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Energie sparen ohne zu investieren

Energie sparen, die eigene Immobilie aufwerten, aber kein eigenes Geld investieren: Was klingt wie die eierlegende Wollmilchsau, nennt sich Energy Performance Contract. Davide Manganotti von Alperia Green Future, einer Alperia-Tochtergesellschaft, hat uns erklärt, was hinter dem Konzept steckt.

Herr Manganotti, fangen wir am Anfang an: Was ist ein Energy Performance Contract (EPC)?
Davide Manganotti: Ein EPC ist ein Vertrag mit mehrjähriger Laufzeit, mit dem eine Energy Service Company - ESCo, ein Energiedienstleister, anstelle eines Kunden Investitionen in die Energieeffizienz von dessen Gebäude oder in die Nutzung erneuerbarer Energien übernimmt. Im Gegenzug teilt man sich die Einsparungen, die sich daraus ergeben.

Werden solche Verträge in Südtirol bereits angeboten?
Ja, und zwar großen Betrieben genauso wie KMU. Dieses Angebot verbreitet sich rasch, weil es die Notwendigkeit berücksichtigt, dass Unternehmer in ihr jeweiliges Kerngeschäft investieren, während sie die Finanzierung und Umsetzung von Maßnahmen zur Energieeinsparung spezialisierten Unternehmen überlassen.

Zurück zur Praxis: Wie schaut eine Vertragsbeziehung auf der Basis eines EPC aus?
Ein EPC ist ein Vertrag, mit dem sich der Anbieter, die ESCo, verpflichtet, einen Eingriff zu planen und umzusetzen, und dafür alle Pflichten und Risiken zu übernehmen: die finanziellen, verwalterischen und jene bezogen auf die Performance. Beim Kunden verbleibt nur die Pflicht, die festgelegten Produktionsvolumina einzuhalten, also etwa die Laufzeiten einer Anlage.

Welche Vorteile zieht das Unternehmen als Kunde aus dem EPC?
Zuallererst spart es sich die Investitionen, kommt zugleich aber in den Genuss der Einsparungen, die sich aus den Eingriffen ergeben. Zugleich kann es sich auf Experten verlassen, wenn es um die Planung und Umsetzung der besten Optionen geht. Es sichert sich einen Partner, der auf der Grundlage der tatsächlichen Performance der getroffenen Maßnahmen bezahlt wird, der also für die gesamte Laufzeit des Vertrages alles tun wird, um die höchstmöglichen Einsparungen zu garantieren. Der letzte und sicher nicht zu vernachlässigende Vorteil ist, dass man der ESCo auch die Beziehungen zu den Lieferanten überlässt, die oft eine Last sind.

Wie groß ist das finanzielle Einsparungspotential konkret?
Das Einsparungspotential variiert von Eingriff zu Eingriff. Es können 20 Prozent der Energierechnung sein, wenn man an Eingriffe wie die Kraft-Wärme-Kopplung oder Photovoltaik-Anlagen denkt, oder auch nur 10 Prozent bei Eingriffen in die Prozesse, die allerdings auch noch weitere Vorteile in Sachen Qualität und Kontinuität mit sich bringen.

Auf der Grundlage eines EPC investiert ein Unternehmen in Energieeffizienz, ohne Mittel vorzustrecken, also ohne Liquidität einzubüßen?
Genau darum geht es. Auf diese Art können Unternehmen Eingriffe durchführen, die vielleicht sonst aus Budgetgründen zurückgestellt werden müssten. So verbessern sich die wirtschaftlichen Indikatoren eines Unternehmens, der Anlagenwert wird gesteigert, die Liquidität aber nicht angetastet.

Wie wirkt sich das EPC-Modell auf den Energieverbrauch aus? Ist es ein Instrument, um den Energieverbrauch unserer Gesellschaft nachhaltig zu senken?
Verschiedenste Studien, darunter auch solche der Energy & Strategy Group des Polytechnikums von Mailand oder des Studienzentrum zur Energieeffizienz CESEF, sehen im EPC eine der effizientesten Möglichkeiten, den Energieverbrauch der Unternehmen zu senken. Spezialisierte Unternehmen können innovative und auf die Notwendigkeiten der Betriebe abgestimmte Eingriffe umsetzen, was deren Performance steigert. Aus Sicht der Nachhaltigkeit bedeutet die Auslagerung der Investitionen an Dritte, mehr Eingriffe zur Energieeinsparung vorzunehmen, den Verbrauch zu senken und so einen positiven Kreislauf in Gang zu setzen.

Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick auf Südtirol werfen: Ist das EPC-Modell eines, das in unserem Land Zukunft hat?
Klar ist, dass die Energiekrise den Fokus von Unternehmern verstärkt auf dieses Thema lenkt. Der EPC ist eine Antwort auf die Notwendigkeit des Sparens und der Einführung neuer, effizienterer Businessmodelle. Das Südtiroler Wirtschaftsgefüge hat ein großes Potential, wenn es um die Anwendung dieses Modells geht – vor allem bei Unternehmen, die das Gemeinwohl besonders im Auge haben.

Info

Davide Manganotti

Davide Manganotti, geboren 1981 in Verona, beschäftigt sich seit 15 Jahren mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. An der Universität Trient zum Umweltingenieur ausgebildet, hat er einen Mastertitel am Mailänder Polytechnikum erworben. Bei Alperia Green Future, dem Energiedienstleister der Alperia-Gruppe, koordiniert Manganotti die Business Unit, die sich um die Entwicklung von Dienstleistungen im B2B-Bereich kümmert. Dazu gehören die Energieberatung und EPC-Investitionen. Auf gesamtstaatlicher Ebene arbeitet Manganotti in verschiedenen Arbeitsgruppen mit, etwa bei Assoesco, der Energy & Strategy Group des Polytechnikums Mailand oder im Studienzentrum zur Energieeffizienz CESEF.

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