Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft
Die alten Bozner Jahrmärkte

Die alten Bozner Jahrmärkte

Internationaler Handelsplatz

Der kaufmännische Geist der Stadt Bozen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits im Mittelalter entwickelte sich die Stadt dank ihrer günstigen geographischen Lage zu einem kleinen und effizienten Handelsplatz. In der Bozner Talsohle liefen nämlich zwei wichtige Alpenrouten zusammen: die Brennerroute und die Route über den Reschenpass. Für den regionalen Verkehr spielte auch die Etsch eine wesentliche Rolle. So wurden die Waren auf Flößen nach Trient oder Verona gebracht. Der Fluss konnte zudem auf den sogenannten burchi bzw. Lastschiffen, die von Zugpferden oder Rindern am Ufer gezogen wurden, auch stromaufwärts befahren werden. 

Die Bozner Jahrmärkte wurden erstmals 1202 in einem Zollabkommen erwähnt, das die Fürstbischöfe von Trient und Brixen abgeschlossen hatten. Die Märkte entstanden ursprünglich für den Tausch von landwirtschaftlichen Produkten, zu denen sich aber bald andere wertvolle Güter gesellten wie Olivenöl vom Gardasee, Fisch, Zitrusfrüchte, Eisenwaren, Metalle, Lederwaren, Kerzenwachs und insbesondere Textilien. Aus Italien kamen vor allem Roh- und verarbeitete Seide und aus den Ländern nördlich der Alpen Woll-, Hanf- und Leinenstoffe. 

Ab 1450 wurden die Jahrmärkte regelrechte internationale Messen, die regelmäßig von Kaufleuten aus Mitteleuropa und der italienischen Halbinsel besucht wurden. Nachdem 1357 der traditionelle Grieser Markt nach Bozen verlegt und ein Jahrmarkt eingeführt worden war, der den Meraner Pfingstmarkt ersetzen sollte, fanden in Bozen ab 1501 immer vier Jahrmärkte statt, einer pro Jahreszeit: der Mittfastenmarkt, der Fronleichnamsmarkt, der Bartholomäusmarkt (auch Genesius- oder Ägidimarkt genannt) und der Andreasmarkt. Sie dauerten jeweils zwei Wochen und wurden auch als Zahlungsfristen verwendet. 

Der erste Markt im Jahr war der Mittfastenmarkt, der zwischen der dritt- und vorletzten Fastenwoche stattfand. Der Beginn dieses Jahrmarktes fiel auf den „ersten Werktag nach dem vierten Fastensonntag“. Sein Datum hing daher von Ostern, das heißt vom Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr ab. 

Der Jahrmarkt begann immer mit einer Messe samt Prozession in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Ab 1720 wurden die geschäftlichen Verhandlungen mit der Marktglocke eingeläutet, die im Turm des Merkantilgebäudes hing. 

Ein Jahrmarkt war immer ein besonderes Ereignis für eine Stadt und der einzige Zeitraum, in dem fremde Kaufleute freien Handel betreiben konnten. Während der Jahrmärkte herrschte immer der sogenannte Messefrieden, durch den allen Kaufleuten, auch jenen, die aus Kriegsgebieten kamen, freier Zugang und die Abwicklung der Handelstätigkeit ermöglicht wurden. 1635 wurden diese Regeln sowie die Bestimmungen des Wechselrechts und die Errichtung des Merkantilmagistrats dank der Erzherzogin von Österreich Claudia de’ Medici und ihrer Privilegien zum ersten Mal schriftlich festgehalten.

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