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Der Heilige Valentin im Merkantilgebäude

Der Heilige Valentin im Merkantilgebäude

Das Gemälde

Im Erdgeschoss des Merkantilgebäudes hängt im Auktionssaal eines der größten Ölgemälde Südtirols (8,24 x 3,60 m), das wegen der abgebildeten Figur und ihrer Geschichte sehr interessant ist.

In unserer Provinz sind die Darstellungen des Heiligen Valentin etwas ganz Besonderes, weil sie sich auf historische Begebenheiten und Anekdoten sowohl aus dem deutschen als auch aus dem italienischen Kulturraum beziehen, was ja bekanntlich für unser Land, ein Durchzugs- und Handelsgebiet, typisch ist. In Fresken und auf den Gemälden sind oft die Attribute von beiden Heiligen namens Valentin zu sehen, nämlich des Hl. Valentin aus Terni, dem Beschützer der Liebenden, und des Hl. Valentin aus Mais. Dieses „Durcheinander“ ist sicherlich auch auf die ähnliche Lebensgeschichte der beiden Heiligen zurückzuführen: Beide waren Bischöfe und lebten mehr oder weniger zur selben Zeit. Ein interessantes Beispiel für die Überschneidung dieser zwei Heiligen sind sicherlich die Fresken in der St. Valentin-Kirche in Tramin.

Auf dem Gemälde im Merkantilgebäude ist hingegen ganz eindeutig Valentin aus Mais dargestellt, der am 7. Jänner gefeiert wird. Der in den Niederlanden gebürtige Valentin zog gegen 435 nach Passau im heutigen Deutschland. Er wurde von Papst Leo I. zum Bischof geweiht und als Bischof von Rätien, einem Gebiet zwischen St. Gotthard, Chur, Brixen, Regensburg und Passau eingesetzt. Seine Aufgabe war die Bekehrung der Bevölkerung, die zwar bereits christlich war, aber sich wieder dem Heidentum angenähert hatte und der arianischen Lehre folgte. Er lebte als Wandermissionar und verstarb schließlich um 475 als Einsiedler in Zenoberg bei Meran, wo er auch ursprünglich begraben war. Später wurden seine sterblichen Überreste zunächst nach Trient und anschließend nach Passau gebracht.

Aber zurück zu unserem Gemälde und zu seiner romantischen Geschichte.

Das Bild ist ein Werk aus dem Jahr 1863 von Eugen von Blaas (Albano Laziale 1843 - Venedig 1931), der sich als Maler an den Akademien in Venedig und Rom ausbildete. Von Blaas erwies sich bereits in jungen Jahren als begabter Künstler, der seine Technik an der Seite des Vaters, des berühmten Malers Carl Ritter von Blaas (Nauders 1815 - Wien 1894) im Zuge der Ausführung der Fresken im Arsenal in Wien verfeinerte.

Der heilige Valentin predigt den Rätern war das erste Gemälde von Eugen. Es enthält einige Elemente bekannter Abbildungen des Heiligen, wie sein Gewand oder das Verhalten der Räter, die umgeworfene Götzenstatue, die Eiche als Baum der Arier und den gebirgigen Hintergrund. Für die Personen und ihre Gesichtsausdrücke inspirierte sich Blaas an den historischen und mythologischen Figuren, die sein Vater einige Jahre zuvor im Belvedere in Wien abgebildet hatte.

Das große Gemälde wurde von der Gräfin Maria Anna Ungnad von Weissenwolff für das Valentinskirchlein in Obermais bei Meran in Auftrag gegeben. Auch wenn auf dem Bild nicht der Valentin zu sehen ist, der als Schutzpatron der Liebenden gilt, ist das Gemälde dennoch ein Zeichen der Liebe. Die Gräfin, Witwe des 1838 verstorbenen Valentin (II.) Graf Esterházy de Galántha, verlor im November 1859 auch ihren einzigen Sohn, der ebenfalls Valentin hieß. Darauf ließ sie zur Erinnerung an ihre Lieben das Gemälde anfertigen. Als das Gemälde aus Rom eintraf, zog die Gräfin von Venedig nach Meran, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1866 lebte.

Was hat ein Heiligenbild im Merkantilgebäude zu suchen?

1978 kamen infolge der Restaurierung der St. Valentin-Kirche die Fresken von Leopold Puellacher (Telfs 1776-1842) aus dem Spätbarock zum Vorschein, die sich unter dem Gemälde befanden und denselben Bildgegenstand hatten. Das Gemälde wurde daher abgenommen; nach seiner Restaurierung unter der Leitung des Denkmalamtes der Provinz Bozen stellte sich jedoch die Frage, wo es nun untergebracht werden sollte. So kam 2003 das Gemälde Der heilige Valentin predigt den Rätern schließlich in den großen Saal des Merkantilgebäudes, einer der wenigen Säle, die ein solches Werk überhaupt aufnehmen können.

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