Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Monika Walch

Die Genussbotschafterin

Seit über 30 Jahren vertreibt Monika Walch national wie international Qualitätsprodukte. Seit 10 Jahren sind es Destillate aus dem Hause Roner. Am Sitz in Tramin empfängt sie uns mit einem festen Händedruck. Mit Fachwissen und einer umwerfenden Ausstrahlung führt sie uns durch die heiligen Hallen der Brennerei. Dorthin, wo im Jahr über 1,5 Millionen Flaschen produziert werden. Von Fruchtdestillaten über Grappe bis hin zum Gin. Gemeinsam mit einem Team von knapp fünfzig Mitarbeiter/innen vermarktet und vertreibt sie die über 100 verschiedenen Produkte italienweit. Ein Gespräch über Vorbilder und lebenslanges Lernen.  

Frau Walch, Sie leiten ein Team von knapp 50 Mitarbeiter/innen, davon arbeiten 45 im Außendienst. Ihr Führungsanspruch?

Monika Walch: Man muss delegieren und vertrauen können. Das musste ich erst lernen. Heute weiß ich: Ziele kann man nie alleine erreichen. Mitarbeiter/innen sollen Verantwortungsbereiche frei und eigenständig bearbeiten. Karin Roner, die Geschäftsführerin der Brennerei Roner, lebt diese Werte vor. Das inspiriert und spornt an.

Sie sind in der Steiermark geboren, wie kommt es, dass Sie hier in Südtirol Karriere gemacht haben?

Monika Walch: Ich wollte nie Kinder aber ich wollte immer in den Süden. Meine erste Liebe hat mich nach Padua verschlagen, wo ich studiert und anschließend für knapp 16 Jahre im internationalen Vertrieb gearbeitet habe. Erst bei Lofra, einem Elektrogerätehersteller, später bei Zerbetto, einem Designleuchten-Unternehmen. Immer nach der Devise: Learning by doing. Als der Tangentopoli-Skandal Anfang der 90er Jahre Italiens Wirtschaft in Turbulenzen brachte, habe ich mich umgesehen. Am Ende war es eine Annonce aus Südtirol, die mich 1993 hierher gebracht hat.

Es war eine Annonce von Dr. Schär. Heute ist das Burgstaller Unternehmen Weltmarktführer von glutenfreien Produkten. Wie bekannt waren die Produkte bei Ihrem Einstieg?

In Italien waren sie zwar bekannt, aber schwer zu finden. Dafür herrschte im Unternehmen eine richtige Aufbruchsstimmung. Ulrich Ladurner, der Inhaber, gab uns Führungskräften einen enormen Vertrauensvorsprung. Ich fühlte mich wie ein Rennpferd, das endlich loslaufen durfte. Ich war Vertriebsleiterin Italien und Ladurner ließ mich machen, ließ mich den Markt aufbauen. Nach nur vier Jahren haben wir ein Umsatzplus von 75 Prozent erzielt.

Nach vier Jahren sind Sie dann zu Loacker nach Unterinn am Ritten gewechselt. Hat Sie das stetige Wachstum gelangweilt?

Es mag vielleicht überheblich klingen, aber ich hatte das Gefühl, nicht viel Neues dazu zu lernen. Als ich zu Loacker wechselte, kümmerte ich mich erst um die Reorganisation des internationalen Vertriebs. Nach 1,5 Jahren durfte ich dann einen internationalen Markt übernehmen. Ich hoffte natürlich auf einen Markt wie Südamerika, am Ende aber wurde es Osteuropa und Zentralasien. Dennoch: Ich habe keine Sekunde gezweifelt und die Herausforderung angenommen.

Kannte man Loacker in diesen Ländern überhaupt?

Nein, ganz und gar nicht. Wir waren nicht mal präsent. Weder in Bulgarien noch in Rumänien, Tschechien, Russland oder in Kasachstan. Ich durfte also bei Null anfangen. Aber ich hatte ein großes Vorbild: Manfred Kunold, der Exportleiter von Loacker. Er war es, der die Loacker-Waffeln weltweit bekannt gemacht hat. Und ich dachte mir: Wenn er 140 verschiedene Märkte geschafft hat, werde ich wohl 20 bis 25 Märkte hinkriegen.

Wie gelingt es, unbekannte Südtiroler Waffeln in die Regale zu bringen?

Wie gesagt, ich bin bei Null gestartet. Ich habe vier bis fünf Märkte parallel aufgebaut. Montag früh bin ich gestartet, Freitag Abend kam ich nach Hause zurück. In jedem neuen Markt habe ich mich zuerst in den Supermärkten schlau gemacht. Ich habe analysiert, welcher Importeur welche Süßwaren importiert. Diese habe ich kontaktiert und Verkostungen organisiert. Mit unseren Qualitätsprodukten konnten wir natürlich sofort punkten. Aber das allein reichte nicht. Es galt die Zielgruppe anzusprechen, die sich ein Produkt, das vier mal so viel kostet als die lokalen Süßwaren, überhaupt leisten kann.

Vor zehn Jahren sind Sie von den Waffeln zu den Destillaten gewechselt. Kann eine Vertriebsexpertin, wie Sie es sind, eigentlich alles verkaufen?

