Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Ester Brunini

Die größte Freude? Dem Kunden ein Lächeln zu schenken.

Sie ist eine bewährte Künstlerin in der Glasverarbeitung. Ihr größtes Ziel ist es, die Kund/innen zufriedenzustellen. Schon immer wollte sie Künstlerin werden, besuchte aber wahrscheinlich aufgrund falscher Vorurteile das pädagogische Gymnasium anstatt des Kunstlyzeums. Infolge dieser Wahl hat sie im Laufe der Jahre viele Tätigkeiten begonnen, jedoch nie weitergeführt. Im Bestreben, ihrer künstlerischen Leidenschaft zu folgen, hat sie sich in die Fakultät für Design und Künste in Bozen eingeschrieben, aber nach einem Jahr das Studium wieder abgebrochen, da sie nicht das fand, was sie wirklich brauchte. Aber genau durch diese Erfahrung erwachte die Leidenschaft für die Glasverarbeitung in ihr. Durch den Besuch der renommierten Bozner Schule Vetroricerca Glass & Modern hat sie diese Kunst verfeinert. Im Juli hat Ester das 10-jährige Jubiläum ihrer Tätigkeit im Studio Giallo d'Argento gefeiert.

Wie haben Sie Ihren richtigen beruflichen Weg gefunden?

Mit etwas Glück. Ich hatte gerade beschlossen, die Fakultät für Design und Künste zu verlassen, als ich die Arbeit einer Frau sah: eine Lampe aus Glas für ihre Diplomarbeit. Es war ein richtiger Blitzschlag. Ich habe verstanden, was ich machen wollte.

Und dann?

Ich entdeckte ein renommiertes Bildungszentrum in Bozen im Bereich der Glasverarbeitung. Zu meiner größten Überraschung wurde ich zur Schule Vetroricerca, welche Student/innen aus aller Welt aufnimmt, zugelassen. Die Studentenzahl ist beschränkt und ich war praktisch die einzige Bewerberin ohne künstlerische Erfahrung oder Arbeiten, die ich hätte vorzeigen können. Ich glaube, vor allem mit meiner Leidenschaft und Zielstrebigkeit beeindruckt zu haben.

Wie haben Sie aus Ihrer Leidenschaft einen Beruf gemacht?

2005 habe ich dank meines Vaters einen Raum für mein erstes Atelier gefunden. 

Eine große Herausforderung. Welche Schwierigkeiten mussten Sie bewältigen?

Ich habe erstens einmal lernen müssen, mit meinem Werkstoff richtig umzugehen. Bei Glas braucht es Erfahrung: Je mehr man probiert, desto größere Fehler macht man und desto mehr lernt man. Es war nicht leicht zu lernen, meinen Fähigkeiten zu vertrauen und vor allem einen eigenen Stil zu finden. Ich musste mich sofort einer großen Verantwortung gegenüber mir selbst und denen, die an mich geglaubt hatten, stellen.

Wie haben Sie die Ankunft Ihrer Tochter gemeistert?

Anfangs war es ziemlich schwer, diese schöne Neuigkeit mit meiner Arbeit und dem Rest meines Lebens zu verbinden. Ich bin eineinhalb Monate allein zuhause geblieben. Ich war weniger als zwei Jahre im Geschäft und ich konnte es mir nicht erlauben, jetzt aufzuhören. Ich hatte keinen fixen Ausstellplatz und keine fixe Kundschaft, auf die ich hätte zählen können. Wer auch nur für kurze Zeit aus dem Markt aussteigt, muss wieder von vorne starten. Meine Tochter ist nun acht Jahre alt, verbringt gerne Zeit mit mir im Atelier, ist sehr kreativ und gibt mir sogar nützliche Anregungen für die Arbeit!

Eine Unternehmerin begegnet großen Schwierigkeiten, aber welche sind die positiven Seiten?

Wenn eine Frau beschließt, ihrer Leidenschaft zu folgen und Unternehmerin zu werden, kümmert sie sich um ihren Traum. Das heißt nicht unbedingt, dass sie mehr Arbeit hat als eine lohnabhängig beschäftigte Frau; sie trägt einfach mehr Verantwortung und hat andere Arbeitszeiten. Eine Frau, die ihrer Berufsleidenschaft folgt, wird mit vollem Einsatz arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen. So wird sie auch alles managen.

Der Schlüssel zum Erfolg?

Opfer sind leider unvermeidlich und der Weg ist sicherlich nicht immer leicht. Aber Mut und Zielstrebigkeit können uns helfen, um es sehr weit zu bringen.

Wie können die Ungewissheiten in Verbindung mit der Selbständigkeit am besten bewältigt werden?

Unternehmerin zu sein bedeutet auch, mit einer Menge Unsicherheiten und Sorgen umgehen zu müssen. Du hast z.B. keine fixe Anstellung und kein sicheres Einkommen am Monatsende. Du weißt aber, dass du dich deiner Leidenschaft und dem Beruf deiner Wahl fürs ganze Leben widmen kannst.  

Gab es jemanden, der Sie unterstützt oder inspiriert hat?

Neben meiner Familie gibt es zwei Personen, die wichtig für meinen Weg als Unternehmerin sind. Erstens einmal Lorenzo, der mir geholfen hat, meine erste Website zu verwirklichen. Ein Freund, der im Alter von nur 23 Jahren starb. Er hat mich versprechen lassen, nie lockerzulassen und weiterhin meinen Traum zu verfolgen. Auch heute noch schöpfe ich in schwierigen Momenten Kraft aus der Erinnerung an dieses Versprechen. Außerdem habe ich noch Anna Maria, eine starke Frau, die ich immer bewundert habe. Sie schafft es immer, mich wieder zu ermutigen, wenn ich meine Zielstrebigkeit verliere. 

Möchten Sie den Frauen, die Unternehmerinnen werden möchten, einen Ratschlag geben?

Seid immer ehrlich und bescheiden und bleibt vor allem bodenständig. Lasst euch nicht von der Begeisterung überwältigen. Einen selbständigen Betrieb zu haben bedeutet unendlich viel Bürokratie und die Verwaltung von Alltagstätigkeiten. Vor der Eröffnung einer Mehrwertsteuernummer sollte man sich der Realität und dessen, was auf einen zukommt, vollkommen bewusst sein, um alles bestmöglich zu meistern. Ich empfehle zum Beispiel, alle Arten von Unternehmen zu prüfen, ob es einen Fachverband gibt, an dem man sich wenden kann, oder etwa Beiträge, die es zu beantragen gilt. Ich habe diese Schwierigkeiten selbst zu spüren bekommen. Ich habe gelernt, Glas zu verarbeiten, niemand hat mir beigebracht, Unternehmerin zu sein.

Man hört also nie auf zu lernen?

Es gibt jeden Tag viele Herausforderungen. Das Lernen hört nie auf, auch nicht im Verwaltungsbereich. In meinem Fall genügt es z.B. nicht, mit dem Glas arbeiten zu können. Mit der Zeit habe ich auch viel über Verwaltung und Marketing, den Umgang mit Kund/innen und Kommunikation dazugelernt.

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