Handelskammer Bozen
Karin Ausserhofer

Karin Ausserhofer

Von Klarheit und der Kunst der Entscheidung
Datum:  März 2021

Karin Ausserhofer hat das Flugmodell zu ihrem persönlichen Motto gemacht: Sie will Pilotin ihres Lebens bleiben und die Flugzeugschnauze hochhalten. Klarheit, Souveränität, Entwicklungsfreude und Gestaltungswille begleiten sie.

Sie waren 16 Jahre lang Geschäftsführerin der Raiffeisenkasse Mölten und von 2017 bis September 2020 Vizedirektorin der Raika Etschtal. Wie haben Sie Beruf und Mutterschaft verbunden?
Ich darf zwei tolle 13- und 15-jährige Töchter ins Leben begleiten. Mein Mann und mein Vater unterstützten mich auf allen Ebenen. Der Vorstand der Raika Mölten hat an mich geglaubt und mir vertraut. Ich war in der Gestaltung meiner Arbeitszeit flexibel, habe viel Heimarbeit gemacht und bin aktive Direktorin geblieben. Damit waren wir damals schon Vorzeigemodell wie und dass es funktionieren kann. So etwas muss man aber auch wollen und es sich zutrauen. Würde ich mein Kind morgens in der Kita abgeben und Bauchweh dabeihaben, würde ich das nicht durchhalten und Widersprüche nicht aushalten.

Wie leben Sie die Rolle als Führungskraft?
Ich sehe mich als Leaderin, nicht als Managerin, leite und begleite ein Team, gebe den Rahmen vor und vertraue der Eigenverantwortung der Menschen, dass er eingehalten wird. Ich brauche Klarheit und schaffe Klarheit. Ich versuche zu begeistern und beobachte genau, sehe die Stärken, Fähigkeiten aber auch Schwächen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und schreite nur ein, wenn es nötig ist. Mein Anliegen ist es, Potentiale zu fördern, Freiräume für Entwicklung zu geben und Aufgaben klar zu delegieren.

Wer hat Sie in Ihrem Leben gefordert und gefördert?
Neben meiner Mutter, die auch nach ihrem Ableben weiterhin mein größtes Vorbild bleibt, waren es eigentlich vor allem Männer: mein Vater, der damalige Vizedirektor der Raika Bozen, der Obmann der Raika Mölten, zwei wunderbare Freunde und natürlich mein Mann. Ich habe mir deren Respekt erarbeitet und Vertrauen bekommen.

Was können Frauen besonders gut?
Frauen trauen sich auf andere Menschen zu bauen, sind lösungsorientiert und nicht primär auf Probleme fokussiert. Es ist wie bei der Krankheit eines Kindes: Man sucht nach Wegen zur Gesundheit, verharrt nicht in der Krankheit. Bereichernde Teams bestehen aber aus Frauen und Männern. Die Frau schaut meist gut auf die Softfacts, bringt die emotionale Sichtweise ein, Männer bringen meist die rationelle Perspektive ein und schauen gut auf die harten Fakten. Eine Mischung ist ideal.

Was wünschen Sie anderen Frauen?
Seid ehrlich und steht zu euch. Entscheidet klar, ob ihr selbst gestalten möchtet oder gestaltet werden wollt. Wir Frauen neigen häufig zum Werten und Bewerten, zum Vergleichen und Beweisen. Das ist mühsam und auch sinnlos. Selbstbewusstsein erarbeiten sich Menschen, die eigene Entscheidungen treffen, die zu einem passen. Diese Freiheit sollten wir nutzen.

Zur Person

Karin Ausserhofer ist 1972 in Bozen geboren und in Girlan aufgewachsen. An der Handelsoberschule in Bozen hat sie sich für die Fachrichtung Programmierung entschieden. Sie hat danach in Innsbruck Betriebswirtschaft studiert und vor kurzem in Wien einen Diplomlehrgang zum Relationalen Coach absolviert. In ihren Studiensommern hat Karin Ausserhofer bei der Raika Bozen bereits als Ferialkraft gearbeitet und nach dem Studium von 1996 bis 2000 als Direktionsassistentin. Dann hat sie die Leitung der Raika Mölten übernommen und blieb bis zur Fusion der Raikas Mölten, Andrian, Terlan und Nals zur Raika Etschtal Geschäftsführerin in Mölten. Von 2017 bis September 2020 war sie Vizedirektorin der fusionierten Bank mit Sitz in Terlan. Jetzt begleitet sie als Relationaler Coach Unternehmen und Menschen in Veränderungsprozessen beziehungsweise auf der Suche nach Klarheit. Karin Ausserhofer ist verheiratet und Mutter von zwei Töchtern, die 2005 und 2007 geboren sind.

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