Eine Passion für das Verkaufen braucht es ohne Zweifel. Diese hatte ich bereits als Kind. Ich wusste auch immer, dass ich in den Vertrieb möchte. Seit ich in Südtirol bin, habe ich mich voll und ganz auf die Genussbranche konzentriert. Wobei ich beim Wechsel zu Roner doch meine Bedenken hatte. Ich habe Wein getrunken, aber Destillate mochte ich noch nie. Dennoch habe ich sofort zugesagt, Roner hatte ja in Italien ein sehr gutes Image und hat sich in 70 Jahren Firmengeschichte wunderbar emporgearbeitet. Übrigens: Am Ende hat es auch gar nicht lange gedauert, bis ich auf den Geschmack der Destillate gekommen bin.

Sie haben in drei erfolgreichen Familienbetrieben Karriere gemacht. Was zeichnet ein inhabergeführtes Unternehmen aus?

Vor allem der Unternehmer bzw. die Unternehmerin selbst. Karin Roner etwa ist ein toller Mensch mit viel Einfühlungsvermögen und klaren Werten. Dazu kommt der Innovationsgeist in einem Familienbetrieb. Bestes Beispiel: Unser Brennmeister, Helmut Oberhofer, hatte vor eineinhalb Jahren die Idee Gin zu produzieren. Er hatte den richtigen Riecher und ist rechtzeitig auf einen Trend aufgesprungen. Mit Erfolg: Unser Gin wurde bereits zum zweiten Mal beim Internationalen Spirituosen Wettbewerb ausgezeichnet. Und auch die Weine des Weingutes Ritterhof, die ich italienweit vermarkten darf, machen sich unglaublich gut. Der Gewürztraminer Auratus wurde nun bereits zum vierten Mal mit den begehrten „Drei Gläsern“ ausgezeichnet.

Was zeichnet für Sie eine gute Führungskraft aus?

Sich trauen, um Rat zu fragen. Komme ich in bestimmten Situationen nicht weiter, nehme ich mir einen Coach. Das kann auch eine Vertrauensperson sein, wie etwa mein Bruder, der als Bilanzprüfer in Wien arbeitet. Außerdem hatte ich in meinem Leben immer Vorbilder. Menschen, die in ihrem Leben etwas Tolles geschaffen haben, von denen man etwas abschauen kann. Ulrich Ladurner etwa. Seine klaren Ideen und seine Art nach vorne zu denken haben mich schwer beeindruckt. Positiv geprägt haben mich sicher auch meine Eltern. Sie haben mir erlaubt, mich selbst zu finden. Sie haben mich nie in die typische Mädchenrolle gezwungen. Und sie haben mir einen guten Glauben mitgegeben. Ich bin protestantisch gläubig und der Glaube gibt mir sehr viel Klarheit und Energie. Ich weiß, dass ich beschützt werde und nicht alles alleine stemmen muss.

Wie wichtig ist Ihnen lebenslanges Lernen?

Extrem wichtig, man muss am Ball bleiben, die Welt bewegt sich so unglaublich schnell. Die Instrumente, die heute funktionieren, können morgen schon total überholt sein. Wobei ich mich nicht nur berufsspezifisch ständig fortbilde wie zum Beispiel mit der Sommelierausbildung. Ich habe vor kurzem auch den Segelschein gemacht und mich im vergangenen Jahr zur Kräuterpädagogin ausbilden lassen. Auch wenn ich wohl nie irgendwelche Kräutercremes herstellen werde, wer weiß, wofür das Wissen gut ist.

Richtig Ruhe können Sie demnach also auch in Ihrer Freizeit nicht geben?

Nichtstun, das schaffe ich noch nicht. Ich hatte Jahre, in denen ich bis 23 Uhr im Büro saß. Heute ist mir klar, um neue Kreativität zu schöpfen, braucht es Ruhephasen. Freizeit bedeutet für mich vor allem Sport. Ich laufe seit gut 30 Jahren drei- bis viermal die Woche. Gleichzeitig brauche ich genügend Zeit, um vom Adrenalin runterzukommen. Das gelingt mir am besten, wenn ich das Wochenende in meinem Haus in Montiggl verbringe. Ohne jede Verpflichtung, das ist Luxus pur.

Und wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Erstmal lasse ich mich im Herbst in Turin zum Chocolatier ausbilden. Konkrete Zukunftspläne für meine Zeit nach der Pensionierung habe ich noch nicht. Reizen würde mich ein ehrenamtliches Engagement, etwa indem ich Unternehmen in Entwicklungsländern unterstütze.

Zur Person

Monika Walch, 57, ist in der Steiermark aufgewachsen und hat in Padua Politikwissenschaften studiert. Abgeschlossen hat sie ihr Studium am MCI in Innsbruck. Nach 16 Jahren im internationalen Vertrieb der Marken Lofra und Zerbetto in Padua, kam sie 1993 nach Südtirol. Bei Dr. Schär in Burgstall baute sie für vier Jahre den italienweiten Vertrieb glutenfreier Produkte auf, beim Waffelhersteller Loacker in Unterinn am Ritten die Märkte Osteuropa und Zentralasien. Seit zehn Jahren leitet Monika Walch den Italien-Vertrieb der Brennerei Roner mit Sitz in Tramin. Die passionierte Seglerin lebt in Montiggl, ist Sommelière und Kräuterpädagogin.

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