Handelskammer Bozen
Viele Südtiroler Handwerker/innen sind gut auf die technologischen Herausforderungen vorbereitet.

Tradition und Digitalisierung im Südtiroler Handwerk

Studie
Datum:  Juli 2021

Mit gut 13.700 Unternehmen und rund 45.600 Beschäftigten ist das Handwerk ein Grundpfeiler der Südtiroler Wirtschaft. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer hat 1.906 Handwerksunternehmen aller Berufskategorien befragt, um die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen des Sektors herauszufinden.

Jedes dritte gewerbliche Unternehmen und rund ein Fünftel aller Beschäftigten in Südtirol zählen zum Handwerk. Mit 406 aktiv ausgeübten Berufen ist das Handwerk sehr vielfältig. Allerdings fällt bei den Berufen auf, dass sehr viele Tätigkeiten nur von sehr wenigen Betrieben ausgeübt werden, in 117 Fällen sogar nur von einem einzigen Betrieb. Mit 3,3 Beschäftigten ist das durchschnittliche Handwerksunternehmen etwas kleiner als die anderen gewerblichen Unternehmen in Südtirol. Rund die Hälfte der Handwerker/ innen sind sogenannte Ein-Personen-Unternehmen. Mit durchschnittlich 17,7 Beschäftigten je Betrieb sind die Bäckereien mit Abstand die größten Handwerksbetriebe, gefolgt von den Metzgereien mit 10,2 Beschäftigten pro Unternehmen.

Die Frauen im Handwerk

Insgesamt ist jede fünfte Unternehmerperson (Inhaber/innen und Gesellschafter/innen) im Südtiroler Handwerk eine Frau. Besonders hoch ist der Frauenanteil in der Berufsgruppe der Dienstleistungen (40,5 Prozent), mit Spitzenwerten in den Berufen Schönheitspfleger/in bzw. Masseur/ in sowie Friseur/in. Auch in der Berufsgruppe Gastgewerbe sind viele Unternehmerinnen aktiv. In den Berufsgruppen Landwirtschaft, Kfz-Gewerbe sowie Baugewerbe sind hingegen ausgesprochen wenige Frauen unternehmerisch tätig.

Umsatz und Wertschöpfung

Das Südtiroler Handwerk erwirtschaftete im Jahr 2018 einen Umsatz von mehr als 9,5 Mrd. Euro und eine Wertschöpfung von fast 3,2 Mrd. Euro. Grundsätzlich ist nach wie vor für alle handwerklichen Berufsgruppen der heimische Markt am wichtigsten. So erzielen die Südtiroler Handwerker/innen den Großteil ihres Umsatzes, wie schon vor zehn Jahren, in Südtirol selbst (82,0 Prozent). 7,8 Prozent des Umsatzes entfallen auf das restliche italienische Staatsgebiet und 10,2 Prozent auf das Ausland. Die wichtigste Kundengruppe der Handwerker/innen sind andere Unternehmen; es folgen die privaten Haushalte und die öffentliche Verwaltung.

Vor allem in der Beschaffung, Produktion und Vermarktung nutzen die Handwerker/innen moderne Lösungen.

Digitale Herausforderungen

Viele Handwerker/innen sind gut auf die technologischen Herausforderungen vorbereitet und haben ihre Beschaffungs-, Produktions- und Vermarktungsprozesse stärker digitalisiert und auch teilweise miteinander vernetzt. Beispielsweise greifen viele Handwerksunternehmen, die Waren verarbeiten, auf CADSysteme zurück. Ein Drittel der Handwerkerbetriebe, die Reparaturen durchführen, nutzen Assistenzsysteme für die Fehlerdiagnose. In der Vermarktung setzen 56,5 Prozent der Handwerksunternehmen auf eine eigene Webseite und 42,9 Prozent auf Soziale Medien. Einigen Unternehmen sind aber die technischen Möglichkeiten noch nicht bewusst und bestimmte moderne Technologien oder neue Methoden z.B. für die visuelle Produktpräsentation werden entsprechend selten genutzt.

Fachkräftemangel als Herausforderung

Gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter/innen sind ein wesentlicher Faktor für den Unternehmenserfolg. Zwei Drittel der Handwerker/innen – und damit mehr als der Südtiroler Durchschnitt - haben Schwierigkeiten, ausreichend qualifizierte Fachkräfte zu finden bzw. befürchten zukünftige Engpässe. Auch aufgrund der bürokratischen Einschränkungen bildete im Jahr 2018 nur jeder zehnte Handwerksbetrieb (12,7 Prozent) einen Lehrling aus. Am höchsten ist der Anteil der Lehrbetriebe im Kfz- Gewerbe, im Verarbeitenden Gewerbe und im Gastgewerbe.

Die WIFO-Studie „Das Handwerk in Südtirol – Zwischen Tradition und Digitalisierung: Entwicklung, Struktur und Herausforderungen“ liegt in der Handelskammer Bozen in gedruckter Form auf und steht auf der Website zum Download bereit.

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