Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Rita Egger

Passion für die Passion ihres Mannes

Es ist ein Kommen und Gehen. Mit bedrückten Gesichtern betreten zwei deutsche Urlauber die Karosseriewerkstatt in Eyrs. Sie waren auf der Vinschgauer Staatsstraße mit ihrem Auto liegen geblieben. Ihr Auto musste abgeschleppt werden. Rita Egger beruhigt das junge Paar: „Morgen früh dürfen sie ihren Porsche wieder abholen. Mein Mann wird sie nun ins Hotel begleiten und morgen früh können Sie Ihr Auto abholen.“ Rita Egger ist die Managerin des Hauses, bei ihr laufen die Fäden zusammen. Ob Reparaturen, Reifen- oder Ölwechsel, sie hat alles im Blick, alles unter Kontrolle. Im Interview spricht sie über ihre ganz persönliche Leidenschaft für Autos, über harte Arbeit und lange Durststrecken.

Haben Sie mehr Leidenschaft für Autos oder mehr Leidenschaft fürs Organisieren?

Sagen wir so, mein Mann ist ein wahrer Autoliebhaber, er brennt für seinen Beruf. Er ist früher selbst Autorennen gefahren. Ich selbst bin in diesen Beruf reingewachsen, mit der Zeit kennt man sich auch mit Autos immer besser aus.

Dabei kommen Sie ursprünglich vom Gastgewerbe?

Ja, ich bin in Latsch groß geworden und habe in meinen jungen Jahren immer im Gastgewerbe gearbeitet. Mit 15 habe ich meinen Mann kennengelernt und er hat sich wenige Jahre später selbstständig gemacht.

Heißt das, dass Sie die Werkstätte zusammen aufgebaut haben?

Nicht ganz, mein Mann hat die Werkstätte vor fast 30 Jahren eröffnet. Er hat ganz klein begonnen, ich habe ihn von Anfang an unterstützt, richtig eingestiegen bin ich aber erst vier Jahre später. Ja und 1993 haben wir all unseren Mut zusammengenommen und die Werkstätte richtig schön erweitert. Das war keine leichte Entscheidung.

Aber eine Entscheidung, die sich gelohnt hat.

Im Nachhinein ja. Unsere beiden Kinder waren damals noch klein, zu viert haben wir hier im Dachgeschoss auf engstem Raum gewohnt. Wir haben alles in die Werkstatt investiert, allerdings immer nur so viel, wie wir uns leisten konnten. Erst wenn wir die eine Investition abbezahlt hatten, haben wir uns an die nächste gewagt. Wir haben uns alles sehr hart erarbeitet. Heute wäre das in dieser Form nicht mehr möglich, die Steuerlast und die hohen Auflagen drücken auf die Gewinne. Unser großes Glück ist, dass unsere Kunden zu 80 Prozent Stammkunden sind, die auch pünktlich bezahlen.

Sind Sie den ganzen Tag über in der Werkstatt?

Ja, natürlich und am Wochenende auch. Unsere Stärke ist der 24-Stunden-Abschleppdienst, von Sonntag bis Sonntag. Unter anderem sind wir Partner des deutschen ADAC. Bleibt ein ADAC-Mitglied hier in Vinschgau mit seinem Fahrzeug auf der Straße liegen, werden wir gerufen. Mein Mann rückt aus, ich halte im Büro die Stellung. Natürlich geht so eine Rundumbesetzung auch mal an die Substanz. Oft haben wir über Monate keinen freien Tag. Aber wir bekommen sehr gute Kundenbewertungen und das spornt an.

Ist Ihre Arbeit weniger geworden, seit die Unfallstatistiken nach unten zeigen?

Weniger sicher nicht. Fakt ist, dank der strengen Straßenkontrollen ereignen sich deutlich weniger Unfälle. Früher war das purer Wahnsinn. Drei Einsätze in einer Nacht waren keine Seltenheit. Wir mussten auch die Autos all jener abschleppen, die wegen Trunkenheit am Steuer erwischt wurden. Was wir in dieser Zeit alles erlebt haben! Wahre Dramen haben sich abgespielt, da die Alkolenker unbedingt ihr beschlagnahmtes Auto zurückwollten.

Sie waren im Jahre 2009 die erste Bezirkspräsidentin des Südtiroler Wirtschaftsrings. Stimmt es, dass es ein Sprung ins kalte Wasser war?

Allerdings. Als man mich damals gefragt hat, ob ich den Bezirk Vinschgau übernehmen möchte. Spontan wie ich bin, habe ich zugesagt. Ich hatte aber keine Ahnung was auf mich zukommt. Als ich bei der Generalversammlung dann all die Politiker und Wirtschaftsvertreter gesehen haben, dachte ich bloß: Was mache ich hier? Ich musste sogar eine spontane Rede halten. Ich kam mir vor wie im falschen Film. Für fünf Jahre war ich am Ende SWR-Präsidentin des Bezirkes Vinschgau. Es war eine sehr lehrreiche Zeit.

Haben Sie sich auf der politischen Bühne auf Anhieb wohlgefühlt?

Die Anfänge waren nicht einfach. Ich hatte aber das Glück mit dem damaligen SWR-Präsidenten Christoph Oberrauch zusammenzuarbeiten. Er hat den Südtiroler Wirtschaftsring richtig zum Blühen gebracht. Wir haben im Bezirk eine Reihe von Veranstaltungen organisiert, unter anderem verschiedene Treffen mit Vertretern der Wirtschaft im Ausland. Diese Art des Netzwerkens gefällt mir.

Zur Person

Rita Egger ist Obfrau der LVH Frauen des Bezirks Vinschgau und war die erste Frau im Südtiroler Wirtschaftsring. Zusammen mit ihrem Mann Herbert betreibt sie seit knapp 30 Jahren die Autowerkstätte Egger in Eyrs im Vinschgau. Sie beschäftigen drei Mitarbeiter und haben sich im Laufe der Jahre als ADAC-Partner einen guten Namen gemacht. Neben Mechanik- und Karosserieleistungen hat sich der Familienbetrieb auch auf die Reparatur von Oldtimern spezialisiert. Die 55-Jährige hat mit ihrem Mann zwei Töchter im Alter von 33 und 25 Jahren.

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