Sommer Bratwürste, im Herbst und Winter mehr Hauswürste. 12-Stunden-Tage sind normal, in der Schlachtsaison auch 14 bis 16.
Was bedeutet Gleichberechtigung für Sie?
Das war für mich immer ein großes Thema. Eigentlich wollte ich den Hof meiner Eltern in Ums übernehmen, aber mein Vater hat mir das als Frau nicht zugetraut. Ich bin die Älteste, nach mir kommen drei Buben, dann noch ein Mädchen. Ich habe viel mit meinem Vater diskutiert, wollte, dass er versteht, dass auch eine Frau einen Hof führen kann. Frauen haben Stärken, Männer auch. Am besten unterstützen sie sich gegenseitig. Aufgrund dieser Erfahrung war es mir bei unseren Kindern wichtig, dass sie alles können: Unsere Söhne haben von Klein auf kochen und putzen gelernt, genauso wie meine Tochter im Stall oder in der Produktion geholfen hat. Es gibt bei uns keine typisch weiblichen oder männlichen Arbeiten. Alle haben überall angepackt, auf der Wiese, im Stall, im Haus. Die alten Rollenbilder sind überholt.
Kurzbiografie
Veronika Mahlknecht ist 1967 als Älteste von fünf Geschwistern geboren und in Ums aufgewachsen. Sie ließ sich zur Köchin ausbilden, arbeitete mehrere Jahre in Restaurants und heiratete Othmar Stampfer, den Sohn eines Elektrikers aus Völs. Gemeinsam errichteten sie den Stampferhof in Völser Aicha. Seit 2007 führt die 58-Jährige die Landwirtschaft als Einzelunternehmerin mit registriertem Pachtvertrag. Sie hat 1988, 1997 und 1999 drei Kinder geboren, alle haben von Anfang an auf dem Hof mitgearbeitet. Der älteste Sohn lebt noch am Stampferhof, die beiden Jüngeren wohnen mit ihren Familien auswärts, helfen aber regelmäßig mit. Veronika Mahlknecht ist gut organisiert, wissbegierig, offen für Neues und wurde 2014 als Südtiroler Bäuerin des Jahres ausgezeichnet.









