Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Helene Schenk

Leidenschaft für den menschlichen Körper

Einen rundum gesunden Körper sieht Helene Schenk als unser höchstes Gut. Dieses Gut zu erhalten oder wiederherzustellen, dafür macht sie sich stark. Seit 20 Jahren ist die gebürtige Grödnerin Mitinhaberin der Bozner Praxis CAM, einem Gesundheitszentrum für Physiotherapie, Osteopathie und Medical Fitness. Sie selbst gilt als Pionierin ganzheitlicher Behandlungs- und Trainingsmethoden. Für ihren Weg dorthin absolvierte die gelernte Physiotherapeutin die unterschiedlichsten Ausbildungen. Unter anderem als Hospitantin in renommierten Kliniken in Deutschland, in den Niederlanden, in England und in Frankreich. Ein Interview über den anhaltenden Wunsch, den menschlichen Körper noch besser kennenzulernen.

Woher kommt Ihre Lust sich immer tiefer in die Gefilde des menschlichen Körpers einzuarbeiten?

Ich war immer schon wissensdurstig. Sprachlich habe ich mich zum Glück leicht getan und so habe ich mich international immer wieder schlau gemacht, in welcher Ausbildungsstätte oder Klinik ich etwas dazulernen kann. Eigentlich wollte ich vor 20 Jahren auch noch unbedingt in eine US-Klinik, aber mit Cam kam alles anders.

Das heißt, Ihr Studio hat Ihre Pläne durchkreuzt?

Ja, das kann man so sagen. Ich habe damals mit Jürgen Heiler in der Physiotherapieschule unterrichtet. In einer Pause habe ich ihm von meinen USA-Plänen erzählt. Scherzhaft meinte ich zu ihm: Wenn es nicht klappt, dann eröffne ich eben eine Praxis. Er war sofort begeistert und meinte: Dann lass uns die Praxis doch gemeinsam eröffnen. Nach gründlicher Vorbereitung haben wir acht Monate später in der Bozner Gumergasse das Studio Cam eröffnet.

Und Amerika blieb ein Traum?

Sagen wir so, ich habe den Traum zunächst auf Eis gelegt. Dafür wuchsen wir schnell, bald wechselten wir in die Rosministraße, seit 2008 befindet sich unser Studio in der Südtiroler Straße. Dort beschäftigen wir mittlerweile 13 Mitarbeiter/innen. Wir haben ein tolles Team. Jürgen und ich harmonieren nicht nur sehr gut sondern ziehen auch in Punkto Führung an einem Strang. Wir haben flache Hierarchien, unsere Mitarbeiter/innen genießen große Freiheiten, werden gefordert, in ihren Stärken aber auch gefördert. Uns ist wichtig, dass es ihnen auch privat gut geht.

Sie haben sich im Laufe der Jahre nicht nur weitergebildet sondern auch ihre Schwerpunkte verlagert. Kann man sagen, dass Ihre Patient/innen immer jünger werden?

Ja, das stimmt. Ich behandle hauptsächlich Babys und Kleinkinder. Ich habe mich auf den Bereich Kinderosteopathie spezialisiert. Kinder sprechen auf osteopathische Behandlungen besonders gut an. Damit gelingt es vielen Erkrankungen des Bewegungsapparats vorzubeugen. Tolle Ergebnisse kann man auch bei Frühgeborenen erzielen. Verschiedenste Vitalfunktionen wie Lungen- und Darmfunktion können erfolgreich mit Osteopathie unterstützt werden.

Sie behandeln nicht nur Kinder sondern arbeiten auch mit Müttern, warum?

Unsere Gesellschaft ist sehr leistungsorientiert. Eine Mutter soll Mutter, Partnerin, Tochter und Karrierefrau sein. Sie soll immer schön lächeln und natürlich auch noch umwerfend aussehen. Eine Frau muss funktionieren, sonst ist sie nichts wert, das suggeriert uns jedenfalls die Gesellschaft. Frauen überfordern sich oft selbst. Osteopathie kann einen Ausgleich schaffen und Frauen helfen, wieder zu ihrer Mitte zu finden.

Wobei auch Sie all diese Rollen erfüllen. Sie sind in Teilzeit berufstätig, führen ein Unternehmen, sind Mutter von drei Töchtern und schließen eine Ausbildung nach der Nächsten ab.

Ja, das stimmt. Wobei ich sagen muss, dass ich das Glück habe, viel Energie zu haben, aber auch einen Job, den ich gerne mache. Aber natürlich gab es auch Zeiten, wo mir alles zu viel wurde. Ohne Unterstützung mit den Kindern hätte ich das alles sicher nicht geschafft.

Viele berufstätige Mütter klagen über Schuldgefühle, wie gehen Sie damit um?

Jede berufstätige Mutter kennt diese Schuldgefühle, auch ich. Wobei Kindern vor allem eines wichtig ist: Das Gefühl zu haben, dass jemand für sie da ist. Kinder wollen und brauchen einen Rahmen. Das heißt eine Struktur, innerhalb der sie sich frei bewegen dürfen, ohne dabei jedoch Grenzen zu überschreiten.

Wie schätzen Sie eigentlich den Allgemeinzustand der Südtiroler/innen ein - achten wir genügend auf unseren Körper?

Ich mache Ihnen ein Beispiel: Zahnärzte haben vor 20 Jahren massiv Aufklärungsarbeit betrieben. Heute haben die meisten Jugendlichen schöne Zähne. Was ich damit sagen will: Durch die Kampagnen ist es gelungen, dass Zahnhygiene zur Selbstverständlichkeit wurde. Leider ist das mit unserem Bewegungsapparat noch nicht so. Deshalb werde ich in Zukunft immer öfter unterwegs sein, um Aufklärungsarbeit für den richtigen Umgang mit unserem Körper zu leisten.

Zur Person

Helene Schenk wuchs in St. Cristina in Gröden auf. Nach der Matura ließ sie sich in Bozen 1988 zur Physiotherapeutin, dann zur Osteopathin ausbilden. Neben zahlreichen Ausbildungen und Praktikas im Ausland arbeitete sie im Krankenhaus Brixen und in einer orthopädischen Gemeinschaftspraxis in Bozen. 1994 hat sie zusammen mit Jürgen Heiler in Bozen das Studio CAM gegründet. Ihre Spezialgebiete: Osteopathie, Kinderosteopathie, Schmerztherapie, Manuelle Therapie, Psychomotorik, Lernstörungen, Faszienbehandlung. Die 50-Jährige ist Mutter von drei Töchtern im Alter von 12, 14 und 17 Jahren.

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