Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Daniela Seyr Bortolon

Alles unter einen Hut bringen

Von der Arbeitnehmerin bis zur Selbständigkeit an der Seite ihres Mannes – die gebürtige Rasnerin Daniela Seyr Bortolon kennt beide Realitäten. Und bewerkstelligt seit vielen Jahren mit Elan und Überzeugung den Spagat zwischen Beruf, Familie, ehrenamtlichem Engagement und Freizeit. Denn, alles geht, wenn Frau will, so ihr Credo.

Als einzige Frau in einer „Männerdomäne“ wie das Spenglerhandwerk - wie klappt das in Ihrer Firma?
Bestens, wir haben ein sehr gutes Arbeitsklima. Wobei ich mit der eigentlichen Handwerksarbeit nicht in direktem Kontakt stehe, darum kümmert sich mein Mann als Geschäftsführer. Ich bin für die Verwaltung zuständig und unterstütze meinen Mann wo ich kann.  Ich habe meine Rolle im Betrieb und er seine. Eine konkrete Aufgabenverteilung ist in meinen Augen auch grundlegend für ein reibungsloses Funktionieren. Und eines lässt sich in den Betrieben, in denen eine Frau mitarbeitet, erfahrungsgemäß zweifelsohne feststellen: Es ist ein Mehrwert!

Dann sind Sie keine Handwerkerin?
Doch, ich habe den Friseurberuf erlernt und diesen auch 16 Jahre lang mit Freude ausgeübt. Unsere Firma, hervorgegangen aus der Spenglerei meines Schwiegervaters, blickt mittlerweile auf über 50 Jahre Arbeitserfahrung zurück. Nach der Geburt unserer zweiten Tochter schien es dann einfach vernünftiger im Betrieb meines Mannes mitzuarbeiten. Mit einer entsprechenden Umschulung im Rahmen eines intensiven Mentorinnen-Lehrganges im Landesverband der Handwerker habe ich dann sozusagen vom Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit gewechselt.

Also kennen Sie beide Seiten. Was sind denn nun die Vorteile beziehungsweise auch die Schwierigkeiten einer selbstständigen Frau?
Im Wort steckt ja schon die Grundaussage: selbst und ständig! Selbstständig wird nur eine Powerfrau, faul darf man beileibe nicht sein. Motivation, Kraft, Wille – all das braucht‘s, um selbstständig und erfolgreich zu sein. Und natürlich benötigt man auch eine dicke Haut.  Auf der anderen Seite verleiht Selbstständigkeit auch die Freiheit, sich die Zeit selbst einzuteilen.

Und wie lässt sich das mit Ihrer Rolle als vierfache Mutter vereinbaren?
Zugegeben, es ist schon eine Herausforderung, weil alles rund um die Kinder meistens doch bei den Frauen hängen bleibt. Gerade als Selbständige gilt es alles gut zu organisieren und selbst zu finanzieren. Im Nachhinein frage ich mich manchmal, wie ich das alles auf die Reihe bekommen habe, ich wollte ja so viel wie möglich selbst bei unseren Kindern sein. Die Tatsache, dass wir Tür an Tür mit dem Betrieb wohnen, hat uns ebenfalls Einiges erleichtert. Und schlussendlich ist es doch so, wenn Frauen das wollen, bringen sie alles unter einen Hut!

Klingt nach wenig Freizeit… können Sie sich noch die nötigen Freiräume freischaufeln?
Klar, und das ist mir auch wichtig. Im Sport und auf den Bergen finde ich meinen Ausgleich.

Das Wort „Fachkräftemangel“ im Handwerk wird auch nach der Coronakrise wieder Thema in Südtirol sein. Wie können wir für junge Menschen einen entsprechenden Anreiz schaffen?
Das Thema ist mir ein großes Anliegen, gerade auch im Rahmen meiner Tätigkeiten im lvh.apa. Wir arbeiten fest daran, der Jugend die verschiedenen Handwerksberufe näher zu bringen, beginnend schon in der Grundschule, künftig spielerisch beispielsweise auch in Kindergärten. Erfreulich ist, dass die Zahl von Lehrlingen durchaus angestiegen ist in den vergangenen Jahren und dass immer mehr junge Frauen in vermeintlichen „Männerberufen“ arbeiten. Eine Lohnsteigerung wäre natürlich ebenfalls verlockend. Wir als Betriebe würden ja liebend gerne höhere Löhne auszahlen, aber die Steuern erdrücken uns schlicht und einfach. Mein Appell geht diesbezüglich an die Politik: Es wäre wichtig, die Betriebe steuerlich zu entlasten, das bedeutet die Lohnsteuern zu senken, damit das Geld vermehrt an die Mitarbeiter/innen fließt. Darüber hinaus müssen wir den Handwerkerinnen und Handwerkern den gebührenden Stellenwert einräumen, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Wertschätzung entgegenbringen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Ein zwischenmenschlich korrekter Umgang und ein gelegentliches Dankeschön, darauf lege ich in unserem Betrieb großen Wert.

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